Ge­stal­tung von Über­nach­tun­gen von Ba­bys und Klein­kin­dern

ak­tua­li­siert am 31.01.24  von Dr. Ul­ri­ke Lux und Dr. Ja­nin Zim­mer­mann   Ent­wick­lungs- und Fa­mi­li­en­psy­cho­lo­gie, Lud­wig-Ma­xi­mi­lians-Uni­ver­si­tät Mün­chen

Rundes Icon, das für den Inhaltsbereich "Fair trennen und gemeinsam erziehen" steht. Gezeigt wird eine Familie in Halbfrontalansicht. Mutter und Vater blicken mit sorgenvoller Mimik, ihr Sohn im Vordergrund zeigt einen traurigen Gesichtsausdruck.

Welche Besonderheiten gibt es bei Übernachtungen von Babys und Kleinkindern?

Be­son­der­hei­ten von Über­nach­tungs­kon­tak­ten bei Ba­bys und Klein­kin­dern

Wenn die Part­ner­schaft von El­tern von Ba­bys und Klein­kin­dern aus­ein­an­der­geht, er­ge­ben sich ei­ni­ge be­son­de­re Her­aus­for­de­run­gen bei der Ge­stal­tung von Über­nach­tungs­kon­tak­ten. Die El­tern-Kind-Be­zie­hun­gen be­fin­den sich in die­ser Zeit erst noch im Auf­bau. Auch Fä­hig­kei­ten wie Zeit­wahr­neh­mung oder der Um­gang mit ne­ga­ti­ven Ge­füh­len wie bei­spiels­wei­se Tren­nungs­angst ent­wi­ckeln sich erst all­mäh­lich. Gleich­zei­tig müs­sen die Kin­der die vie­len Ver­än­de­run­gen im All­tag be­wäl­ti­gen, die mit der Tren­nung der El­tern ein­her­ge­hen ( Tren­nungs­fol­gen ). Nicht zu­letzt fin­det der Be­zie­hungs­auf­bau auch nicht mehr mit bei­den El­tern ge­mein­sam im sel­ben Haus­halt, son­dern in ge­trenn­ten Woh­nun­gen statt.

Sta­bi­li­tät und Rou­ti­nen

Er­kennt­nis­se aus der For­schung deu­ten dar­auf hin, dass sich Sta­bi­li­tät und ein gleich­blei­ben­der Rhyth­mus im All­tag po­si­tiv auf die Ent­wick­lung von Säug­lin­gen und Klein­kin­dern aus­wir­ken. Ei­ne gu­te Zu­sam­men­ar­beit und Ab­stim­mung zwi­schen den El­tern in die­ser frü­hen Fa­mi­li­en­pha­se ist folg­lich für die Ge­stal­tung von Kon­tak­ten be­son­ders wich­tig.

  • Ge­mein­sa­me Ak­ti­vi­tä­ten fin­den, die Ih­rem Kind Spaß ma­chen, auch mal Ihr Kind ent­schei­den las­sen, was ge­macht wird 
  • Re­gel­mä­ßig nach­fra­gen, wie es z. B. in der Schu­le war, was ihm:ihr be­son­ders Spaß macht, mit wel­chen Kin­dern er:sie spielt, etc. 
  • Hob­bies un­ter­stüt­zen - zu Auf­füh­run­gen, Sport­tur­nie­ren o.ä. be­glei­ten 
  • Oft lo­ben, wenn Ihr Kind et­was gut ge­macht hat - auch klei­ne Din­ge (Ein schö­nes Bild ge­malt, ei­nem Freund ge­hol­fen, Zim­mer auf­ge­räumt…) 
  • Ge­mein­sa­me Ri­tua­le eta­blie­ren, z. B. ge­mein­sa­mes Aben­des­sen, Vor­le­sen zum Ein­schla­fen, sonn­tags spa­zie­ren ge­hen... 
Man sieht ein Baby von oben, das im Babybett schläft.

