Be­treu­ungs­mo­del­le: Re­si­denz­mo­dell & Wech­selm­odell

ak­tua­li­siert am 31.01.24        von Prof. Dr. Eva Schu­mann       Fa­mi­li­en­recht, Ge­org-Au­gust-Uni­ver­si­tät Göt­tin­gen

Rundes Icon, das für den Inhaltsbereich "Trennung rechtlich durchdenken" steht. Gezeigt werden ein Mann und seine Tochter im Schulalter, die nah beieinander stehend auf ein Waage- und ein Paragraphensymbol blicken.

Welche Betreuungsmodelle gibt es?

Be­treu­ungs­mo­del­le im recht­li­chen Kon­text

Das deut­sche Recht sieht bis­lang kei­ne de­tail­lier­te Aus­ge­stal­tung der ein­zel­nen Be­treu­ungs­mo­del­le vor. Im Fol­gen­den stel­len wir Ih­nen die Rechts­la­ge zu den prak­ti­zier­ten Be­treu­ungs­mo­del­len vor und wei­sen dar­auf hin, wo es ge­setz­li­che Lücken und Re­form­be­darf gibt.

Die Ent­schei­dung für ein be­stimm­tes Be­treu­ungs­mo­dell hängt nicht da­von ab, ob bei­de El­tern sor­ge­be­rech­tigt sind oder nur ei­nem El­tern­teil die el­ter­li­che Sor­ge zu­steht. Viel­mehr soll­ten Sie sich un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Wün­sche und Vor­stel­lun­gen Ih­res Kin­des für das Be­treu­ungs­mo­dell ent­schei­den, das dem Kin­des­wohl und Ih­rer Le­bens­si­tua­ti­on nach der Tren­nung am bes­ten ent­spricht. Die Ent­schei­dung für ein be­stimm­tes Be­treu­ungs­mo­dell (Re­si­denz­mo­dell oder Wech­selm­odell) bzw. der Um­fang der Mit­be­treu­ung oder des Um­gangs kann sich al­ler­dings auch fi­nan­zi­ell aus­wir­ken (z. B. auf die Hö­he des Kin­des­un­ter­halts oder den Be­zug von staat­li­chen Leis­tun­gen). Auch hier­zu er­hal­ten Sie al­le wich­ti­gen In­for­ma­tio­nen. Zu be­ach­ten ist schließ­lich, dass mit „asym­me­tri­schem Wech­selm­odell“ und „Re­si­denz­mo­dell mit er­wei­ter­tem Um­gang“ recht­lich das­sel­be ge­meint sein kann. In die­sem Be­reich wer­den der­zeit Re­for­men dis­ku­tiert.

Recht­lich re­le­van­te Be­treu­ungs­mo­del­le
Das Schaubild zeigt die verschiedenen Arten von Betreuungmodellen mit jeweils einer kurzen Beschreibung. Zum einen das Reidenzmodell, auf der anderen Seite die geteilte Betreuung, die unterteilt wird in paritätisches und asymmetrisches Wechselmodell.
Icon, das ein weißes Haus mit Personenumrissen auf türkisem Hintergrund zeigt. Symbolisiert wird das Residenzmodell.

Re­si­denz­mo­dell

Ei­ni­ge ge­setz­li­che Re­ge­lun­gen set­zen das Re­si­denz­mo­dell vor­aus, bei dem das Kind ganz über­wie­gend bei ei­nem El­tern­teil lebt (haupt­be­treu­en­der El­tern­teil) und mit dem an­de­ren El­tern­teil re­gel­mä­ßig Um­gang hat (Um­gangs­el­tern­teil). Von die­sem Mo­dell spricht man auch dann, wenn ein El­tern­teil deut­lich mehr Um­gangs­kon­tak­te als üb­lich hat (so­ge­nann­ter er­wei­ter­ter Um­gang). Der „er­wei­ter­te Um­gang“ hat nach der Recht­spre­chung Aus­wir­kun­gen auf den Kin­des­un­ter­halt, da der Barunterhalt , den der um­gangs­be­rech­tig­te El­tern­teil für das Kind zahlt, in die­sen Fäl­len her­ab­ge­setzt wer­den kann. Aus­führ­li­che In­for­ma­tio­nen zum Um­gang er­hal­ten Sie hier .

