Miteinander reden?!
aktualisiert am 31.01.24 von Prof. Dr. Beate Ditzen | Prof. Dr. Melanie Fischer Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Heidelberg | Familienpsychologie und -therapie, Philipps-Universität Marburg
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Hier erhalten Sie Informationen zu den folgenden Themen:
Warum ist Kommunikation in der Partnerschaft so wichtig?
Kommunikation in der Partnerschaft
Ob Menschen in ihrer Partnerschaft zufrieden sind, ist eng damit verbunden, wie sie miteinander umgehen und sprechen, wie sie einander zuhören, Probleme lösen und sich gegenseitig unterstützen. Kurz zusammengefasst - wie sie miteinander "kommunizieren".
Die Forschung hat gezeigt, dass eine gute Kommunikation, gute Problemlösefertigkeiten und gegenseitige Unterstützung (dyadisches Coping) die drei wichtigsten Kernkompetenzen für eine dauerhaft glückliche Partnerschaft sind.
Ungünstige Kommunikationsmuster stellen hingegen einen der wichtigsten Faktoren für die Vorhersage von unglücklichen Beziehungen und Trennungen dar. So ist es nicht besonders überraschend, dass "Probleme in der Kommunikation" ein Hauptgrund sind, warum Paare sich entschließen, eine Paartherapie zu beginnen.
Cartoon von Renate Alf "Verallgemeinern"
Häufige Fehler in der Paar-Kommunikation
Scheidungsgefährdete Paare machen häufig bestimmte Fehler in der Art, wie sie miteinander reden. Oft geschieht dies unabsichtlich, aber leider haben diese ungünstigen Kommunikationsstrategien sehr negative Auswirkungen auf die Beziehung und die Zufriedenheit in der Partnerschaft.
In der Paarforschung hat sich gezeigt, dass insbesondere die folgenden Aspekte eine Trennung oder Scheidung wahrscheinlicher machen:
Häufige und langandauernde negative Gesprächsinhalte
Starke Neigung zur Eskalation
Auftreten von Kommunikationsfehlern
Hohe Verächtlichkeit:
- z.B. das Gegenüber im Gespräch mit Worten oder Gestik und Mimik abwerten ("Pfff, naja - das geht halt nicht bei uns wegen deiner Probleme.")
Defensivität:
- z.B. sich sofort angegriffen fühlen und verteidigen bzw. "zurückschießen" ("Stress mich nicht noch mehr, außerdem hättest du es ja auch machen können!")
Verallgemeinernde Kritik:
- z.B. Worte wie "immer", "nie", "dauernd" oder "alles" gebrauchen ("Nie machst du was im Haushalt!" oder "Immer meckerst du herum!")
Provokation:
- z.B. den anderen absichtlich verletzen, um sie oder ihn "aus der Reserve zu locken" ("Andere Männer und Frauen kriegen das ja auch hin, mal mitzudenken und sich Familientermine zu merken!")
Rückzug:
- z.B. innerlich aus der Diskussion gehen und nicht mehr über die Streitthemen sprechen, sondern sich hinter einer Mauer aus Schweigen verschanzen (Arme verschränken, das Gegenüber ignorieren, usw.)
Um Konflikte oder Krisen in der Partnerschaft besser bewältigen zu können, ist es daher besonders wichtig, an der Kommunikation und den Problemlösefertigkeiten zu arbeiten. Dazu finden Sie in den folgenden Abschnitten weitere Informationen.
Oft werden negative Kommunikationsmuster unter Stress verstärkt. Das heißt, dass wir Menschen in entspannten Situationen meist besser kommunizieren als unter großem Druck. Daher ist die Pflege der Beziehung genauso wichtig wie eine gute Selbstfürsorge. Tipps und Anregungen dazu finden Sie im Abschnitt Was brauche ich? Was brauchen wir? .
Wichtig!
Die Informationen und Tipps auf dieser Webseite können in vielen Situationen hilfreich sein. Es handelt sich um grundlegende Erkenntnisse der Paar- und Kommunikationsforschung, welche unabhängig von konkreten Situationen, sozialen Hintergründen oder der sexuellen Orientierung wichtig für glückliche Paarbeziehungen sind.
Es gibt jedoch einige Ausnahmen. Dazu gehören Partnerschaften, in denen eine Person die andere verbal oder körperlich fortlaufend angreift, einschüchtert, bedoht oder von anderen Menschen isoliert. Wenn Sie eine solche Situation erleben, wenden Sie sich bitte dringend an eine individuelle Beratung. Adressen finden Sie hier .
Was sind die Grundvoraussetzungen für gute Kommunikation?
Ein guter Rahmen für ein Gespräch
Inhalte Video in Textform
Gute Kommunikation?
Dina Martin kommt gestresst von der Arbeit nach Hause und hat schlechte Laune.
Sie platzt ins Wohnzimmer, während ihr Mann Jerome noch eine E-Mail schreibt, und sagt, sie wolle heute nicht kochen, er solle das bitte übernehmen.
Jerome fühlt sich überrumpelt und reagiert gereizt. Er kann nicht verstehen, warum die ursprüngliche Planung geändert wurde und er die Aufgabe übernehmen soll. Außerdem hatte er auch einen anstrengenden Tag und hat sich auf einen entspannten Abend gefreut. Er möchte Dina dies sagen.
Dina unterbricht Jerome, wodurch er sich übergangen fühlt. Es kommt zum Streit.