Schla­fen­des Ba­by

Be­son­de­re Ent­wick­lungs­pha­sen

In be­son­de­ren Ent­wick­lungs­pha­sen in der frü­hen Kind­heit, wenn Tren­nungs­angst oder Frem­deln, Klam­mern oder ver­mehr­te Trotz- und Wut­an­fäl­le ge­ra­de stark aus­ge­prägt sind, kön­nen ers­te Über­nach­tun­gen beim an­de­ren El­tern­teil her­aus­for­dernd sein und soll­ten des­halb gut ge­plant wer­den.

Ein­ge­wöh­nungs­zeit

Ge­ra­de bei den ers­ten Um­gän­gen oder ins­be­son­de­re bei Über­nach­tun­gen in der neu­en Woh­nung ei­nes El­tern­teils braucht es ei­ne Ein­ge­wöh­nungs­pha­se, ähn­lich wie in der Krip­pe oder Ki­ta. Kin­der müs­sen sich erst ein­mal an die neue Um­ge­bung ge­wöh­nen, um sich si­cher und wohl zu füh­len.

All­mäh­li­cher Be­zie­hungs­auf­bau

Kin­der sind in den ers­ten Le­bens­jah­ren be­son­ders auf die kör­per­li­che Nä­he und den Schutz ih­rer Bin­dungs­per­so­nen an­ge­wie­sen. Tren­nun­gen bei­spiels­wei­se durch Über­nach­tun­gen bei den Groß­el­tern be­deu­ten für sie großen Stress und lö­sen Angst und Kum­mer aus – so­weit kei­ne an­de­re Bin­dungs­per­son zur Ver­fü­gung steht, die ih­nen emo­tio­na­le Si­cher­heit gibt. Des­halb ist es wich­tig, dass be­reits ei­ne sta­bi­le Bin­dung zum ge­trennt­le­ben­den El­tern­teil be­steht, wenn Über­nach­tun­gen er­fol­gen, da­mit sich das Kind von die­sem bei Kum­mer oder Angst be­ru­hi­gen lässt. Für ei­ni­ge El­tern ist dies nicht leicht zu ver­ste­hen, denn aus ih­rer Wahr­neh­mung ist die Be­zie­hung zum Kind meist von An­fang an ganz eng. Ba­bys bau­en ih­re Bin­dungs­be­zie­hun­gen al­ler­dings erst all­mäh­lich durch vie­le ge­mein­sa­me Er­fah­run­gen mit ih­ren El­tern auf. Über­nach­tungs­kon­tak­te ge­lin­gen folg­lich oft leich­ter, wenn der ge­trennt­le­ben­de El­tern­teil vor der Tren­nung be­reits in­ten­siv in die Be­treu­ung und Ver­sor­gung des Kin­des ein­ge­bun­den war. Falls dies vor der Tren­nung nicht der Fall war, et­wa weil die Tren­nung schon sehr früh er­folg­te, soll­ten die un­ten­ste­hen­den Schrit­te be­son­ders be­ach­tet wer­den.

  • "Ich weiß nicht, ob du es mit­be­kom­men hast, aber dei­ne Ma­ma und ich wa­ren in letz­ter Zeit öf­ter mal ein biss­chen gran­tig mit­ein­an­der. Das hat aber über­haupt nichts mit dir zu tun und egal was los ist, wir ha­ben dich im­mer sehr lieb!"
  • "Manch­mal sind Men­schen, die sich ei­gent­lich sehr gern­ha­ben auch ein biss­chen bö­se mit­ein­an­der – viel­leicht warst du auch schon­mal sau­er auf dei­nen bes­ten Freund? Mit dei­nem Pa­pa und mir ist das auch manch­mal so. Aber ge­nau­so, wie du dich mit dei­nem bes­ten Freund wie­der ver­tra­gen kannst, schaf­fen Pa­pa und ich das be­stimmt auch!"

Wie gelingt ein schritt­wei­ser Auf­bau von Übernachtungen?

