Ak­teu­re in Sor­ge- und Um­gangs­ver­fah­ren

er­stellt am 01.09.22        von Lea Zim­mer­mann       Fa­mi­li­en­recht, Ge­org-Au­gust-Uni­ver­si­tät Göt­tin­gen

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Was ist die Aufgabe des Familiengerichts?

Auf­ga­be des Fa­mi­li­en­ge­richts

Das Fa­mi­li­en­ge­richt ist da­zu da, den Kon­flikt zwi­schen den El­tern zu lö­sen. Zu­nächst wird es die El­tern im Ge­richts­ter­min da­bei un­ter­stüt­zen, selbst einen Kom­pro­miss zu fin­den. Ge­lingt dies nicht, ist es Auf­ga­be des Ge­richts, den Kon­flikt durch ei­ne Ent­schei­dung zu be­en­den.

Ent­schei­dung des Fa­mi­li­en­ge­richts

Das Fa­mi­li­en­ge­richt wird im Ver­fah­ren zu­nächst auf ei­ne Ei­ni­gung der El­tern hin­wir­ken. Es wird die El­tern zu­dem auf die kos­ten­lo­sen Be­ra­tungs- und Un­ter­stüt­zungs­an­ge­bo­te von Fa­mi­li­en- und Er­zie­hungs­be­ra­tungs­stel­len oder des Ju­gend­am­tes hin­wei­sen und kann so­gar an­ord­nen, dass die El­tern an ei­ner sol­chen Be­ra­tung teil­neh­men oder sich über die Mög­lich­kei­ten ei­ner Me­dia­ti­on in­for­mie­ren. Kön­nen sich die El­tern nicht ei­ni­gen, wird das Fa­mi­li­en­ge­richt ei­ne Ent­schei­dung tref­fen. In Sor­ge­ver­fah­ren ist das Ge­richt an die An­trä­ge der El­tern ge­bun­den, wäh­rend es in Um­gangs­ver­fah­ren da­von auch ab­wei­chen kann. Die ge­richt­li­che Ent­schei­dung hängt vom je­wei­li­gen Ver­fah­ren und den da­für vor­ge­schrie­be­nen ge­setz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen ab. Die­se fin­den Sie auf den Sei­ten zu­r elterlichen Sorge und zum Umgang . Ei­ne zen­tra­le Rol­le bei al­len ge­richt­li­chen Ent­schei­dun­gen spie­len aber das Kin­des­wohl und der Kin­des­wil­le .

Das Familiengericht soll Konflikte lösen und trifft eine am Kindeswohl orientierte Entscheidung

Grund­la­ge der ge­richt­li­chen Ent­schei­dung

Um die­se Ent­schei­dung tref­fen zu kön­nen, muss das Ge­richt den Sach­ver­halt um­fas­send er­mit­teln, d. h. al­le für die Ent­schei­dung re­le­van­ten In­for­ma­tio­nen sam­meln. Als El­tern sind Sie ver­pflich­tet, an die­ser Auf­ga­be des Fa­mi­li­en­ge­richts mit­zu­wir­ken, d. h. al­le wich­ti­gen In­for­ma­tio­nen dem Ge­richt ent­we­der in der An­hö­rung oder schrift­lich mit­zu­tei­len. Auch das Kind wird im Lau­fe des Ver­fah­rens vom Ge­richt an­ge­hört. An die­ser An­hö­rung neh­men die El­tern nicht teil, sie wer­den aber über die Er­geb­nis­se der An­hö­rung in­for­miert. Aber auch al­le an­de­ren für die Ent­schei­dung re­le­van­ten In­for­ma­tio­nen wer­den den El­tern vom Fa­mi­li­en­ge­richt mit­ge­teilt, da­mit sie sich da­zu äu­ßern kön­nen. Sei­ne ab­schlie­ßen­de Ent­schei­dung muss das Ge­richt um­fas­send be­grün­den, wo­bei sich aus den Ent­schei­dungs­grün­den er­ge­ben muss, auf wel­chen Er­kennt­nis­sen die ge­trof­fe­ne Ent­schei­dung be­ruht.