Icon, das weiße Wechselpfeile zeigt auf türkisem Hintergrund. Symbolisiert wird das Wechselmodell.

Ge­teil­te Be­treu­ung (Wech­selm­odell)

Un­ter dem Ober­be­griff „ge­teil­te Be­treu­ung“ wer­den das pa­ri­tä­ti­sche und das asym­me­tri­sche Wech­selm­odell zu­sam­men­ge­fasst.

Ei­ne ge­teil­te Be­treu­ung liegt vor, wenn...
  • das Kind von bei­den El­tern im Wech­sel be­treut wird (wo­bei die Mit­be­treu­ung min­des­tens 30 bis 33 % be­tra­gen soll­te)
  • bei­de El­tern für das Kind im All­tag ver­ant­wort­lich sind (Haus­auf­ga­ben­be­treu­ung, Arzt­be­su­che, Frei­zeit­ge­stal­tung usw.)
  • das Kind bei bei­den El­tern ein Zu­hau­se hat (kind­ge­rech­te Aus­stat­tung der Woh­nung so­wie Ge­fühl des Kin­des von „Zu­hau­se-Sein“ bei bei­den El­tern)
  1. Pa­ri­tä­ti­sches Wech­selm­odell
    Die ge­trennt­le­ben­den El­tern be­treu­en das Kind je­weils zu glei­chen An­tei­len bei sich zu Hau­se im Wech­sel, bei­spiels­wei­se ist das Kind ab­wech­selnd je­weils ei­ne Wo­che bei ei­nem El­tern­teil. Die­ses Mo­dell ist recht­lich an­er­kannt.
  2. Asym­me­tri­sches Wech­selm­odell
    Die ge­trennt­le­ben­den El­tern be­treu­en das Kind zu un­glei­chen An­tei­len bei sich zu Hau­se im Wech­sel, bei­spiels­wei­se be­treut ein El­tern­teil das Kind an vier Ta­gen und der an­de­re an drei Ta­gen in der Wo­che. Es gibt un­ter­schied­li­che Auf­fas­sun­gen da­zu, wie um­fang­reich der Mit­be­treu­ungs­an­teil sein muss, da­mit von ei­ner ge­teil­ten Be­treu­ung ge­spro­chen wer­den kann. Auch für  staat­li­che Leis­tun­gen er­ge­ben sich un­ter­schied­li­che Gren­zen. Beim Wohn­geld wird ab ei­nem Mit­be­treu­ungs­an­teil von 33 % von ei­nem asym­me­tri­schen Wech­selm­odell aus­ge­gan­gen. Für den Un­ter­halts­vor­schuss hat das Bundesverwaltungsgericht 2023 ent­schie­den, dass ei­ne we­sent­li­che Ent­las­tung erst ab ei­nem Mit­be­treu­ungs­an­teil von mehr als 40 % ein­tritt. In der ak­tu­el­len Re­form­dis­kus­si­on zum Un­ter­halts­recht wird teil­wei­se auch schon ab ei­nem Mit­be­treu­ungs­an­teil von 30 % ein asym­me­tri­sches Wech­selm­odell an­ge­nom­men.

Aus­wir­kun­gen hat die Un­ter­schei­dung zwi­schen pa­ri­tä­ti­schem und asym­me­tri­schem Wech­selm­odell vor al­lem im Be­reich des Kin­des­un­ter­halts. Die Recht­spre­chung sieht bis­lang nur für das pa­ri­tä­ti­sche Wech­selm­odell ei­ne un­ter­halts­recht­li­che Lö­sung vor. Beim asym­me­tri­schen Wech­selm­odell wird der Bar­un­ter­halts­an­spruch des Kin­des hin­ge­gen wie beim Re­si­denz­mo­dell be­rech­net, al­ler­dings der Hö­he nach ge­min­dert. Die Recht­spre­chung spricht hier von ei­nem „Re­si­denz­mo­dell mit er­wei­ter­tem Um­gang“. Da der Mit­be­treu­ungs­an­teil des we­ni­ger be­treu­en­den El­tern­teils bei die­ser Recht­spre­chung nicht im­mer an­ge­mes­sen be­rück­sich­tigt wer­den kann, ist ei­ne Re­form ge­plant. Mehr zum Kin­des­un­ter­halt im Wech­selm­odell er­fah­ren Sie hier .