Schritt­wei­ser Auf­bau von Über­nach­tungs­um­gän­gen

Um klei­nen Kin­dern die ers­ten Über­nach­tun­gen beim ge­trennt­le­ben­den El­tern­teil zu er­leich­tern, soll­ten die­se aus­rei­chend ge­plant und schritt­wei­se vor­be­rei­tet wer­den. Ein sol­cher schritt­wei­ser Auf­bau er­for­dert auf Sei­ten bei­der El­tern ei­ne ho­he Bin­dungs­to­le­ranzFamilienbeziehungen und Loyalitätskonflikte ) und ge­gen­sei­ti­ge Wert­schät­zung. Zu­dem müs­sen die Be­dürf­nis­se des Kin­des im­mer im Blick be­hal­ten wer­den, bei­spiels­wei­se in­dem das Kind, falls es nicht be­ru­higt wer­den kann, zum an­de­ren El­tern­teil zu­rück­ge­bracht wird. Im Fol­gen­den fin­den Sie Emp­feh­lun­gen, wie ein schritt­wei­ser Auf­bau ge­stal­tet wer­den kann.

 

Se­hen Sie sich hier ein Vi­deo zum schritt­wei­sen Auf­bau von Über­nach­tungs­kon­tak­ten an!

 

Tren­nung der El­tern: Ge­stal­tung ers­ter Über­nach­tun­gen mit Klein­kin­dern und Säug­lin­gen
Lau­ra und To­bi­as ha­ben ei­ne schwie­ri­ge Tren­nung hin­ter sich und möch­ten den Um­gang für ih­ren ein­jäh­ri­gen Sohn Le­on re­geln.
Le­on schläft bis­her im­mer bei Lau­ra, wes­we­gen sich die El­tern nicht si­cher sind, wie sie die ers­ten Über­nach­tun­gen bei To­bi­as ge­stal­ten sol­len.
Von ei­ner Be­ra­te­rin weiß die Fa­mi­lie, dass Über­nach­tun­gen be­son­ders bei Klein­kin­dern und Säug­lin­gen gut ge­plant wer­den soll­ten, weil sie in die­sem Al­ter die Be­zie­hung zu den El­tern erst auf­bau­en.
Um Klein­kin­dern Si­cher­heit zu ge­ben, ist es wich­tig, dass es ge­re­gel­te und zeit­lich nä­her bei­ein­an­der­lie­gen­de Über­nach­tun­gen gibt und sie sich gut auf­ge­ho­ben füh­len.
Weil To­bi­as bis­her noch kei­ne Ge­le­gen­heit hat­te, viel Zeit al­lei­ne mit Le­on zu ver­brin­gen, und so ei­ne sta­bi­le Be­zie­hung zu ihm auf­zu­bau­en, ist es erst ein­mal wich­tig, dass er häu­fi­ger als al­le zwei Wo­chen Kon­takt zu sei­nem Sohn hat.
Laut der Be­ra­te­rin soll To­bi­as dann zu­nächst aus­pro­bie­ren, wie es Le­on beim Mit­tag­schlaf mit ihm geht.
Als das gut ge­klappt hat, be­schlie­ßen die El­tern, dass Le­on in­ner­halb von zwei Wo­chen zwei bis drei Mal bei To­bi­as über­nach­tet.
Lau­ra bleibt dann im­mer in der Nä­he von To­bi­as‘ Woh­nung, da­mit sie bei Be­darf schnell da sein kann.
Bei der ers­ten Über­nach­tung war al­les gut. Aber beim zwei­ten Mal konn­te Le­on gar nicht ein­schla­fen und hat viel ge­weint.
To­bi­as hat Le­on zwar et­was be­ru­hi­gen kön­nen, aber das hat lei­der nur kurz ge­hol­fen, und auch mit Ma­ma zu te­le­fo­nie­ren war nicht so er­folg­reich.
Lau­ra ist dann bei To­bi­as vor­bei­ge­kom­men, hat Le­on dort ge­mein­sam mit To­bi­as be­ru­higt und ist wie­der ge­gan­gen.
Da­durch er­fährt Le­on nicht nur die Be­ru­hi­gung durch sei­ne Mut­ter, son­dern merkt auch, dass sein Va­ter weiß, was zu tun ist, da­mit es Le­on wie­der gut geht.
Auch wenn das To­bi­as nicht leicht ge­fal­len ist, weiß er, dass es ganz nor­mal ist, wenn die ers­ten Über­nach­tun­gen nicht funk­tio­nie­ren.
Denn die Be­ra­te­rin hat ihm er­klärt, dass das am An­fang oft auch bei Oma oder in der Ki­ta so ist.
Da Lau­ra und To­bi­as durch die Un­ter­stüt­zung von der Be­ra­te­rin ge­lernt ha­ben, wie wich­tig es ge­ra­de in den ers­ten Jah­ren für Le­on ist, dass sie als El­tern gut ko­ope­rie­ren, ha­ben sie das gut ge­schafft.
Wich­tig ist, dass die El­tern sich selbst und ih­rem Kind aus­rei­chend Zeit ge­ben, sich an die neue Si­tua­ti­on zu ge­wöh­nen.
Auch wenn das heißt, dass man den Är­ger auf den an­de­ren El­tern­teil run­ter­schlu­cken und das mit den Über­nach­tun­gen ei­ni­ge Ma­le pro­bie­ren muss.