Lei­tung des Ge­richts­ver­fah­rens
Die Lei­tung des Ver­fah­rens und die Er­mitt­lung des Sach­ver­halts ist Auf­ga­be der Fa­mi­li­en­rich­te­rin­nen und Fa­mi­li­en­rich­ter. Fa­mi­li­en­rich­te­rin­nen und Fa­mi­li­en­rich­ter...
  • sind un­ab­hän­gig und un­par­tei­isch
  • rich­ten sich nach den An­trä­gen der El­tern
  • sam­meln im Ver­fah­ren al­le wich­ti­gen In­for­ma­tio­nen für ei­ne ab­schlie­ßen­de Ent­schei­dung
  • hö­ren die El­tern und das Kind im Ver­fah­ren an
  • be­zie­hen die Sach­kun­de von Drit­ten (Ver­fah­rens­bei­stand, Ju­gend­amt und Sach­ver­stän­di­gem) in die Ent­schei­dung ein
  • kön­nen ge­ge­be­nen­falls wei­te­re Aus­künf­te ein­ho­len, et­wa in der Schu­le des Kin­des
Familienrichterin mit einem Buch und einer Waage.

Die Familienrichterin oder der Familienrichter leitet das Verfahren

Brauche ich eine anwaltliche Vertretung in Sorge- und Umgangsverfahren?

Kein An­walts­zwang in Sor­ge- und Um­gangs­ver­fah­ren

In Sor­ge- und Um­gangs­ver­fah­ren müs­sen sich die El­tern vor Ge­richt nicht an­walt­lich ver­tre­ten las­sen. Nur wenn das Sor­ge- oder Um­gangs­ver­fah­ren zu­sam­men mit ei­nem Scheidungsverfahren ge­führt wird, be­steht ein An­walts­zwang. Ei­ne an­walt­li­che Ver­tre­tung im Ge­richts­ver­fah­ren kann aber hilf­reich sein, wenn die Sach- oder Rechts­la­ge sehr schwie­rig ist, sich der an­de­re El­tern­teil an­walt­lich ver­tre­ten lässt, zwi­schen den El­tern star­ke Kon­flik­te be­ste­hen oder Aus­ein­an­der­set­zun­gen hoch emo­tio­nal ver­lau­fen.

An­walt­li­che Ver­tre­tung und ih­re Auf­ga­ben

Die Rechts­an­wäl­tin bzw. der Rechts­an­walt ver­tritt zwar die In­ter­es­sen des je­wei­li­gen El­tern­teils, hat aber auch die Be­dürf­nis­se des ge­mein­sa­men Kin­des im Blick. Da­her wird auch Ih­re Rechts­an­wäl­tin bzw. Ihr Rechts­an­walt Sie vor der Ein­lei­tung ei­nes Ge­richts­ver­fah­rens da­hin­ge­hend be­ra­ten, zum Woh­le des Kin­des ei­ne ein­ver­nehm­li­che Lö­sung mit dem an­de­ren El­tern­teil zu fin­den. Die Un­ter­stüt­zung bei ei­ner ein­ver­nehm­li­chen Lö­sung ge­hört auch noch im Ge­richts­ver­fah­ren zu den Auf­ga­ben Ih­rer Rechts­an­wäl­tin bzw. Ih­res Rechts­an­walts. Zu­dem wird sie bzw. er Ih­re In­ter­es­sen in das Ver­fah­ren ein­brin­gen und dar­auf ach­ten, dass das Ver­fah­ren oh­ne Feh­ler ab­läuft.

Zwei Männer schütteln sich die Hand vor einem überlebensgroßen Richterhammer und einer Waage.

Es gibt spezielle Fachanwältinnen bzw. Fachanwälte für Familienrecht

Aus­wahl der an­walt­li­chen Ver­tre­tung

Bei der Aus­wahl ei­ner Rechts­an­wäl­tin oder ei­nes Rechts­an­walts ist es emp­feh­lens­wert, auf die fach­li­che Ex­per­ti­se im Fa­mi­li­en­recht zu ach­ten. Ei­ne Fach­an­wäl­tin bzw. ein Fachan­walt für Fa­mi­li­en­recht oder ei­ne auf Fa­mi­li­en­recht spe­zia­li­sier­te Rechts­an­wäl­tin oder ein spe­zia­li­sier­ter Rechts­an­walt ver­fü­gen in der Re­gel über gu­te Kennt­nis­se in Sor­ge- und Um­gangs­ver­fah­ren und kön­nen auch bei kom­pli­zier­ten Rechts­fra­gen pro­fes­sio­nell hel­fen.