Ein Icon besteht aus einem Vogelnest mit drei Eiern auf türkisem Hintergrund. Symbolisiert wird das Nestmodell.

Son­der­fall: Nestm­odell

Beim Nest­mo­dell lebt das Kind stän­dig in ei­ner Woh­nung (z. B. in der ehe­ma­li­gen Fa­mi­li­en­woh­nung) und die El­tern ha­ben je­weils noch ei­ne ei­ge­ne Woh­nung bzw. ei­ne an­de­re Wohn­mög­lich­keit (z. B. bei ei­nem neu­en Part­ner). Die El­tern le­ben ab­wech­selnd beim Kind in der Woh­nung und be­treu­en es dort im Wech­sel. Meist liegt dann auch ei­ne ge­teil­te Be­treu­ung vor, das Mo­dell kann aber auch im Re­si­denz­mo­dell (mit ei­nem haupt­be­treu­en­den El­tern­teil und ei­nem Um­gangs­el­tern­teil) prak­ti­ziert wer­den. Das Nest­mo­dell wird auf­grund des fi­nan­zi­el­len Auf­wan­des für die El­tern, die je­weils ei­ne ei­ge­ne Woh­nung bzw. ei­ne Aus­weich­mög­lich­keit (Woh­nen bei Drit­ten) be­nö­ti­gen, nur sel­ten und meist als Über­gangs­lö­sung prak­ti­ziert.

Welches Betreuungsmodell passt am besten zu uns?

Es gibt kein idea­les Be­treu­ungs­mo­dell für al­le Tren­nungs­fa­mi­li­en

Wich­tig ist viel­mehr, dass Sie als El­tern klä­ren, wel­ches Be­treu­ungs­mo­dell dem Wohl des Kin­des am bes­ten dient und zu Ih­rer Le­bens­si­tua­ti­on am bes­ten passt. An die­sem Klä­rungs­pro­zess soll­ten Sie Ihr Kind al­ters­ge­recht be­tei­li­gen und sei­ne Wün­sche und Be­dürf­nis­se be­rück­sich­ti­gen. Für Kin­der ist es wich­tig, dass sie sta­bi­le und gu­te Be­zie­hun­gen zu bei­den El­tern ha­ben. Dies ist im Rah­men ei­nes Re­si­denz­mo­dells mit ei­nem haupt­be­treu­en­den El­tern­teil und Um­gang des an­de­ren El­tern­teils ge­nau­so gut wie bei ei­ner ge­teil­ten Be­treu­ung mög­lich. Denn die Qua­li­tät der El­tern-Kind-Be­zie­hung ist wich­ti­ger als die Häu­fig­keit des Kon­takts.

Rundes Icon, das für den Inhaltsbereich "Fair trennen und gemeinsam erziehen" steht. Gezeigt wird eine Familie in Halbfrontalansicht. Mutter und Vater blicken mit sorgenvoller Mimik, ihr Sohn im Vordergrund zeigt einen traurigen Gesichtsausdruck.

Im Be­reich "Fair tren­nen & ge­mein­sam er­zie­hen" fin­den Sie aus­führ­li­che In­for­ma­tio­nen zur Wahl ei­nes Be­treu­ungs­mo­dells so­wie die STARK-Ent­schei­dungs­hil­fe, die Sie bei der Ent­schei­dung für ein Be­treu­ungs­mo­dell un­ter­stüt­zen kann. 

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Abgebildet werden zwei Eltern und ihr Kind in der Mitte. Alle drei sprechen von einem anderen Betreuungsmodell. Diese sind durch Symbole abgebildet.

Ent­schei­dungs­kri­te­ri­en

Bei Ih­rer Ent­schei­dung für ein be­stimm­tes Be­treu­ungs­mo­dell soll­ten Sie be­rück­sich­ti­gen, dass es Kri­te­ri­en und Rah­men­be­din­gun­gen gibt, die eher für das ei­ne oder das an­de­re Mo­dell spre­chen. Ei­ne Lis­te mit Kri­te­ri­en, die die Fa­mi­li­en­ge­rich­te bei der An­ord­nung ei­nes Wech­selm­odells be­rück­sich­ti­gen und die Ih­nen bei der Ent­schei­dung für ein Be­treu­ungs­mo­dell hel­fen kön­nen, fin­den Sie hier:

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Oft zei­gen sich die Vor- und Nach­tei­le ei­nes Be­treu­ungs­mo­dells aber erst in der „Er­pro­bung“. Da­her kann es sich an­bie­ten, nach der Tren­nung ein Be­treu­ungs­mo­dell zu­nächst für meh­re­re Mo­na­te „aus­zu­pro­bie­ren“ und nach Ab­lauf der Pro­be­zeit die kon­kre­te Aus­ge­stal­tung des Be­treu­ungs­mo­dells noch­mals mit­ein­an­der und mit dem Kind zu be­spre­chen. Manch­mal kön­nen schon klei­ne An­pas­sun­gen da­zu bei­tra­gen, dass die Aus­übung des je­wei­li­gen Be­treu­ungs­mo­dells bes­ser funk­tio­niert.

Mög­li­che Ent­schei­dungs­kri­te­ri­en
Kri­te­ri­en bei der Ent­schei­dung für ein be­stimm­tes Be­treu­ungs­mo­dell kön­nen sein...
  • Kon­ti­nui­tät in der Be­treu­ung
  • Ent­fer­nung der El­tern­woh­nun­gen
  • Ko­ope­ra­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­be­reit­schaft der El­tern
  • Wün­sche und Be­dürf­nis­se des Kin­des

Was kann in einer Elternvereinbarung geregelt werden?

Be­treu­ungs­mo­dell in El­tern­ver­ein­ba­rung fest­hal­ten


Ha­ben Sie sich für ein Be­treu­ungs­mo­dell ent­schie­den, dann kön­nen Sie im Re­si­denz­mo­dell Ein­zel­hei­ten zur Aus­ge­stal­tung des Um­gangs oder bei ei­ner ge­teil­ten Be­treu­ung Ein­zel­hei­ten zu de­ren Aus­ge­stal­tung in ei­ner El­tern­ver­ein­ba­rung nie­der­le­gen.

All­ge­mei­ne In­for­ma­tio­nen zu El­tern­ver­ein­ba­run­gen, z. B. zu de­ren Bin­dungs­wir­kung, er­hal­ten Sie hier:

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El­tern­ver­ein­ba­rung zum Um­gang im Re­si­denz­mo­dell


Ent­schei­den Sie sich für das Re­si­denz­mo­dell, dann kön­nen Sie die Ein­zel­hei­ten zur Aus­ge­stal­tung des Um­gangs mit dem Kind in ei­ner Um­gangs­ver­ein­ba­rung fest­le­gen und de­ren In­halt in­di­vi­du­ell an die Be­dürf­nis­se Ih­res Kin­des und an Ih­re Le­bens­si­tua­ti­on an­pas­sen.
Mehr In­for­ma­tio­nen zur Ge­stal­tung des Um­gangs in ei­ner in­di­vi­du­el­len Ver­ein­ba­rung er­hal­ten Sie hier:

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Ein Mann und eine Frau stehen neben einem großen Blatt Papier, auf dem "Vereinbarung" steht. Sie halten eine Lupe bzw. einen Zeigestock in der Hand und zeigen damit auf die Vereinbarung. Im Hintergrund sind ein Bildschirm und zwei Papierflugzeuge.

Elternvereinbarungen können die Eltern gemeinsam treffen

El­tern­ver­ein­ba­rung zur ge­teil­ten Be­treu­ung


Ent­schei­den Sie sich für ein pa­ri­tä­ti­sches oder asym­me­tri­sches Wech­selm­odell, dann kön­nen Sie die Ein­zel­hei­ten zur Aus­ge­stal­tung der ge­teil­ten Be­treu­ung in ei­ner El­tern­ver­ein­ba­rung fest­le­gen und die­se in­di­vi­du­ell an die Be­dürf­nis­se Ih­res Kin­des und an Ih­re Le­bens­si­tua­ti­on an­pas­sen.

Zu­dem kön­nen Sie in der El­tern­ver­ein­ba­rung fest­le­gen, wie die je­wei­li­gen Be­treu­ungs­an­tei­le er­mit­telt wer­den sol­len. Dies soll­te mög­lichst un­kom­pli­ziert er­fol­gen, z. B. durch das Zäh­len von Über­nach­tun­gen oder der Ka­len­der­ta­ge, an de­nen sich das Kind mehr als zwölf Stun­den bei ei­nem El­tern­teil auf­hält.