1

Ta­ges­um­gän­ge zum Bin­dungs­auf­bau

  • Wenn die Bin­dung zum ge­trennt­le­ben­den El­tern­teil noch im Auf­bau ist, soll­ten idea­ler­wei­se zu­nächst Ta­ges­um­gän­ge im Bei­sein des haupt­säch­lich be­treu­en­den El­tern­teils, not­falls auch in des­sen Haus­halt, statt­fin­den. So­bald sich hier das Kind auch zu­neh­mend vom ge­trennt­le­ben­den El­tern­teil be­ru­hi­gen lässt, kön­nen im nächs­ten Schritt erst ein­mal mehr­stün­di­ge Kon­tak­te am Tag in Ab­we­sen­heit des an­de­ren El­tern­teils um­ge­setzt wer­den.
  • Da Ba­bys und Klein­kin­der noch ein ganz an­de­res Zei­t­emp­fin­den ha­ben, sind hier­für häu­fi­ge­re und kür­ze­re Kon­tak­te bei­spiels­wei­se zwei hal­be Ta­ge pro Wo­che in der Re­gel bes­ser ge­eig­net als weit aus­ein­an­der­lie­gen­de län­ge­re Kon­tak­te wie zum Bei­spiel ganz­tä­gig al­le 14 Ta­ge.
  • Für einen gu­ten Be­zie­hungs­auf­bau sind Über­nach­tun­gen selbst üb­ri­gens nicht aus­schlag­ge­bend, wich­ti­ger sind die Zei­ten, in de­nen das Kind wach ist! Häu­fi­ge kur­ze Kon­tak­te er­leich­tern den Be­zie­hungs­auf­bau zum ge­trennt­le­ben­den El­tern­teil, wäh­rend die Be­las­tun­gen durch die Tren­nun­gen vom haupt­be­treu­en­den El­tern­teil ge­ring ge­hal­ten wer­den.
Ein Mann und ein Kleinkind bauen einen Turm aus Bauklötzen. Um sie herum liegen weitere verschiedene Spielsachen.