Bei der Su­che nach ei­ner ge­eig­ne­ten an­walt­li­chen Ver­tre­tung hel­fen Ih­nen die Seiten der lokalen Rechtsanwaltskammern wei­ter­.

Be­ra­tungs- und Ver­fah­rens­kos­ten­hil­fe in Sor­ge- und Um­gangs­ver­fah­ren

Ei­ne au­ßer­ge­richt­li­che Ei­ni­gung kann ein teu­res und häu­fig be­las­ten­des Ver­fah­ren ver­hin­dern. Auch ei­ne frü­he Ei­ni­gung im Ver­fah­ren hilft, wei­te­re Kos­ten zu spa­ren. Die Kos­ten für die an­walt­li­che Ver­tre­tung und für das Ge­richts­ver­fah­ren kön­nen un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen vom Staat im Rah­men der Be­ra­tungs- und Ver­fah­rens­kos­ten­hil­fe über­nom­men wer­den. Das soll­te vor­her von der Rechts­an­wäl­tin bzw. dem Rechts­an­walt über­prüft wer­den. Mehr da­zu er­fah­ren Sie hier:

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Ein Mann im Anzug mit einer Aktentasche steht neben einer Frau im Kostüm.

Anwältinnen und Anwälte beraten und unterstützen Sie vor Gericht

Wann braucht mein Kind einen Verfahrensbeistand und welche Aufgaben hat dieser?

Ver­tre­tung der Kin­des­in­ter­es­sen

Bei Kon­flik­ten zwi­schen El­tern über die el­ter­li­che Sor­ge oder den Um­gang ge­ra­ten Kin­der häu­fig zwi­schen die Fron­ten. Das kann da­zu füh­ren, dass die In­ter­es­sen des ge­mein­sa­men Kin­des im Ver­fah­ren nicht aus­rei­chend be­rück­sich­tigt wer­den. Um die Be­dürf­nis­se und Wün­sche des Kin­des an­ge­mes­sen in das Ver­fah­ren ein­zu­brin­gen, setzt das Fa­mi­li­en­ge­richt in Sor­ge- und Um­gangs­ver­fah­ren häu­fig (in cir­ca 70 % der Fäl­le) einen Ver­fah­rens­bei­stand als In­ter­es­sen­ver­tre­tung des Kin­des ein.

Auf­ga­ben des Ver­fah­rens­bei­stands
Der Ver­fah­rens­bei­stand hat zwei Haupt­auf­ga­ben:
  • das Kind durch das Ge­richts­ver­fah­ren zu be­glei­ten so­wie es über den In­halt und den Ab­lauf des Ver­fah­rens zu in­for­mie­ren
  • die In­ter­es­sen des Kin­des in das Ver­fah­ren ein­­brin­gen
Ein Mann hält ein Blatt Papier hoch, darauf steht "Interessen des Kindes".

Der Verfahrensbeistand behält die Interessen des Kindes im Blick

 
 
Ge­sprä­che mit dem Kind

Zur Er­fül­lung der Auf­ga­ben re­det der Ver­fah­rens­bei­stand mit dem Kind. Dies ist au­ßer­halb des Ge­richts­ver­fah­rens nur mit Zu­stim­mung der sor­ge­be­rech­tig­ten El­tern mög­lich. Da für Ihr Kind ein gu­tes Ver­hält­nis zum Ver­fah­rens­bei­stand im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren hilf­reich ist, soll­ten Sie die­se Zu­stim­mung er­tei­len.