In­halt ei­ner Be­treu­ungs­ver­ein­ba­rung im Wech­selm­odell


In ei­ner Be­treu­ungs­ver­ein­ba­rung kön­nen fol­gen­de Punk­te ge­re­gelt wer­den:

  • Wie soll die Be­treu­ung auf­ge­teilt wer­den? Wann fin­den die Wech­sel von ei­nem zum an­de­ren El­tern­teil statt?
  • Wie wird die „Über­ga­be“ des Kin­des or­ga­ni­siert?
  • Wie sol­len Fei­er- und Ge­burts­ta­ge so­wie die Fe­ri­en­zei­ten auf­ge­teilt wer­den?
  • Wie sol­len Kon­tak­te au­ßer­halb der Be­treu­ungs­zei­ten er­fol­gen?

Hier fin­den Sie ein Mus­ter für ei­ne Be­treu­ungs­ver­ein­ba­rung bei ge­teil­ter Be­treu­ung:

STARK-Mustervereinbarung

Kann ein Wechselmodell gegen den Willen des anderen Elternteils gerichtlich angeordnet werden?

An­ord­nung ei­nes Wech­selm­odells als "Um­gangs­re­ge­lung"

Die ge­teil­te Be­treu­ung ist ge­setz­lich nicht ge­re­gelt. Des­halb war lan­ge um­strit­ten, ob und ge­ge­be­nen­falls un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen ei­n Wech­selm­odell vor Ge­richt durch­ge­setzt wer­den kann. 2017 hat der Bun­des­ge­richts­hof ent­schie­den, dass ei­ne ge­teil­te Be­treu­ung als "Um­gangs­re­ge­lung" an­ge­ord­net wer­den kann, da es der­zeit kei­ne an­de­re pas­sen­de Re­ge­lung im BGB gibt. Ei­ne sol­che ge­richt­li­che An­ord­nung setzt zu­nächst einen An­trag ei­nes El­tern­teils vor­aus, aus dem sich der ge­wünsch­te Um­fang der Mit­be­treu­ung er­gibt.

Familie Abadi (Mutter, Vater und zwei Kinder) stehen vor einem Gerichtsgebäude.

Familie Abadi vor dem Familiengericht

Kri­te­ri­en für die ge­richt­li­che An­ord­nung ei­ner ge­teil­ten Be­treu­ung

Bei Vor­lie­gen der fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen wird das Fa­mi­li­en­ge­richt in der Re­gel ei­ne ge­teil­te Be­treu­ung an­ord­nen.

  • ge­mein­sa­me Sor­ge der El­tern (die al­ler­dings kei­ne zwin­gen­de Vor­aus­set­zung für ei­ne ge­teil­te Be­treu­ung ist)
  • ge­teil­te Be­treu­ung ent­spricht dem Kin­des­wohl und Kin­des­wil­len
  • Kon­ti­nui­tät in der Be­treu­ung, d. h. das Kind wur­de schon bis­lang von bei­den El­tern be­treut
  • Er­zie­hungs­eig­nung bei­der El­tern
  • sta­bi­le Be­zie­hun­gen des Kin­des zu bei­den El­tern
  • Fä­hig­keit der El­tern zu ge­gen­sei­ti­ger Ko­ope­ra­ti­on und Kom­mu­ni­ka­ti­on, um den er­höh­ten Ab­stim­mungs­be­darf im All­tag des Kin­des zu be­wäl­ti­gen
  • Kom­pro­miss­be­reit­schaft beim Um­gang mit Kon­flik­ten
  • rä­um­li­che Nä­he der El­tern­woh­nun­gen

 Zu be­ach­ten ist, dass das Fa­mi­li­en­ge­richt im­mer ei­ne Ein­zel­fall­ent­schei­dung tref­fen wird, bei der noch wei­te­re Fak­to­ren ei­ne Rol­le spie­len kön­nen. Möch­ten Sie mehr zur An­ord­nung ei­nes Wech­selm­odells ge­gen den Wil­len ei­nes El­tern­teils er­fah­ren? Bei­spie­le aus der Recht­spre­chung fin­den Sie hier:

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Be­rück­sich­ti­gung von Kin­des­wohl und Kin­des­wil­len