Va­ter spielt mit Kind

2

Aus­pro­bie­ren der Schlaf­si­tua­ti­on beim Mit­tags­schlaf

  • Be­vor das Kind zum ers­ten Mal beim ge­trennt­le­ben­den El­tern­teil über­nach­tet, ist es sinn­voll, zu­nächst aus­zu­pro­bie­ren, wie der Mit­tags­schlaf des Kin­des beim ge­trennt­le­ben­den El­tern­teil läuft. Dass Kin­der den an­de­ren El­tern­teil sehr ver­mis­sen oder stark wei­nen, ist tags­über oft we­ni­ger stark, so­dass ei­ne gu­te Be­ru­hi­gung durch den an­de­ren El­tern­teil bes­ser klappt und so die Bin­dung zu ihm oder ihr wei­ter sta­bi­li­siert wer­den kann.
  • Wenn das Be­ru­hi­gen und der Mit­tags­schlaf gut er­probt wur­de und bei­spiels­wei­se mit klei­nen Ein­schlafri­tua­len oder dem Lieb­lings­ku­schel­tier gut klappt, kann zum nächs­ten Schritt über­ge­gan­gen wer­den.
Vater hält Baby in den Armen. Er sieht glücklich aus.

Kind schläft auf dem Arm des Vaters

 

3

Ers­te Über­nach­tung mit Un­ter­stüt­zung des an­de­ren El­tern­teils

  • Da­mit ein Kind bei den ers­ten Über­nach­tun­gen mög­lichst viel Si­cher­heit er­fährt, ist es hilf­reich, wenn sich der haupt­be­treu­en­de El­tern­teil in „Ruf­be­reit­schaft“ be­fin­det. Im Ide­al­fall ist es dem El­tern­teil so­gar mög­lich, sich rä­um­lich in der Nä­he der Woh­nung des ge­trennt­le­ben­den El­tern­teils auf­zu­hal­ten.
  • Der ge­trennt­le­ben­de El­tern­teil soll­te be­reit sein, den an­de­ren El­tern­teil bei Be­darf zu kon­tak­tie­ren, auch wenn das Ver­hält­nis zwi­schen den bei­den El­tern­tei­len nicht gut ist – für die emo­tio­na­le Si­cher­heit des Kin­des ist es wich­tig, sich in die­ser Si­tua­ti­on auf bei­de El­tern­tei­le ver­las­sen zu kön­nen.
Eltern stehen vor einem Babybett, in dem Baby schläft, und unterhalten sich.

El­tern beim Zu­bett­brin­gen

4

Dem Kind Si­cher­heit ge­ben

  • Wenn das Kind weint und nach dem ab­we­sen­den El­tern­teil ruft, kön­nen zu­nächst üb­li­che Be­ru­hi­gungs­tech­ni­ken aus­pro­biert wer­den, wie be­ru­hi­gen­de Wor­te und Kör­per­kon­takt.
  • Falls sich das Kind trotz­dem nicht vom ge­trennt­le­ben­den El­tern­teil be­ru­hi­gen lässt und auch ein (Vi­deo-)An­ruf beim an­de­ren El­tern­teil nicht hilft, kann die­ser idea­ler­wei­se vor­bei­kom­men, das Kind in der Woh­nung des ge­trennt­le­ben­den El­tern­teils ge­mein­sam mit ihm be­ru­hi­gen und dann wie­der ge­hen. Das Kind macht da­durch nicht nur die di­rek­te Be­ru­hi­gungs­er­fah­rung mit dem einen El­tern­teil, son­dern spürt auch die Be­ru­hi­gung und Si­cher­heit in der Be­zie­hung zum ge­trennt­le­ben­den El­tern­teil, der weiß was zu tun ist. Au­ßer­dem lernt es nicht, dass Be­ru­hi­gung aus­schließ­lich da­durch er­fol­gen kann, dass das Kind wie­der beim haupt­be­treu­en­den El­tern­teil über­nach­tet.
  • Wenn El­tern ei­ne sol­che Lö­sung zu schwer­fällt oder von großer An­span­nung auf bei­den Sei­ten ge­prägt ist, kom­men auch an­de­re Mög­lich­kei­ten in Fra­ge. So kann bei­spiels­wei­se ein schritt­wei­ses Vor­ge­hen beim Trös­ten er­fol­gen so­wie ei­ne Ent­schei­dung vor­ab ge­trof­fen wer­den, wie und ab wel­chem Punkt der an­de­re El­tern­teil ein­be­zo­gen wird – ent­we­der in­dem das Kind von ihm ab­ge­holt oder zu ihm zu­rück­ge­bracht wird.
  • In je­dem Fall soll­ten sich bei­de El­tern mit ge­gen­sei­ti­gen Vor­wür­fen zu­rück­hal­ten und Streit un­be­dingt ver­mei­den, be­son­ders in die­ser oh­ne­hin stress­vol­len Si­tua­ti­on für das Kind.
Eine Kinderhand umschließt den kleinen Finger von der Hand eines Erwachsenen. Daneben abgebildet ist ein Herz.