Un­ter­stüt­zung des Kin­des

Der Ver­fah­rens­bei­stand in­for­miert das Kind al­ters­ge­recht über al­le wich­ti­gen Vor­gän­ge im Ver­fah­ren und über mög­li­che Ent­schei­dun­gen des Ge­richts. Zu­dem be­rei­tet er das Kind auf die Kin­des­an­hö­rung vor und nimmt an die­ser zur Un­ter­stüt­zung des Kin­des teil. Als El­tern neh­men Sie an der Kin­des­an­hö­rung nicht teil, wer­den aber an­schlie­ßend vom Ge­richt über den Ab­lauf und den In­halt der An­hö­rung in­for­miert.

In­ter­es­sen­ver­tre­tung des Kin­des

Der Ver­fah­rens­bei­stand ach­tet dar­auf, dass die In­ter­es­sen des Kin­des, ins­be­son­de­re des­sen Mei­nun­gen und Wil­len, in das Ver­fah­ren ein­ge­bracht und vom Ge­richt bei der Ent­schei­dung be­rück­sich­tigt wer­den. Er ver­tritt nicht die In­ter­es­sen der El­tern und ar­bei­tet auch nicht im In­ter­es­se des Fa­mi­li­en­ge­richts oder des Ju­gend­am­tes. Nach Ab­schluss des Ver­fah­rens kann er – eben­so wie die sor­ge­be­rech­tig­ten El­tern – für das Kind Be­schwer­de ein­le­gen, wenn er des­sen Rech­te ver­letzt sieht.

Ge­sprä­che mit den El­tern und wei­te­ren Per­so­nen

Das Fa­mi­li­en­ge­richt kann den Ver­fah­rens­bei­stand zu­sätz­lich be­auf­tra­gen, zur bes­se­ren Wahr­neh­mung der In­ter­es­sen des Kin­des Ge­sprä­che mit den El­tern oder an­de­ren Per­so­nen aus dem per­sön­li­chen Um­feld des Kin­des zu füh­ren. In die­sem Fall er­höht sich die Ver­gü­tung des Ver­fah­rens­bei­stands von 350 auf 550 €. Das Fa­mi­li­en­ge­richt kann dem Ver­fah­rens­bei­stand zu­sätz­lich die Auf­ga­be über­tra­gen, auf ei­ne ein­ver­nehm­li­che Re­ge­lung zwi­schen den El­tern hin­zu­wir­ken. Aber auch da­bei ver­tritt der Ver­fah­rens­bei­stand die In­ter­es­sen des Kin­des. Die Ver­gü­tung er­höht sich auch in die­sem Fall von 350 € auf 550 €.

Ein­set­zung des Ver­fah­rens­bei­stands durch das Fa­mi­li­en­ge­richt

Ein Ver­fah­rens­bei­stand wird aus­schließ­lich vom Fa­mi­li­en­ge­richt be­stimmt und soll so früh wie mög­lich ein­ge­setzt wer­den, wenn dies zur Wahr­neh­mung der In­ter­es­sen des Kin­des er­for­der­lich ist. Dies ist ins­be­son­de­re dann der Fall, wenn…

  • die In­ter­es­sen des Kin­des von de­nen ei­nes El­tern­teils stark ab­wei­chen
    Bei­spiel: Das ge­mein­sa­me Kind möch­te Um­gang  mit ei­nem El­tern­teil ha­ben, dies wird aber durch den an­de­ren El­tern­teil ver­hin­dert.
  • das Kind von der Per­son ge­trennt wer­den soll, die es bis­lang haupt­säch­lich ver­sorgt und ge­pflegt hat
    Bei­spiel: Das ge­mein­sa­me Kind möch­te sei­nen Le­bens­mit­tel­punkt künf­tig beim an­de­ren El­tern­teil ha­ben.
  • es um ei­ne star­ke Be­schrän­kung des Um­gangs mit dem Kind geht
    Bei­spiel: Ein El­tern­teil soll kei­nen Um­gang mit dem ge­mein­sa­men Kind in den Fe­ri­en ha­ben.
Qua­li­fi­ka­ti­on des Ver­fah­rens­bei­stands