In dieser Situation könnte den beiden die „Time-Out“ Methode helfen. Diese wird in einem anderen Video genauer erklärt.
Hätte die Situation auch anders ausgehen können? Spulen wir noch einmal zurück…
Dina hatte einen anstrengenden Tag bei der Arbeit und fühlt sich deshalb ausgelaugt und müde, als sie nach Hause kommt. Sie möchte sich am Abend entspannen und möchte nicht mehr groß für die Familie kochen, wie eigentlich geplant.
Zuhause angekommen, fragt sie Jerome, ob er kurz Zeit für ein Gespräch hat. Er willigt ein und Dina erzählt von ihrem stressigen Tag und dass sie heute nicht kochen möchte. Jerome lässt Dina ausreden und fragt nach, was sie sich vorstelle.
Für Dina wäre die beste Lösung, wenn er sich um das Abendessen kümmern könnte, aber da auch Jerome heute einen anstrengenden Tag hatte, möchte auch er nichts Aufwendiges machen.
Das kann Dina gut verstehen. Gemeinsam einigen sie sich darauf, heute einfach mal etwas zu bestellen.
Beide haben das Gefühl verstanden zu werden und einen guten Kompromiss gefunden zu haben und freuen sich über einen guten Austausch beim Abendessen.
Was denken Sie?
- Was haben Dina und Jerome gut gemacht?
- Was könnten die beiden noch verbessern?
Zusammengefasst helfen folgende Punkte, um ein Gespräch gut zu starten:
- Gute Rahmenbedingungen für das Gespräch schaffen
- Das Gespräch fair und gleichberechtigt führen
- Sich bewusst machen, um welche Art von Gespräch es sich handelt
- Sich bewusst machen, was das Ziel des Gesprächs ist
- Schwierige Gespräche nicht in einer gefühlsmäßig aufgeladenen Situation führen
- Mit einer offenen und neutralen Haltung in das Gespräch gehen
Eskaliert Ihr Streit oft?
Wenn Sie dies ändern möchten, schauen Sie sich die Time-Out Technik an!
Und was hilft nun im Gespräch?
Wenn die oben genannten Grundbedingungen gegeben sind, kann ein Gespräch - gerade wenn es um ein schwieriges Thema geht - besser gelingen. Was aber hilft während des Gesprächs, wenn wir dann endlich miteinander reden? Schauen Sie sich die Rolle des Sprechens und des Zuhörens weiter unten an, wenn Sie mehr dazu erfahren wollen.
Wie können wir besser mit heftigen Streits umgehen?
Die Time-Out Technik
Was können wir tun, wenn es doch einmal nicht so gut läuft und ein Gespräch zum heftigen Streit wird? Ganz vermeiden lässt sich das häufig nicht. Die Time-Out Technik kann jedoch helfen, schlimmen Schaden an der Beziehung zu verhindern. Verletzende Dinge, die einmal gesagt wurden, können wir nicht mehr einfach zurücknehmen. Häufiges und heftiges Streiten fügt so der Beziehung wiederholt Schaden zu, als ob kleine Risse entstehen, die sich immer mehr ausweiten.
Die Time-Out Technik ist dazu da, die kritische Situation zu stoppen, weiteren Schaden zu verhindern und zu einem späteren Zeitpunkt mit kühlerem Kopf eine Lösung zu finden.
"Wenn Sie Paaren nur eine Technik mitgeben könnten, welche wäre das?" - "Ohne Frage, die Time-Out Technik."
In 5 einfachen Schritten zum Time-Out
Inhalte Video in Textform
Time-Out-Plan erstellen
Jedem Paar ist das sicher schon mal passiert: Aus einer Diskussion entwickelt sich ein schlimmer Streit und es werden verletzende Dinge gesagt, die man später bereut.
Leider können auch häufige kleine Konflikte oder seltenere heftige Streits der Beziehung langfristig einen tiefgehenden Schaden zufügen.
Die Time-Out Technik gibt Ihnen die Möglichkeit, Diskussionen zu unterbrechen, BEVOR ein schlimmer Streit daraus wird und beide Partner bzw. Partnerinnen so verärgert sind, dass keine Lösung des Konflikts mehr möglich ist.
Schritt 1: Time-Out Plan erstellen
Bevor Sie die Time-Out Technik einsetzen können, ist es unbedingt notwendig, dass Sie darüber mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin in einem ruhigen Moment sprechen und gemeinsam einen Time-Out Plan festlegen.
Das Time-Out kann nur funktionieren, wenn Sie sich beide gemeinsam dafür entscheiden, das Time-Out zu nutzen und die Regeln dafür auch gemeinsam festlegen und sich dann daran halten – und zwar vorher und nicht im Streit!
Der Time-Out Plan sollte gemeinsam schriftlich festgehalten werden und bestimmte Punkte beinhalten:
Ein Beispiel für einen Time-Out Plan gibt es zum Downloaden auf der STARK-Webseite.
- Was sind unsere persönlichen Anzeichen, die uns zeigen, dass es Zeit für ein Time-Out ist?
- Welches Symbol oder Handzeichen soll genutzt werden, um dem anderen zu signalisieren „Ich brauche jetzt ein Time-Out und möchte unseren gemeinsam erstellen Time-Out Plan aktivieren“.
- Wie lange soll ein Time-Out dauern und was werden beide in der Zeit des Time-Outs machen, um sich zu beruhigen?