Emo­tio­na­le Si­cher­heit

5

Rhyth­mus und Rou­ti­nen

  • Klein­kin­dern hilft es, wenn ih­re El­tern sich bei Rou­ti­nen, wie Es­sens- und Bett­geh­zei­ten gut ab­stim­men, und Ge­gen­stän­de mit emo­tio­na­lem Wert, wie Ku­schel­tie­re oder Schlaf­de­cken mit­ge­ge­ben wer­den, die den Kin­dern hel­fen kön­nen, sich zu be­ru­hi­gen. Es ist zu­dem hilf­reich, wenn zu­nächst Um­gangs­kon­tak­te mit nur ei­ner Über­nach­tung in ei­nem re­gel­mä­ßi­gen Rhyth­mus statt­fin­den und der Ab­stand zwi­schen die­sen nicht all­zu groß ist.
  • Die An­zahl der Über­nach­tun­gen am Stück soll­te erst nach und nach aus­ge­wei­tet wer­den, wenn das Kind mit der Si­tua­ti­on gut zu­recht kommt.
Ein Mädchen liegt schlafend im Bett mit ihrem Kuscheltier.

Schla­fen­des Kind

Die Über­nach­tung hat nicht gut ge­klappt: Was nun?

Wei­nen­des Ba­by

 

Zeit las­sen

Auch wenn es für vie­le El­tern nicht leicht ist, ist es ganz nor­mal und nicht schlimm, wenn die Über­nach­tun­gen zu­nächst nicht gut klap­pen. Das kommt am An­fang häu­fig auch bei den Groß­el­tern oder in der Ki­ta vor! An­ders­rum kann es pas­sie­ren, dass die ers­ten Näch­te gut lau­fen und es erst da­nach zu grö­ße­rem Tren­nungsstress und Schwie­rig­kei­ten bei der Be­ru­hi­gung kommt. Auch das ist ganz nor­mal. Ge­ben Sie sich und Ih­rem Kind Zeit, sich an die neue Si­tua­ti­on zu ge­wöh­nen, auch wenn das be­deu­tet, dass Sie den Är­ger auf den an­de­ren El­tern­teil run­ter­schlu­cken und die Über­nach­tun­gen ei­ni­ge Ma­le ge­mein­sam aus­pro­bie­ren müs­sen.

 

Wich­ti­ger als die Über­nach­tung selbst, sind gu­te Um­gangs­kon­tak­te, wenn das Kind wach ist. Hier soll­ten die Bin­dungs­be­dürf­nis­se des Kin­des in den Vor­der­grund ge­stellt wer­den.