Das Fa­mi­li­en­ge­richt be­stellt als Ver­fah­rens­bei­stand ei­ne für den kon­kre­ten Fall ge­eig­ne­te Per­son. Meist kennt das Fa­mi­li­en­ge­richt be­reits ei­ni­ge Ver­fah­rens­bei­stän­de und sucht dar­un­ter die fach­lich und per­sön­lich pas­sen­de Per­son aus. Der Be­ruf wird meist von Per­so­nen aus dem so­zia­len, päd­ago­gi­schen oder ju­ris­ti­schen Be­reich aus­ge­übt. Ge­gen die­se Ent­schei­dung des Ge­richts kann erst nach Ab­schluss des Ver­fah­rens vor­ge­gan­gen wer­den. Je­der El­tern­teil kann je­doch beim Fa­mi­li­en­ge­richt an­re­gen, die Auf­he­bung der Be­stel­lung zu prü­fen, wenn der Ver­fah­rens­bei­stand im kon­kre­ten Fall un­ge­eig­net er­scheint.

Was ist die Aufgabe des Jugendamtes in Sorge- und Umgangsverfahren?

All­ge­mei­ne Rol­le des Ju­gend­am­tes

Bei Kon­flik­ten über die Aus­übung der el­ter­li­chen Sor­ge und der Aus­ge­stal­tung des Um­gangs kön­nen sich die El­tern und äl­te­re Kin­der zur Be­ra­tung und Un­ter­stüt­zung an das Jugendamt oder andere Familien- und Erziehungsberatungsstellen wen­den. Sei­ne Fach­kom­pe­tenz bringt das Ju­gend­amt aber auch in Sor­ge- und Um­gangs­ver­fah­ren ein.

Auf­ga­ben des Ju­gend­am­tes im Sor­ge- und Um­gangs­ver­fah­ren

Das Ju­gend­amt (auch „Amt für So­zia­le Diens­te“, „Fach­be­reich Ju­gend“ oder ähn­lich be­nannt) ist in Sor­ge- und Um­gangs­ver­fah­ren selb­stän­dig tä­tig und ist nicht an An­ord­nun­gen des Fa­mi­li­en­ge­richts ge­bun­den. Das Ge­richt muss das Ju­gend­amt über Ge­richts­ter­mi­ne in­for­mie­ren und ihm al­le ge­richt­li­chen Ent­schei­dun­gen zu­kom­men las­sen. Das Ju­gend­amt wird im Ver­fah­ren an­ge­hört und kann nach Ab­schluss des Ver­fah­rens Beschwerde ge­gen die Ent­schei­dung des Ge­richts ein­le­gen (dies kommt al­ler­dings in der Pra­xis nur sehr sel­ten vor). Im Ver­fah­ren han­delt für das Ju­gend­amt ei­ne für Ih­ren Fall zu­stän­di­ge Fach­kraft.

Zu be­ach­ten ist, dass das Ju­gend­amt bei ei­nem Kon­flikt der El­tern auch im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren vor al­lem un­ter­stüt­zend und be­ra­tend wirkt und da­zu bei­trägt, den Kon­flikt zu lö­sen.

Ein Mann mit Brille hält ein Klemmbrett auf dem "Jugendamt" zu lesen ist.

Das Jugendamt unterstützt und berät im Verfahren vor dem Familiengericht und hilft bei der Konfliktlösung

Mit­wir­kung des Ju­gend­am­tes in Sor­ge- und Um­gangs­ver­fah­ren
Die Mit­wir­kung des Ju­gend­am­tes in Sor­ge- und Um­gangs­ver­fah­ren be­deu­tet, dass es ins­be­son­de­re…
  • über er­brach­te oder an­ge­bo­te­ne Er­zie­hungs­hil­fen und Leis­tun­gen be­rich­tet
  • das Ge­richt über den Stand des Be­ra­tungs­pro­zes­ses in­for­miert
  • auf wei­te­re mög­li­che Hil­fen wie psy­cho­lo­gi­sche oder psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Leis­tun­gen hin­weist
  • das Ge­richt mit sei­nen so­zi­al­päd­ago­gi­schen Kennt­nis­sen un­ter­stützt

Wann wird ein Sachverständigengutachten eingeholt?