- Wann und wie wird die Diskussion über das schwierige Thema wieder aufgenommen? Hier sollte ein konkreter Zeitpunkt festgelegt werden. Jedes Paar kennt sich selbst am besten und weiß, wie lange beide brauchen, um wieder ruhig über einen strittiges Thema sprechen zu können.
Durch einen festgelegten Time-Out Plan wissen beide, dass sie jetzt erst mal Zeit haben, den Kopf wieder frei zu bekommen, dass das Thema zu einem festgelegten Zeitpunkt noch einmal besprochen wird und beiden eine Klärung wichtig ist.
Im ersten Video wird Schritt 1 erklärt.
Hier wird die Time-Out Technik vorgestellt und gezeigt, wie ein Paar einen gemeinsamen Time-Out Plan erstellen kann.
Im zweiten Video werden die Schritte 2-5 erklärt.
Hier geht nun darum, den gemeinsam erstellten Time-Out Plan in alltäglichen Situationen anzuwenden.
Inhalte Video in Textform
Time-Out anwenden
Im vorherigen Video wurde gezeigt, wie man gemeinsam einen Time-Out-Plan erstellt. Dies ist der erste Schritt, um die Time-Out-Methode anwenden zu können.
Schritt 2: Eigene Gefühle rechtzeitig erkennen
Um die Methode dann in einer Diskussion einsetzen zu können, ist es sehr wichtig zu bemerken, wann es Zeit für ein Time-Out wird. Warnsignale können zum Beispiel bestimmte Wörter oder die Körpersprache sein oder auch eigene Gefühle. Jeder Mensch ist anders und damit wir rechtzeitig ein Time-Out einsetzen können, ist es wichtig, sich selbst gut zu kennen.
Schritt 3: Time-Out respektvoll aktivieren und annehmen
Der nächste Schritt ist, sich aktiv für ein Time-Out zu entscheiden: Einfach wegzugehen, die Tür zu knallen oder laut zu schreien „Mir reicht es mit dir!“ ist kein Timeout, eine Basketball-Mannschaft geht ja auch nicht einfach so vom Platz.
Stattdessen machen Sie das im Time-Out Plan vereinbarte Signal und warten, dass Ihr gegenüber das Signal erwidert. Dazu ist es nicht unbedingt nötig zu sprechen, der Ablauf ist im Time-Out Plan geregelt, wodurch es leichter wird, in aufgeladenen Situationen das Time-Out zu nutzen. Wenn Ihr Partner oder Ihre Partnerin das Time-Out aktiviert, gehört es zur Technik, es respektvoll anzunehmen, auch wenn es Ihnen gerade nicht passt, so wie Sie sich dies ja auch von Ihrem Gegenüber wünschen, wenn Sie ein Time-Out aktivieren wollen. Es ist auch wichtig, dass beide das Time-Out nur für sich selbst aktivieren und nicht für den anderen „zur Strafe“. Im Sport kann ja auch nicht die eine Mannschaft der anderen das Time-Out verordnen.
Schritt 4: Aktiv den Kopf abkühlen
Nutzen Sie das Time-Out auch wirklich für sich, um danach ruhig zum Gespräch zurückkehren zu können. Die Diskussion immer wieder im Kopf durchgehen hilft meist nicht dabei und macht alles noch schlimmer. Finden Sie für sich heraus, was Ihnen während des Time-Outs am besten tut. Nutzen Sie die Zeit zum Herunterkommen und um den Kopf frei zu bekommen; auch dann, wenn Sie das Time-Out nicht selbst aktiviert haben, sondern auf den Wunsch der anderen Person eingegangen sind. In der Regel tut es beiden Personen gut, wieder ruhiger zu werden.
Schritt 5: Problem zu festgelegtem Zeitpunkt erneut besprechen
Im letzten Schritt finden Sie sich wieder zusammen und versuchen, sich mit kühlem Kopf wieder auf das Gespräch einzulassen. Manchmal braucht es sehr viele Gespräche, bis ein Problem geklärt ist und beide sich verstanden fühlen. Um Probleme ruhig, respektvoll und effizient zu lösen, kann das Problemlöse-Schema für Paare eine Hilfestellung sein.
Es ist ein wichtiger Teil des Time-Outs, sich dem Problemthema später wieder zu stellen, denn sonst wird das Problem nur aufgeschoben bis zum nächsten Streit.
Kurz Zusammengefasst:
- Time-Out Plan gemeinsam erstellen
- Eigene Gefühle rechtzeitig erkennen
- Time-Out respektvoll aktivieren/annehmen
- Aktiv den Kopf abkühlen
- Problem zum festgelegten Zeitpunkt erneut besprechen
Zwei Rollen: Sprechen und Zuhören
Miteinander sprechen und sich verstehen...
Wenn Menschen miteinander ein gutes Gespräch führen, nehmen sie abwechselnd die Rolle des Sprechens und die des Zuhörens ein. Im Verlauf des Gesprächs spricht mal die eine Person und das Gegenüber hört zu und mal ist es andersherum. Durch diesen Wechsel kommen beide Personen zu Wort und beide haben das Gefühl, in ihrem Anliegen ernst genommen zu werden. Diese beiden Rollen sind essentiell für gute Kommunikation und daher lohnt es sich, sie einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Wenn wir im Gespräch gerade in der Rolle des Sprechens sind, teilen wir unser Anliegen mit. Manchmal erzählen wir vielleicht etwas, das uns bewegt hat, oder äußern einen Wunsch. Wir teilen uns also aktiv mit. Wenn wir im Gespräch gerade in der Rolle des Zuhörens sind, nehmen wir das Anliegen des Gegenübers auf. Wir richten unsere Aufmerksamkeit auf die andere Person, hören genau zu, fragen nach, wenn uns etwas unklar ist, und geben der anderen Person das Gefühl, dass wir sie ernst nehmen und sie uns wichtig ist.
