Zusammenarbeit mit dem anderen Elternteil
Nach der Trennung als Eltern weiter gut zusammenzuarbeiten, ist für viele eine Herausforderung. Es gibt aber verschiedene Möglichkeiten, wie dies gut gelingen kann. Erfahren Sie hier, welches Modell von Elternschaft am besten zu Ihnen passt.
geändert am 22.08.22 von Dr. Ulrike Lux und Dr. Janin Zimmermann Entwicklungs- und Familienpsychologie, Ludwig-Maximilians-Universität München

Das Wichtigste in Kürze
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Gemeinsam getrennt erziehen - zwei Modelle von Elternschaft
Hier finden Sie Informationen zu zwei Modellen der elterlichen Zusammenarbeit nach der Trennung: Das parallele und das kooperative Elternmodell.
Vom Paar zum Elternteam
Eltern müssen sich im Alltag bei der Erziehung und Betreuung ihrer Kinder ständig miteinander abstimmen. Was für zusammenlebende Paare schon nicht leicht ist, wird nach der Trennung für viele Eltern zur echten Herausforderung. Um trotz Trennung weiter gemeinsam als Eltern zusammenarbeiten zu können, muss man neue Rollen einnehmen.

Für eine gute Zusammenarbeit im Elternteam gelten ähnliche Regeln wie für eine gute Zusammenarbeit mit Teammitgliedern im Berufsleben: Es hilft, klare Vereinbarungen zu treffen, sachlich und ruhig miteinander zu reden und das Privatleben des anderen mit höflichem Abstand zu achten.
Gerade wenn es rund um die Trennung starke negative Gefühle oder viele Verletzungen gab, ist es nicht einfach, in diese neue Rolle zu schlüpfen, aber auch umso wichtiger.
Zwei Modelle von gemeinsamer Elternschaft nach Trennung – ein Vergleich
Viele wissenschaftliche Untersuchungen haben sich mit der Frage beschäftigt, wie gemeinsame Elternschaft nach einer Trennung gelingen kann. Sie haben festgestellt, dass es zwei ganz unterschiedliche Möglichkeiten gibt, als Elternteam gut zusammenzuarbeiten: Die kooperative Elternschaft und die parallele Elternschaft. Beide Arten der Zusammenarbeit sind für Kinder förderlich. Sie können sich normal entwickeln, weil sie nicht in Konflikte der Eltern hineingezogen werden.
Grundsätzliche Haltung: Respekt und Akzeptanz des anderen Elternteils

Kooperative Elternschaft
Bei der kooperativen Elternschaft tauschen sich die Eltern häufig über ihr Kind aus, sie passen Vereinbarungen nach Bedarf an (z. B. übernimmt ein Elternteil die Abholung des Kindes, wenn der andere Elternteil krank ist; oder der Wechsel zum anderen Elternteil erfolgt einen Tag später, wenn das Kind sich wünscht, am Wochenende bei Freunden und Freundinnen zu übernachten) und sie versuchen auch die Erziehung und den Alltag des Kindes (z. B. Schlafenszeiten, Essenszeiten) möglichst gut aufeinander abzustimmen.
Die wichtigsten Punkte im Überblick
- Viel Kommunikation, bei wichtigen Entscheidungen genauso wie bei kleinen Absprachen zwischendurch
- Mehr oder weniger einheitliche Regeln in beiden Haushalten, die je nach Bedarf besprochen und abgewandelt werden
- Gemeinsam vereinbarte Betreuungszeiten, die flexibel sein können, und, falls nötig, auch mal spontan verändert werden
- Meinungsverschiedenheiten werden besprochen und gemeinsam gelöst – meist ohne Hilfe von außen