Ge­gen den Wil­len des Kin­des wird das Fa­mi­li­en­ge­richt in der Re­gel kei­ne ge­teil­te Be­treu­ung an­ord­nen. Dies gilt ins­be­son­de­re, wenn äl­te­re Kin­der und Ju­gend­li­che die stän­di­gen Wech­sel (z. B. im Hin­blick auf ih­re ei­ge­nen so­zia­len Kon­tak­te) als be­las­tend wahr­neh­men und da­her ab­leh­nen. Das Ge­richt wird das be­an­trag­te Wech­selm­odell zu­dem nur dann an­ord­nen, wenn die­ses dem Kin­des­wohl im Ver­hält­nis zu an­de­ren in Fra­ge kom­men­den Be­treu­ungs­mo­del­len am bes­ten ent­spricht. Da­bei kann es auch auf die kon­kre­ten Mo­da­li­tä­ten der Aus­ge­stal­tung der ge­teil­ten Be­treu­ung an­kom­men. So wird bei­spiels­wei­se ein Wech­selm­odell, bei dem Ge­schwis­ter im Wech­sel so be­treut wer­den, dass sie ein­an­der nicht se­hen, nicht dem Wohl der Kin­der ent­spre­chen.
Zur Er­mitt­lung des Kin­des­wohls und des Kin­des­wil­lens wird im fa­mi­li­en­ge­richt­li­chen Ver­fah­ren ei­ne per­sön­li­che An­hö­rung des Kin­des statt­fin­den.

Wech­sel von der ge­teil­ten Be­treu­ung zum Re­si­denz­mo­dell


Wur­de ein Wech­selm­odell ge­richt­lich an­ge­ord­net oder ha­ben die El­tern ein Wech­selm­odell nach der Tren­nung ein­ver­nehm­lich prak­ti­ziert, so kann je­der El­tern­teil beim Fa­mi­li­en­ge­richt für die Zu­kunft die An­ord­nung ei­nes Re­si­denz­mo­dell be­an­tra­gen. Dies kann sich bei­spiels­wei­se an­bie­ten, wenn das Wech­selm­odell nach dem Um­zug ei­nes El­tern­teils in ei­ne an­de­re Stadt auf­grund der großen Ent­fer­nung der Wohn­or­te der El­tern nicht mehr gut prak­ti­ziert wer­den kann oder wenn das Kind über­wie­gend bei ei­nem El­tern­teil le­ben will. In die­sem Fall über­trägt das Fa­mi­li­en­ge­richt dem El­tern­teil, der das Re­si­denz­mo­dell be­an­tragt, das Auf­ent­halts­be­stim­mungs­recht, wenn das Re­si­denz­mo­dell dem Kin­des­wohl bes­ser als das bis­he­ri­ge Wech­selm­odell ent­spricht.

Möch­ten Sie mehr zum Ver­fah­ren vor dem Fa­mi­li­en­ge­richt er­fah­ren?

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Welche rechtlichen Auswirkungen hat das Residenzmodell?

Das Re­si­denz­mo­dell wird im Fa­mi­li­en-, So­zi­al- und Steu­er­recht be­rück­sich­tigt. De­tails zu den Vor­aus­set­zun­gen und Wir­kun­gen der ein­schlä­gi­gen Re­ge­lun­gen wer­den bei den ein­zel­nen The­men­kom­ple­xen nä­her er­läu­tert. Hier fin­den Sie zur Ori­en­tie­rung einen ers­ten Über­blick.
Aus­übung der el­ter­li­chen Sor­ge
  • Be­steht ei­ne ge­mein­sa­me el­ter­li­che Sor­ge, dann re­gelt § 1687 BGB die Sor­ge­be­fug­nis­se der ge­trennt­le­ben­den El­tern.