Das klingt zunächst ganz klar und einfach. Aber wenn wir genauer hinschauen, passieren hier oft viele Fehler, die in einer Partnerschaft mit der Zeit zu einer ernsten Belastung werden können. Hier erfahren Sie, warum Sprechen und Zuhören so wichtig sind und warum man nicht beides gleichzeitig machen kann.
Sprechen und Zuhören - ganz einfach, oder?
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Sprechen, um verstanden zu werden
Im Gespräch nehmen wir abwechselnd die Rolle des Sprechens und die Rolle des Zuhörens ein. Wenn wir sprechen, teilen wir unsere Sorgen, Wünsche oder Meinungen mit. Wenn wir zuhören, nehmen wir das Gesagte unseres Gegenübers aktiv auf.
Das ist, wie wenn wir uns einen Ball zuwerfen. Eine Person wirft und eine fängt. Dann wird gewechselt. Wenn ich aber immerzu werfe, kann mein Gegenüber nicht mehr fangen. Und wenn ich nicht fange, lasse ich die Bemühungen meines Gegenübers ins Leere laufen. Streit und Unzufriedenheit in der Partnerschaft sind dann vorprogrammiert. Wir können nicht beide Rollen gleichzeitig einnehmen. Ein Gespräch entsteht nur, wenn wir warten, bis der Rollenwechsel sinnvoll ist und wenn wir beide Rollen gut ausfüllen.
Dabei gibt es einige Regeln, die eine gelungene Verständigung erleichtern. Diese hilfreichen Regeln sowie mögliche Stolpersteine wollen nun einmal genauer für die Rolle des Sprechens anschauen.
1. Sprechen Sie von Ihren eigenen Gedanken und Gefühlen. Kennzeichnend ist der Ich-Gebrauch. Alle Aussagen werden dadurch persönlicher. Äußerungen, die auf andere gerichtet sind, sogenannte Du-Sätze, werden meist als Vorwürfe oder Anklagen verstanden und wirken als Auslöser für Gegenangriffe und Rechtfertigungen.
Konkret kann das so aussehen: „Nie stehst du auf meiner Seite!“ vs. „Ich fühle mich so alleine gelassen in den Diskussionen mit deiner Mutter.“
2. Sprechen Sie konkrete Situationen oder Anlässe an, sodass Verallgemeinerungen (z.B. „immer“, „nie“) vermieden werden. Verallgemeinerungen rufen meist sofortigen Widerspruch hervor und lenken vom eigentlichen Inhalt ab.
Nochmal konkret: „Bei deinen Freunden lässt du mich immer links liegen.“ vs. "Letzten Freitag, als wir Karin getroffen hatten, hatte ich das Gefühl, dir gar nicht wichtig zu sein.“
3. Sprechen Sie von konkretem Verhalten in bestimmten Situationen. Das macht Ihre Aussagen nachvollziehbarer und Sie vermeiden es, Ihr Gegenüber zu bewerten. Eine Unterstellung negativer Eigenschaften (z.B. „typisch“, „unfähig“, „langweilig“, „nie aktiv“) ruft nur Widerspruch hervor. Trennen Sie in Ihren Aussagen das Verhalten, das Sie wahrnehmen, von den Gefühlen und Gedanken, die es bei Ihnen auslöst.
Nochmal konkret: „Nie machen wir etwas, weil du immer nur auf der Couch hängst. Das ist so typisch.“ vs. "Ich möchte etwas unternehmen und würde mich freuen, wenn du mitkommst.“
4. Achten Sie darauf, nur auf Inhalte einzugehen, die für das von Ihnen gewählte Thema auch wichtig sind und die Ihrem Gegenüber klarer machen, was Ihr Anliegen ist.
Nochmal konkret: „Deine Arbeit geht dir über alles! Und überhaupt ist dir alles andere eh wichtiger als deine Familie.“ vs. "Ich möchte gerne einmal mit dir über deine langen Arbeitszeiten sprechen."
5. Öffnen Sie sich und beschreiben Sie, was in Ihnen vorgeht. Wenn Sie Ihre Gefühle und Bedürfnisse äußern, lassen sich Anklagen und Vorwürfe vermeiden und Sie machen sich viel leichter verständlich.
Nochmal konkret: „Ich würde ja gerne öfter reden, aber mit dir geht das ja eh nicht!“ vs. „Ich habe mich über unser gutes Gespräch gestern gefreut. Das gibt mir das Gefühl, an den Problemen arbeiten zu können.“
Obwohl es eigentlich so einfach klingt, ist die Sache mit dem Zuhören und Sprechen nicht immer selbstverständlich. Vielleicht haben Sie es auch schon mal erlebt, dass zwei Menschen versucht haben, miteinander zu reden, aber beide gleichzeitig in der Rolle des Sprechens verharrten. Beide wollten unbedingt dem Gegenüber etwas sagen und waren zu gestresst oder zu ärgerlich, um zuzuhören, was der oder die andere eigentlich zu sagen versucht. Dass so etwas schnell im Streit endet, ist kein Wunder.