Parallele Elternschaft
Bei der parallelen Elternschaft sprechen die Eltern im Alltag wenig miteinander. Dafür treffen sie ganz klare Vereinbarungen und Regelungen in allen wichtigen Bereichen, an die sich beide verlässlich halten. Um sich auf wichtige Vereinbarungen (z. B. zur Betreuungsregelung) zu einigen und weitere Konflikte zu vermeiden, hilft es vielen Eltern, sich dabei z. B. in einer Beratungsstelle unterstützen zu lassen. Ändern sich die Umstände oder werden Kinder älter, werden die Vereinbarungen von den Eltern angepasst.
Die wichtigsten Punkte im Überblick
- Wenig Kommunikation und Kontakt im Alltag
- Klare (schriftlich vereinbarte) Regelungen und Zuständigkeiten in allen wichtigen Bereichen
- Klar geregelte Betreuungszeiten mit wenig Flexibilität
- Insgesamt weniger Meinungsverschiedenheiten durch weniger Kontakt und klare Vereinbarungen. Lösung von Konflikten häufiger mit Unterstützung von außen.
Erklärvideo
Hier können Sie sich ein Video zur kooperativen und parallelen Elternschaft ansehen.
Inhalte Audio in Textform
Gemeinsam Eltern sein trotz Trennung - zwei Modelle
Jennifer und Dirk Ziegler haben sich getrennt und stehen vor der Frage, wie sie für ihre Kinder Lilly und Sophie weiter gemeinsam Eltern sein können.
Sie finden Informationen zu zwei Elternschaftsmodellen, die förderlich für Kinder sind.
Das sind die kooperative Elternschaft und die parallele Elternschaft.
Kinder können sich bei beiden Elternmodellen gut entwickeln, solange sie aus Konflikten der Eltern rausgehalten werden.
Welches Modell für eine Familie besser geeignet ist, hängt vor allem davon ab, wie gut sich die Eltern noch verstehen.
Freunde der Zieglers haben das kooperative Elternmodell gewählt. Sie entscheiden gemeinsam darüber, was ihr Kind für die Schule braucht und was es in der Freizeit macht.
Sie schaffen es auch, Regeln flexibel anzupassen, z.B. wenn ihr Sohn mal bei einem Freund übernachten möchte und sich der Umgang deswegen ändern muss.
Wenn es bei Absprachen mal Konflikte gibt, dann besprechen sie das Problem und lösen es gemeinsam.
Das klingt für Jennifer und Dirk sehr schwierig. Sie wollen sich am liebsten aus dem Weg gehen und Gespräche über die Kinder enden meistens im Streit.
Sie erfahren, dass es für Eltern, die häufig in Konflikte geraten, besser sein kann, das parallele Elternmodell zu wählen.
Beim parallelen Elternmodell treffen Eltern klare Vereinbarungen zu Betreuungszeiten und wichtigen Erziehungsfragen.
Bei alltäglichen Fragen entscheidet der Elternteil, bei dem das Kind gerade ist.
Dadurch müssen sich Eltern viel seltener absprechen und es gibt weniger Anlass für Konflikte.
Wenn Eltern wie beim kooperativen Modell versuchen, sich bei allen Entscheidungen flexibel miteinander abzustimmen, dabei aber ständig streiten, tut das Kindern gar nicht gut.
Dann ist es besser und völlig in Ordnung, das parallele Modell zu wählen.
Achtung!
Damit dieses Modell Lilly und Sophie gut tut, ist es wichtig, dass Jennifer und Dirk respektvoll und sachlich miteinander umgehen und sich verlässlich an die Vereinbarungen halten.
Um das besser zu schaffen, haben sie sich Unterstützung bei einer Beratungsstelle geholt.
Mit Hilfe der Beratung konnten sie sich auf eine Betreuungsregelung einigen und wichtige Vereinbarungen treffen. Dadurch ist es wieder etwas entspannter zwischen ihnen.
Ob Eltern nach einer Trennung weiter gut miteinander auskommen oder sich oft uneinig sind:
In beiden Fällen kann man die Elternschaft so gestalten, dass Kinder glücklich aufwachsen und eine gute Beziehung zu beiden Elternteilen haben.
Welches Modell passt für uns?
Hier erfahren Sie, wann Sie sich für das parallele und wann für das kooperative Elternmodell entscheiden sollten.
Kooperatives oder paralleles Elternmodell?
Im Vergleich zur parallelen Elternschaft bietet die kooperative Elternschaft mehr Möglichkeiten, dass Eltern sich gegenseitig bei der Erziehung ihres Kindes unterstützen und spontan auf Änderungen eingehen können. Dafür sind Eltern bei der parallelen Elternschaft freier, innerhalb der vereinbarten Regelungen selbst zu entscheiden, ohne sich immer wieder absprechen zu müssen. Ist die Trennung noch nicht so lange her, ist ein häufiger Austausch für viele Eltern oft noch schwer und es kommt schnell zu Konflikten – gerade wenn Uneinigkeit ein Trennungsgrund war. In diesem Fall kann das parallelle Elternmodell eine gute Lösung sein. Aber auch, wenn die Trennung schon länger zurückliegt und es immer wieder zu Konflikten kommt, ist dieses Modell eine gute Möglichkeit mit dem anderen Elternteil zusammenzuarbeiten.


Hinweis
Kinder können grundsätzlich mit einer kooperativen und einer parallelen Elternschaft gut zurechtkommen. Wichtig ist vor allem, dass sich die Eltern nicht ständig streiten und die Kinder nicht zwischen die Fronten geraten!
Das heißt, auch wenn Sie sich vielleicht eine kooperative Zusammenarbeit mit dem anderen Elternteil wünschen: Setzen Sie sich nicht unter Druck! Eine realistische Einschätzung Ihrer derzeitigen Situation ist hier wichtig. Bei wiederholten, starken Streitigkeiten ohne Lösung, oder wenn Sie der ständige Kontakt zum anderen Elternteil sehr belastet, ist das parallele Elternmodell sicher die bessere Wahl. Andernfalls besteht ein hohes Risiko, dass Ihr Kind immer wieder durch Streitigkeiten zwischen Ihnen und dem anderen Elternteil belastet wird.
Möglicherweise muss zunächst auch etwas Zeit vergehen, damit Sie es noch einmal mit dem kooperativen Modell versuchen können, wenn Sie sich das weiterhin wünschen – viele Eltern brauchen erstmal etwas Abstand nach der Trennung. Unabhängig davon, für welche Form des Elternteams Sie sich entscheiden, Sie helfen Ihren Kindern, mit der Trennung gut zurecht zu kommen, wenn Sie sich gegenseitig in ihrer Rolle als Elternteil ernstnehmen und respektieren.
Quellen und Links
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Quellen
Amato, P. R., Kane, J. B., & James, S. (2011). Reconsidering the “good divorce”. Family Relations, 60(5), 511–524. https://doi.org/10.1111/j.1741-3729.2011.00666.x
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