Ta­ges­um­gän­ge fort­set­zen

Manch­mal kann es das Bes­te sein, den Um­gang mit Über­nach­tun­gen zu­nächst noch ein­mal zu ver­schie­ben und sich noch ei­ne Wei­le auf re­gel­mä­ßi­ge Ta­ges­um­gän­ge zu be­schrän­ken und die­se vom Um­fang all­mäh­lich aus­zu­wei­ten. Denn wenn das Kind bei den ers­ten Über­nach­tun­gen großen Stress er­lebt und al­le Be­ru­hi­gungs­ver­su­che fehl­schla­gen, oh­ne dass es bei­spiels­wei­se zum haupt­be­treu­en­den El­tern­teil zu­rück­ge­bracht wird, kann das auch die Be­zie­hung zum haupt­be­treu­en­den El­tern­teil be­las­ten, et­wa durch ver­mehr­te, län­ger an­dau­ern­de Ir­ri­ta­tio­nen, Är­ger und stär­ke­re Tren­nungs­ängst­lich­keit. Vor al­lem wenn ei­ne en­ge Zu­sam­men­ar­beit der El­tern für einen ge­mein­sa­men Auf­bau der Über­nach­tun­gen nicht aus­rei­chend vor­han­den ist, kann auch so ein Bin­dungs­auf­bau als auch ei­ne po­si­ti­ve El­tern-Kind-Be­zie­hung zum ge­trennt­le­ben­den El­tern­teil er­mög­licht wer­den. Wie ge­sagt, wich­ti­ger als die Über­nach­tung selbst, sind gu­te Um­gangs­kon­tak­te, wenn das Kind wach ist. Hier soll­ten die Bin­dungs­be­dürf­nis­se des Kin­des in den Vor­der­grund ge­stellt wer­den.

Vater, der seinen Baby mit ausgestreckten Armen in die Luft hält. Das Baby streckt die Arme aus und lächelt.

Va­ter mit Ba­by

Hin­weis

Ins­ge­samt er­for­dert die Um­set­zung von Über­nach­tungs­kon­tak­ten im Klein­kin­dal­ter ei­ne ho­he Be­reit­schaft zur Zu­sam­men­ar­beit und ge­gen­sei­ti­ge Wert­schät­zung. Es kann des­halb hilf­reich sein, wenn sich El­tern bei vie­len Strei­te­rei­en oder Kon­flik­ten fach­li­che Hil­fe su­chen, um ei­ne gu­te Re­ge­lung für ih­re Kin­der zu ent­wi­ckeln. Sie möch­ten sich zu fach­li­chen Un­ter­stüt­zungs­an­ge­bo­ten in­for­mie­ren?

 

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Quellen

Mehr zum The­ma

Hier fin­den Sie In­for­ma­tio­nen zu Quel­len der In­hal­te die­ser Sei­te.

Lux, U., Kind­ler, H., Wal­per, S. & Zim­mer­mann, J. (2021). Bin­dungs­be­zie­hun­gen zwi­schen El­tern und Kin­dern im Kon­text von Tren­nung und Schei­dung: Wel­che Rol­le spie­len Um­fang und Qua­li­tät des El­tern-Kind-Kon­takts? Pra­xis der Rechts­psy­cho­lo­gie 31(2), 27-51. htt­ps://doi.org/10.51625/pdr20210202

McIn­to­sh, J. E., Smyth, B. M. & Ke­la­her, M. (2013). Over­night care pat­terns fol­lo­wi­ng pa­ren­tal se­pa­ra­ti­on: As­so­cia­ti­ons with emo­ti­on re­gu­la­ti­on in in­fants and young child­ren. Jour­nal of Fa­mi­ly Stu­dies, 19(3), 224–239.

So­lo­mon, J. & Ge­or­ge, C. (1999). The de­ve­lop­ment of at­tach­ment in se­pa­ra­ted and di­vor­ced fa­mi­lies: Ef­fects of over­night vi­si­ta­ti­on, pa­rent and cou­ple va­ria­bles. At­tach­ment & Hu­man De­ve­lop­ment, 1(1), 2–33.

Tor­nel­lo, S. L., Eme­ry, R., Ro­wen, J., Pot­ter, D., Ocker, B. & Xu, Y. (2013). Over­night cu­sto­dy ar­ran­ge­ments, at­tach­ment, and ad­just­ment among ve­ry young child­ren. Jour­nal of Mar­ria­ge and Fa­mi­ly, 75(4), 871–885.

 

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