Zuhören ist auch nicht gleich zuhören. Wenn wir genervt abwarten, bis der oder die andere endlich fertig ist, um auch mal etwas zu sagen, dann hat dies mit dem für die Partnerschaft so wichtigem "aktiven Zuhören" nichts mehr zu tun.
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Die Kunst des Zuhörens
In einem Gespräch wechselt man häufig die Rolle des Sprechens und des Zuhörens. Wie für die sprechende gibt es auch Tipps für die zuhörende Person. In der Rolle des Zuhörens ist es hilfreich, folgende Punkte zu beachten.
1. Zeigen Sie nonverbal (nicht-sprachlich), dass Sie zuhören und Interesse haben. Gesten wie ein Nicken oder kurze zustimmende Einwürfe sind hilfreich. Wichtig ist auch, den Blickkontakt mit dem Gegenüber zu halten und eine zugewandte Körperhaltung zu zeigen. Für ein besseres gegenseitiges Verständnis ist hilfreich, das Gegnüber mit kurzen Sätzen wie z.B. „Ich würde gerne mehr darüber hören!“ zum Weitersprechen zu ermutigen.
2. Melden Sie die wesentlichen Äußerungen Ihres Gegenübers in eigenen Worten zurück, um deutlich zu machen, dass Sie alles verstanden haben. Wenn es Ihnen schwer fällt, die Äußerungen Ihres Gegenübers in eigene Worte zu fassen, sollten Sie vor wörtlichen Wiederholungen nicht zurückschrecken. Diese unterstützen Sie beim Verstehen Ihres Gegenübers, decken Missverständnisse auf und strukturieren das Gespräch.
Beispiel: „Der Christian auf der Arbeit hat einen Riesen-Zirkus gemacht. Alle waren sauer.“ vs. „Wenn ich das richtig verstanden habe, war das ganze Team sehr verärgert."
3. Was Ihnen zum besseren Verständnis hilft, sollten Sie mit offenen Fragen in Erfahrung bringen. Eine offene Frage erkennt man daran, dass sie die Anwort nicht vorwegnimmt, z.B.: "Woran hast du das gemerkt?“ anstatt von „Aber das musst du doch gemerkt haben, oder?“. Offene Fragen ersparen Ihnen unnötige Interpretationen, vermitteln Ihrem Gegenüber Interesse und nötigen nicht zu Rechtfertigungen, sondern ermutigen, sich tiefer auf das gewählte Thema einzulassen.
Beispiel: „Hast du wieder Ärger auf der Arbeit gehabt?“ vs. „Wie war dein Tag?“
4. Faires Gesprächsverhalten ist nicht selbstverständlich. Loben Sie Ihr Gegenüber für offene und verständliche Äußerungen. Natürlich kann auch die Person in der Rolle des Sprechens das gute Zuhören des Gegenüber loben.
Beispiel: "Endlich sagst, du mal was dich stört.“ vs. „Danke, dass du mir das erzählst. Das hilft mir, dich besser zu verstehen.“
5. Es gibt Situationen, in denen es nicht möglich sein wird, mit Verständnis auf die sprechende Person zu reagieren, etwa weil Äußerungen Sie sehr aufregen. In einem solchen Fall sollten indirekte Aussagen wie z.B. „Aber das stimmt doch gar nicht!“ vermieden werden.
Beispiel: „Du redest wieder mal totalen Quatsch.“ vs. „Es überrascht mich, dass du das so siehst. Ich habe dazu ganz andere Informationen erhalten.
Diese Gesprächsregeln haben schon vielen Paaren geholfen, wieder miteinander ins Gespräch zu kommen. Und denken Sie daran: Wir können nie gleichzeitig werfen und fangen. Zu einem erfolgreichen Spiel gehört auf beiden Seiten beides dazu.
Und wie geht das nun mit dem richtigen Sprechen und Zuhören?
Die Paarforschung beschäftigt sich seit über 40 Jahren intensiv mit der Frage, was hilfreiche Strategien in der Paarkommunikation sind. Die folgenden Tipps sind langjährig erprobt und haben sich in zahlreichen Studien als hilfreich und wirksam erwiesen. Sie stammen aus dem EPL (Ein Partnerschaftliches Lernprogramm). Dabei handelt es sich um ein wissenschaftlich entwickeltes Programm zur Prävention von Problemen in der Partnerschaft. Mehr Informationen zum EPL finden Sie unter Quellen und Links.
Fertigkeiten des Sprechens
1. Ich-Gebrauch
Sprechen Sie von Ihren eigenen Gedanken und Gefühlen. Kennzeichen dafür ist der Ich-Gebrauch. Alle Aussagen werden dadurch persönlicher. Äußerungen, die nur auf andere gerichtet sind (Du-Sätze), sind meist Vorwürfe oder Anklagen, die häufig als Auslöser für Gegenangriffe oder Rechtfertigungen wirken.
Beispiel 1
Richtig: "Ich brauche heute mal Ruhe und wünsche mir eine andere Lösung für das Kochen."
Falsch: "Du bist schon länger zu Hause und kommst gar nicht auf die Idee, zu kochen."
Beispiel 2
Richtig: "Ich möchte gerne über den Wochenplan sprechen. Wann wäre denn für dich ein guter Zeitpunkt?"
Falsch: "Du machst gar nichts im Haushalt und alles bleibt an mir hängen."