Be­auf­tra­gung und Auf­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen

Sach­ver­stän­di­ge kön­nen dem Fa­mi­li­en­ge­richt hel­fen, den Sach­ver­halt zu er­mit­teln und zu be­ur­tei­len. Sie wer­den in schwie­ri­gen Fäl­len vom Ge­richt be­auf­tragt und sind, an­ders als das Ju­gend­amt, an An­ord­nun­gen des Ge­richts ge­bun­den. Sach­ver­stän­di­ge ha­ben be­stimm­te Fach­kennt­nis­se und Qua­li­fi­ka­tio­nen, et­wa Kennt­nis­se zur Ent­wick­lung von Kin­dern oder zur Er­zie­hungs­fä­hig­keit ei­nes El­tern­teils, über die das Ge­richt nicht ver­fügt. Ein Gut­ach­ten ei­nes Sach­ver­stän­di­gen ist sehr teu­er und er­höht da­her die von den El­tern zu tra­gen­den Kos­ten des Ver­fah­rens er­heb­lich. Die Kos­ten für ein Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten be­tra­gen meist min­des­tens 3.000 €, häu­fig aber deut­lich mehr. Bei hoch­strei­ti­gen Sor­ge- oder Um­gangs­ver­fah­ren kön­nen so­gar Kos­ten von 10.000 € oder mehr ent­ste­hen. Zu­dem wird das Ver­fah­ren durch die Er­stel­lung des Gut­ach­tens re­gel­mä­ßig län­ger dau­ern (min­des­tens 3 Mo­na­te, häu­fig so­gar noch län­ger).

Frau mit großer Lupe

Sachverständige bringen besondere Fachkenntnisse ins Verfahren ein

Be­weis­be­schluss

Das Fa­mi­li­en­ge­richt legt im Be­weis­be­schluss kon­kre­te Fra­gen fest, de­nen der Sach­ver­stän­di­ge in sei­nem Gut­ach­ten nach­ge­hen soll. In ei­nem Kon­flikt über die el­ter­li­che Sor­ge oder die Aus­ge­stal­tung des Um­gangs sind dies ty­pi­scher­wei­se Fra­gen …

  • zu den fa­mi­li­ären Be­zie­hun­gen und Bin­dun­gen des ge­mein­sa­men Kin­des
  • zur Er­zie­hungs­fä­hig­keit und Ko­ope­ra­ti­ons­be­reit­schaft bei­der El­tern oder ei­nes El­tern­teils
  • zum Ent­wick­lungs­stand und zu den Be­dürf­nis­sen des Kin­des
Auf­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen

Das Fa­mi­li­en­ge­richt legt auch fest, mit wel­chen Per­so­nen der Sach­ver­stän­di­ge für die Er­stel­lung des Gut­ach­tens spre­chen soll. Ne­ben den El­tern und dem Kind kön­nen dies auch Drit­te, bei­spiels­wei­se die Groß­el­tern, sein. Sach­ver­stän­di­ge dür­fen in ih­rer Be­gut­ach­tung nicht über den kon­kre­ten Auf­trag des Ge­richts hin­aus ge­hen. Al­ler­dings kann das Ge­richt in Sor­ge- und Um­gangs­ver­fah­ren dem Sach­ver­stän­di­gen zu­sätz­lich zur Er­stel­lung des Gut­ach­tens den Auf­trag er­tei­len, auf ei­ne Ei­ni­gung der El­tern hin­zu­wir­ken.

Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten

Das Gut­ach­ten wird in der Re­gel schrift­lich er­stellt und vor­ge­legt. Oft wird das Gut­ach­ten auch im münd­li­chen Ter­min vor Ge­richt be­spro­chen, so dass die El­tern Fra­gen da­zu stel­len kön­nen. Sach­ver­stän­di­ge müs­sen ih­re Gut­ach­ten ver­ständ­lich, nach­prüf­bar und trans­pa­rent ge­stal­ten. Im Gut­ach­ten muss auch klar zwi­schen der Dar­stel­lung des Sach­ver­halts und der Be­wer­tung der In­for­ma­tio­nen ge­trennt wer­den. Das Fa­mi­li­en­ge­richt wür­digt das Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten kri­tisch und trifft dann ei­ne ei­ge­ne Ent­schei­dung, die ganz oder teil­wei­se vom Gut­ach­ten ab­wei­chen kann. Ei­ne sol­che Ab­wei­chung muss al­ler­dings gut be­grün­det sein.