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  • Hat der haupt­be­treu­en­de El­tern­teil hin­ge­gen die Al­lein­sor­ge in­ne, dann be­schrän­ken sich die Ent­schei­dungs­be­fug­nis­se des Um­gangs­el­tern­teils auf An­ge­le­gen­hei­ten der tat­säch­li­chen Be­treu­ung (§ 1687a BGB ).
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Kin­des­un­ter­halt
  • Nach § 1606 Ab­satz 3 Satz 2 BGB gilt die Re­gel, dass der haupt­be­treu­en­de El­tern­teil kei­nen Barunterhalt für das Kind zah­len muss, da er das Kind be­treut. Bar­un­ter­halt schul­det nur der Um­gangs­el­tern­teil.
  • Die Hö­he des Un­ter­halts rich­tet sich nach der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le. Ein er­wei­ter­ter Um­gang kann die Hö­he des Ba­run­ter­halts min­dern.
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Un­ter­halts­vor­schuss
  • Das Kind hat einen An­spruch auf Un­ter­halts­vor­schuss (§ 1 UVG ), wenn der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil den Kin­des­un­ter­halt nicht (re­gel­mä­ßig oder voll­stän­dig) zahlt.
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Kin­der­geld und Kin­der­zu­schlag
  • Das Kin­der­geld er­hält in der Re­gel der haupt­be­treu­en­de El­tern­teil (§ 64 Ab­satz 2 Satz 1 EStG ). Die Hälf­te des Kin­der­gel­des wird aber auf den Bar­un­ter­halt, den der an­de­re El­tern­teil be­zahlt, an­ge­rech­net (§ 1612b BGB ).
  • Den Kin­der­zu­schlag er­hält eben­falls der haupt­be­treu­en­de (kin­der­geld­be­rech­tig­te) El­tern­teil (§ 6a Absatz 1 BKGG ).
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Be­treu­ungs­un­ter­halt
  • Nur der haupt­be­treu­en­de El­tern­teil kann un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen einen An­spruch auf Be­treu­ungs­un­ter­halt ha­ben (§ 1570 BGB oder § 1615l BGB ).
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Ent­las­tungs­be­trag für Al­lein­er­zie­hen­de
  • Nach § 24b EStG steht der Ent­las­tungs­be­trag für Al­lein­er­zie­hen­de dem haupt­be­treu­en­den El­tern­teil zu, wenn das Kind bei ihm ge­mel­det bzw. er kin­der­geld­be­rech­tigt ist.
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Wohn­geld
  • Da der haupt­be­treu­en­de El­tern­teil und das Kind ei­ne Haus­halts­ge­mein­schaft im Sin­ne des § 4 WoGG bil­den, er­höht das Kind als Haus­halts­mit­glied den Wohn­geldan­spruch des haupt­be­treu­en­den El­tern­teils.
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Bür­ger­geld
  • Bür­ger­geld für das Kind (§ 19 Ab­satz 1 SGB II ) steht je­dem El­tern­teil (auch dem Um­gangs­el­tern­teil) an­tei­lig für die Ta­ge zu, an de­nen sich das Kind bei ihm auf­hält.
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Mehr­be­dar­fe
  • Der Mehr­be­darf für Al­lein­er­zie­hen­de (§ 21 Absatz 3 SGB II ) steht nur dem haupt­be­treu­en­den El­tern­teil zu.
  • Der Um­gangs­el­tern­teil kann Fahrt­- und Über­nach­tungs­kos­ten zur Aus­übung des Um­gangs als so­zi­al­recht­li­chen Mehr­be­darf so­wie die durch den Um­gang aus­ge­lös­ten er­höh­ten Wohn­kos­ten als zu­sätz­li­chen Wohn­be­darf gel­tend ma­chen (§ 22b Absatz 3 Nr. 2 i. V. m. § 22 Absatz 1 Satz 1 SGB II ).
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Welche rechtlichen Auswirkungen hat das Wechselmodell?