2. Konkrete Situation ansprechen
Sprechen Sie konkrete Situationen oder Anlässe an, sodass Verallgemeinerungen (z.B. "immer", "nie") vermieden werden. Verallgemeinerungen rufen meist sofortigen Widerspruch hervor und lenken vom eigentlichen Inhalt der konkreten Situation völlig ab. Durch die Einhaltung dieser Regel werden Ihre Aussagen anschaulicher.
Beispiel 1
Richtig: "Gestern Abend bei der Feier habe ich mich ganz unwohl und alleine gefühlt, während du mit deinen Freundinnen und Freunden das neue Auto von Thorsten angeschaut hast."
Falsch: "Immer lässt du mich links liegen, wenn es um deine Freundinnen und Freunde geht."
Beispiel 2
Richtig: "Wenn wir nächstes Wochenende zu deinen Eltern fahren, wünsche ich mir mehr Unterstützung von dir, falls das Thema Teilzeitarbeit wieder aufkommt."
Falsch: "Du kannst gerne alleine zu deinen Eltern fahren. Dein Vater attackiert mich immer mit seinen Ideen zu Frauen und Arbeit und du hältst dann einfach die Klappe."
3. Konkretes Verhalten ansprechen
Sprechen Sie von konkretem Verhalten in bestimmten Situationen. Das macht Ihre Aussagen nachvollziehbarer und Sie vermeiden dadurch, Ihr Gegenüber zu bewerten. Eine Unterstellung negativer Eigenschaften (z.B. "typisch", "unfähig", "langweilig", "nie aktiv") ruft nur Widerspruch hervor. Trennen Sie in Ihren Aussagen das Verhalten, das Sie wahrnehmen, von den Gefühlen und Gedanken, die es bei Ihnen auslöst.
Beispiel 1
Richtig: "Ich stelle mir zum Beispiel vor, dass ich die Kinder mittags nach der Arbeit vom Kindergarten hole und du sie morgens vor der Arbeit hinbringen könntest."
Falsch: "Das ist wieder total typisch. Ich bringe und hole die Kinder und du wirst nie aktiv, wenn es um solche Familienangelegenheiten geht."
Beispiel 2
Richtig: "Es ist schwierig für mich, wenn du das ganze Wochenende nicht da bist und ich mit den Kindern und dem Haushalt alleine bin."
Falsch: "Du kannst dir ja gar nicht vorstellen, wie das hier für mich mit zwei kleinen Kindern alleine ist."
4. Beim Thema bleiben
Achten Sie darauf, nur auf solche Inhalte einzugehen, die für das von Ihnen gewählte Thema von Belang sind und Ihrem Gegenüber klarer machen, was Ihr Anliegen ist. Sonst läuft das Gespräch Gefahr, völlig vom eigentlichen Thema abzukommen.
Beispiel
Richtig: "Ich fühle mich so oft in die Ecke gedrängt, wenn deine Mutter uns Erziehungsratschläge gibt. Wie ist das denn für dich?"
Falsch: "Wenn wir bei deinen Eltern sind, kritisiert deine Mutter ständig meine Erziehung der Kinder. Das nervt mich total und du sagst auch nie was dazu. Sie hat völlig altmodische Ansichten. Das zeigt sich ja auch an den ungesunden, fettreichen Mahlzeiten, die wir dann immer essen müssen."
5. Sich öffnen
Öffnen Sie sich und beschreiben Sie, was in Ihnen vorgeht. Wenn Sie Ihre Gefühle und Bedürfnisse direkt äußern, lassen sich Anklagen und Vorwürfe vermeiden und Sie können sich viel leichter verständlich machen. Auch kann dadurch "negatives Gedankenlesen" vermieden werden. Hierunter versteht man Äußerungen, welche die Reaktionen der Partnerin oder des Partners vorwegnehmen, z.B. "Auf andere Art kann man ja nicht mit dir reden." oder "Ich würde etwas unternehmen, aber du machst ja doch nicht mit.". Die sprechende Person versucht damit, sich schon im Voraus gegen eine mögliche Reaktion abzusichern, bewirkt aber häufig genau das Gegenteil des Gewünschten mit einer selbsterfüllenden Prophezeiung.
Beispiel
Richtig: "Es tut mir so gut, ab und zu mal etwas zu unternehmen, zum Beispiel in der Stadt ein Eis essen zu gehen oder eine Fahrrad-Tour zu machen. Ich fühle mich dann lebendig und spüre Lebensfreude."
Falsch: "Nie unternimmst du etwas mit mir. Unsere Beziehung ist total langweilig geworden."
Fertigkeiten des Zuhörens
1. Aufnehmendes Zuhören
Zeigen Sie Ihrem Gegenüber nonverbal (nicht-sprachlich), dass Sie ihm zuhören und Interesse an seinen Äußerungen haben. Dies kann zum Beispiel durch unterstützende Gesten wie Nicken oder kurze Einwürfe wie "mhm" oder "aha" geschehen. Wichtig ist neben dem Blickkontakt auch eine dem Gegenüber zugewandte Körperhaltung. Ermutigungen, doch weiterzusprechen, beispielsweise mithilfe des Einwurfs "Ich würde gern mehr darüber hören!", verstärken das Gegenüber in seinem Erzählen.
Richtig
Dina: "Ich hatte heute einen total anstrengenden Tag. So viele Meetings und dann auch noch das Gespräch mit meinem Chef."