Rech­te der El­tern
Als El­tern ha­ben Sie bei der Be­auf­tra­gung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen in Sor­ge- und Um­gangs­ver­fah­ren fol­gen­de Rech­te...

 

  • Die Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens kön­nen Sie selbst beim Ge­richt an­re­gen.
  • Zur Ein­set­zung des Sach­ver­stän­di­gen und zum Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten selbst kön­nen Sie Stel­lung neh­men.
  • Ih­re Mit­wir­kung bei ei­ner Be­gut­ach­tung ist frei­wil­lig. Da­her müs­sen Sie auch nicht mit dem Sach­ver­stän­di­gen re­den. Al­ler­dings kann der Sach­ver­stän­di­ge bei Ih­rer ge­richt­li­chen An­hö­rung da­bei sein und aus Ih­ren Äu­ße­run­gen und Ih­rem Ver­hal­ten Er­kennt­nis­se ge­win­nen.
  • Bei Ge­sprä­chen des Sach­ver­stän­di­gen mit Fach­per­so­nen wie Lehr­per­so­nal müs­sen die­se zu­vor durch Sie als sor­ge­be­rech­tig­te El­tern von ih­rer Schwei­ge­pflicht ent­bun­den wer­den.
  • Sach­ver­stän­di­ge kön­nen bei Be­fan­gen­heit ab­ge­lehnt wer­den. Da­her kön­nen Sie einen An­trag auf Ab­leh­nung beim Fa­mi­li­en­ge­richt stel­len, wenn Sie der Mei­nung sind, dass der Sach­ver­stän­di­ge par­tei­isch ist.

Quellen & Links

Mehr zum The­ma

Hier fin­den Sie In­for­ma­tio­nen zu Quel­len der In­hal­te die­ser Sei­te und Links zu ver­tie­fen­den In­for­ma­tio­nen.

Als Quel­len wur­den un­ter an­de­rem ver­wen­det:

Bal­loff, R. (2022). Kin­der vor dem Fa­mi­li­en­ge­richt. Pra­xis­hand­buch zum Schutz des Kin­des­wohls un­ter recht­li­chen, psy­cho­lo­gi­schen und päd­ago­gi­schen Aspek­ten. No­mos.

Gar­be, R., Oel­kers, H., Diehl, G., Gra­bow, C. (2019). Pra­xis­hand­buch Fa­mi­li­en­sa­chen. Deub­ner Ver­lag.

Mu­sie­lak, H.-J., Borth, H. (2018). Fa­mi­li­en­ge­richt­li­ches Ver­fah­ren. Vah­len.

Prenz­low, R. (2016). Hand­buch. El­ter­li­che Sor­ge und Um­gang. Päd­ago­gi­sche, psy­cho­lo­gi­sche und recht­li­che Aspek­te. Re­gu­vis.

Wich­ti­ge Ge­richts­ent­schei­dun­gen: 

OLG Frankfurt a.M. 10.3.2016 – 7 WF 15/16 (Auf­ga­ben ei­nes Sach­ver­stän­di­gen in Um­gangs­ver­fah­ren)

KG Berlin 19.2.2014 – 17 UF 5/14 (An­for­de­run­gen an die Ar­beit ei­nes Ver­fah­rens­bei­stands)

Broschüre des Bundesministeriums der Justiz zu Beratungshilfe und Prozesskostenhilfe (Stand: 2022)

Bei der Su­che nach ei­ner ge­eig­ne­ten an­walt­li­chen Ver­tre­tung hel­fen Ih­nen die Sei­ten der lo­ka­len Rechts­an­walts­kam­mern wei­ter­.

Sor­ge- und Um­gangs­ver­fah­ren
Ab­lauf von Sor­ge- und Um­gangs­ver­fah­ren

Nach­dem Ih­nen auf die­ser Sei­te die Ak­teu­re in Sor­ge- und Um­gangs­ver­fah­ren vor­ge­stellt wur­den, fin­den Sie hier nä­he­re In­for­ma­tio­nen zum Ab­lauf von Sor­ge- und Um­gangs­ver­fah­ren vor dem Fa­mi­li­en­ge­richt.

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