Jerome nickt und schaut ermutigend: "Hm, ja. Das klingt anstrengend."
Dina: "Wir sollen diese Präsentationen bis nächste Woche fertig machen. Ich weiß gar nicht, wie das gehen soll."
Falsch
Dina: "Ich hatte heute einen total anstrengenden Tag. So viele Meetings und dann auch noch das Gespräch mit meinem Chef."
Jerome wühlt in einer Schublade: "Ja, sag mal, wo ist denn der Schraubenzieher hingekommen. Also bei Paul ist das auch so, dass der Chef die Gespräche immer auf Tage legt, an denen eh schon viele Besprechungen sind. Da musst du halt mal sagen, dass es so nicht geht. Ah, hier ist er ja."
Dina: "Eigentlich wollte ich dir noch was erzählen, aber du hörst mir ja gar nicht zu."
Jerome: "Geht das jetzt wieder los!?"
2. Zusammenfassen
Melden Sie die wesentlichen Äußerungen Ihres Gegenübers in eigenen Worten zurück, um deutlich zu machen, dass Sie ihn verstanden haben. Fällt es Ihnen schwer, die Äußerung in eigene Worte zu kleiden, sollten Sie vor wörtlichen Wiederholungen nicht zurückschrecken. Diese Regel unterstützt Sie beim Verstehen Ihres Gegenübers, deckt Missverständnisse auf und strukturiert das Gespräch.
Richtig
Sabine: "Mir ist alles viel zu viel. Ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht. Mia muss morgen von der Theater-AG abgeholt werden, Jonas geht zurzeit so ungern in die Schule, seit er diesen Streit mit dem Mitschüler hatte, und Ben hat schon wieder eine 5 nach Hause gebracht. Ich habe Angst, dass die Kinder hinten runterfallen in diesen schwierigen Zeiten. Und dabei bräuchte ich selbst auch mal eine Auszeit."
Thomas: "Ja, dir ist einfach alles gerade zu viel und du machst dir große Sorgen um die Kinder."
Sabine: "Ja, genau! Ich frage mich halt, wie wir sie gut unterstützen können. Und ich würde auch gerne mehr Zeit für Erholung für uns alle haben."
Thomas: "Du wünscht dir mehr Zeit für Freizeit und für die Kinder."
Sabine: "Ja, total. Es war so schön, als wir neulich mal zusammen im Zoo waren. Jonas ist so aufgeblüht. Sogar Mia fand die Affen lustig. Ich würde gerne mal schauen, wann wir wieder so etwas einplanen können."
Thomas: "Das finde ich eine schöne Idee."
3. Offene Fragen
Was Ihnen zum besseren Verständnis der Aussagen Ihres Gegenübers hilft, sollten Sie mit offenen Fragen in Erfahrung bringen: "Wie ging es dir dabei?", "Woran hast du das gemerkt?" - und nicht: "Aber das musst du doch gemerkt haben, oder?". Offene Fragen ersparen Ihnen unnötige Interpretationen, vermitteln Ihrem Gegenüber Interesse und nötigen nicht zu Rechtfertigungen, sondern ermutigen, sich tiefer auf das gewählte Thema einzulassen.
Dina: "Mein Chef hatte heute so schlechte Laune, er hat die ganze Zeit rumgemeckert."
Richtig
Jerome: "Wie ist es dir in der Situation gegangen?"
Falsch
Jerome: "Da warst du bestimmt genervt!" oder "Da wäre ich voll ausgetickt und hätte ihm meine Meinung gesagt."
4. Lob für das Gesprächsverhalten
Faires Gesprächsverhalten ist nicht selbstverständlich. Loben Sie Ihr Gegenüber für offene und verständliche Äußerungen, damit die Person sich ermutigt fühlt (z.B.: "Ich verstehe es jetzt viel besser, weil du mir das so klar und offen gesagt hast"). Natürlich kann auch die sprechende Person gutes Zuhören des Gegenübers loben.
RichtigJerome: "Ich wünsche mir, dass wir häufiger über unsere Bedürfnisse miteinander reden. Durch solche Gespräche habe ich den Eindruck, dass wir uns näher sind und einander besser verstehen."
Dina: "Es hilft mich sehr, wenn du mir das so offen und direkt sagst. Dann kann ich auch besser darauf eingehen."
5. Rückmeldung des ausgelösten Gefühls
Es gibt Situationen, in denen es Ihnen nicht möglich sein wird, mit Verständnis auf Ihr Gegenüber zu reagieren, etwa weil die Äußerungen Sie sehr aufgebracht haben. In einem solchen Fall sollten indirekte Aussagen vermieden werden (z.B.: "Aber das stimmt doch gar nicht!"). Stattdessen melden Sie besser Ihre eigenen Gefühle direkt zurück (z.B.: "Ich bin völlig überrascht, dass du das so siehst."). Genauso wichtig ist es, auch aufkommende positive Gefühle zurückzumelden (z.B.: "Mich freut es, dass du das mit mir gemeinsam machen willst!").
Dina: "Immer wenn wir über deine Mutter sprechen bist du völlig parteiisch und auf ihrer Seite."
Richtig
Jerome: "Ich bin überrascht, dass du diesen Eindruck gewonnen hast. Das tut mir leid und es verletzt mich auch etwas. Für mich ist auch nicht so einfach, dass es diese Spannungen gibt."
Falsch
Jerome: "Das ist völliger Blödsinn! Das bildest du dir nur ein, da du sie eben nicht leiden kannst."
Cartoon von Renate Alf "Ich-Botschaft"
Kurz Zusammengefasst: Sprechen
- Ich-Sätze
- Konkrete Situation ansprechen
- Konkretes Verhalten beschreiben
- Beim Thema bleiben
- Sich öffnen
Kurz Zusammengefasst: Zuhören
- Aufnehmend zuhören
- Zusammenfassen
- Offene Fragen
- Gesprächsverhalten loben
- Das ausgelöste Gefühl äußern
Übersicht Regeln Zuhören und Sprechen - mit Erläuterungen herunterladen.
Wie lösen wir Probleme?
Probleme lösen und Entscheidungen gemeinsam treffen
In einer Beziehung gemeinsam Probleme zu lösen oder wichtige Entscheidungen zu treffen, kann sehr herausfordernd sein, und ungelöste Konflikte sind auf Dauer meist sehr belastend. Expertinnen und Experten haben als Hilfestellung für solche Situationen ein Schema entwickelt, das die gemeinsame Arbeit an einer Lösung unterstützen kann.
Das Schema kommt Ihnen vielleicht erstmal ein wenig unnatürlich vor. Wenn Sie es aber ausprobieren, werden Sie merken, dass diese strukturierte Vorgehensweise sehr hilfreich sein kann! Es braucht etwas Zeit, das Schema Schritt für Schritt durchzugehen - suchen Sie sich also gemeinsam einen ruhigen Moment, in dem Sie beide bereit sind, sich dem Thema zu widmen.
Im folgenden Video lernen Sie das Schema genauer kennen.
Inhalte Video in Textform
Problemlöse-Schema
1. Das Problem ansprechen: Erzählen Sie Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin genau, um welchen Konflikt es sich handelt, indem Sie Ihre Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche schildern. Das Gegenüber hört aufnehmend zu, fragt nach, fasst zusammen. Erst dann sollte der Partner oder die Partnerin seine Sicht erklären. Tauschen Sie sich so lange aus, bis beide den Eindruck haben, genau zu verstehen, was in dem anderen vorgeht, und selbst genügend über das Problem gesagt zu haben. Dann äußert jeder einen Wunsch, den der oder die andere wiederholt. Lassen Sie sich für diesen ersten Schritt viel Zeit! Schreiben Sie nun das Thema des Konflikts in das Schema.
2. Lösungsmöglichkeiten sammeln und aufschreiben: Schreiben Sie erst einmal alle Vorschläge auf (ggf. auf zusätzliches Papier), auch solche, die im ersten Moment ein wenig abwegig erscheinen. Denn oft sind es die ungewöhnlichen Gedanken, die neue Lösungsmöglichkeiten eröffnen. Jeder soll mindestens 2 Lösungsvorschläge machen. Kommentieren Sie sich bitte nicht, auch dann nicht, wenn Sie anschließend Ihre Lösungsmöglichkeiten einander gesammelt vortragen. (Dieser Punkt entspricht dem "Brainstorming" in großen Organisationen, wenn es darum geht, neue kreative Ideen zu finden.)
3. Lösungsmöglichkeiten diskutieren: Diskutieren Sie jeden Vorschlag hinsichtlich seiner Vor- und Nachteile. Achten Sie dabei auf die Einhaltung der Gesprächsregeln.
4. Beste Lösungsmöglichkeit auswählen: Wählen Sie nun die beste Lösungsmöglichkeit aus. Es kann auch sein, dass die beste Möglichkeit eine Mischung aus einigen Ihrer Vorschläge ist.
5. Schritte zur Umsetzung in die Tat: Überlegen Sie nun sämtliche Einzelschritte, wie Sie die beste lösungsmöglichkeit in die Tat umsetzen können (z.B. Lösung öfter ins Kino zu gehen: Wer, mit wem, wann, wo, wie, ...) Schreiben Sie jeden Einzelschritt auf.
6. Durchführen und überprüfen der Einzelschritte: Nun führen Sie diese Schritte nacheinander in den nächsten Tagen oder Wochen aus. Danach, z.B. eine Woche später, überprüfen Sie, ob Sie die Einzelschritte von Punkt 5 eingehalten haben. Loben Sie jeden Versuch, der zur Problemlösung beiträgt.
Kurz Zusammengefasst:
- Das Problem ansprechen und aufschreiben
- Lösungsmöglichkeiten aufschreiben
- Lösungsmöglichkeiten diskutieren
- Beste Lösungsmöglichkeit auswählen bzw. zusammenstellen
- Konkrete Schritte zur Umsetzung in die Tat aufschreiben
- Durchführen und zu vereinbartem Zeitpunkt Überprüfen der Einzelschritte
Quellen & Links
Mehr zum Thema
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Quellen
Quellen:
Baucom, D.H., Fischer, M.S., Corrie, S., Worrell, M., & Boeding, S.E. (2020). Treating relationship distress and psychopathology in couples. A cognitive behavioral approach. Routledge.
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Heinrichs, N., Bodenmann, G., & Hahlweg, K. (2008). Prävention bei Paaren und Familien. Hogrefe.
Schulz von Thun, F. (1981). Miteinander reden 1: Störungen und Klärungen. Allgemeine Psychologie der Kommunikation. Rowohlt.
Watzlawick, P., Bavelas, J. P., & Jackson, D. D. (1996). Menschliche Kommunikation: Formen, Störungen, Paradoxien (9. Aufl.). Huber
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