Die ge­teil­te Be­treu­ung ist bis­lang kaum ge­setz­lich ge­re­gelt. Da­her ist auch vie­les um­strit­ten. Ein­zel­ne Fra­gen sind in­zwi­schen von der Recht­spre­chung ent­schie­den. De­tails hier­zu wer­den bei den ein­zel­nen The­men­kom­ple­xen nä­her er­läu­tert. Im Fol­gen­den wird ein ers­ter Über­blick ge­bo­ten.
Aus­übung der el­ter­li­chen Sor­ge
  • Be­steht ei­ne ge­mein­sa­me el­ter­li­che Sor­ge, dann re­gelt § 1687 BGB die Sor­ge­be­fug­nis­se der ge­trennt­le­ben­den El­tern.
  • Bei der ge­teil­ten Be­treu­ung ist um­strit­ten, ob An­ge­le­gen­hei­ten des täg­li­chen Le­bens (All­tags­sor­ge) von bei­den El­tern ein­ver­nehm­lich ent­schie­den wer­den müs­sen oder von dem El­tern­teil, der das Kind ge­ra­de be­treut, al­lein ent­schie­den wer­den kön­nen.
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Kin­des­un­ter­halt
  • Der Bun­des­ge­richts­hof hat für das pa­ri­tä­ti­sche Wech­selm­odell ent­schie­den, dass bei­de El­tern dem Kind Bar­un­ter­halt schul­den. Die Hö­he der an­tei­li­gen Un­ter­halts­pflicht je­des El­tern­teils be­stimmt sich nach der Hö­he des je­wei­li­gen Ein­kom­mens (§ 1606 Absatz 3 Satz 1 BGB ).
  • Beim asym­me­tri­schen Wech­selm­odell schul­det der­zeit nur der El­tern­teil mit dem ge­rin­ge­ren Be­treu­ungs­an­teil Bar­un­ter­halt, al­ler­dings min­dert die Mit­be­treu­ung die Hö­he des Bar­un­ter­halts.
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Un­ter­halts­vor­schuss
  • Die Re­ge­lung zum Un­ter­halts­vor­schuss (§ 1 UVG ) ist auf das Re­si­denz­mo­dell zu­ge­schnit­ten. Beim pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell hat das Kind kei­nen An­spruch auf Un­ter­halts­vor­schuss.
  • Bei ei­nem asym­me­tri­schen Wech­selm­odell be­steht ein An­spruch auf Un­ter­halts­vor­schuss, wenn der mit­be­treu­en­de El­tern­teil we­ni­ger als 40 % der Be­treu­ung über­nimmt und den Kin­des­un­ter­halt nicht (re­gel­mä­ßig oder voll­stän­dig) zahlt.
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Kin­der­geld und Kin­der­zu­schlag
  • Das Kin­der­geld kann nach den ge­setz­li­chen Vor­ga­ben nur an einen El­tern­teil aus­ge­zahlt wer­den (§ 64 Absatz 1 EStG ). Die El­tern kön­nen sich aber ei­ni­gen, wer das Kin­der­geld be­zie­hen soll und dann in­tern einen Aus­gleich vor­neh­men.
  • Den Kin­der­zu­schlag er­hält der El­tern­teil, der das Kin­der­geld be­zieht (§ 6a Absatz 1 BKKG ).

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Be­treu­ungs­un­ter­halt
  • Über­wie­gend wird da­von aus­ge­gan­gen, dass bei ei­ner ge­teil­ten Be­treu­ung bei­de El­tern­tei­le ver­pflich­tet sind, zu ar­bei­ten, so dass nur in Aus­nah­me­fäl­len ein Un­ter­halts­an­spruch we­gen der Be­treu­ung des Kin­des ge­mäß § 1570 BGB oder § 1615l BGB be­ste­hen kann.
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Ent­las­tungs­be­trag für Al­lein­er­zie­hen­de
  • Der Ent­las­tungs­be­trag für Al­lein­er­zie­hen­de nach § 24b EStG kann nicht zwi­schen den El­tern auf­ge­teilt wer­den. Die El­tern kön­nen aber be­stim­men, wer den Ent­las­tungs­be­trag er­hal­ten soll.

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Wohn­geld
  • Für den Wohn­geldan­spruch sieht § 5 Ab­satz 4 WoGG vor, dass bei ei­ner Be­treu­ung des Kin­des im Wech­sel, die ab ei­nem Mit­be­treu­ungs­an­teil von 33 % an­ge­nom­men wird, das Kind bei bei­den El­tern Haus­halts­mit­glied ist und da­mit bei der Hö­he des Wohn­gelds bei bei­den El­tern be­rück­sich­tigt wird.
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Bür­ger­geld
  • Bür­ger­geld für das Kind (§ 19 Ab­satz 1 SGB II ) steht je­dem El­tern­teil an­tei­lig für die Ta­ge zu, an de­nen sich das Kind beim ihm auf­hält.
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Mehr­be­dar­fe
  • Der Mehr­be­darf für Al­lein­er­zie­hen­de (§ 21 Absatz 3 SGB II ) ist beim pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell zwi­schen den El­tern hälf­tig auf­zu­tei­len. Beim asym­me­tri­schen Wech­selm­odell steht der Mehr­be­darf nur dem über­wie­gend be­treu­en­den El­tern­teil zu.
  • Die durch das Wech­selm­odell ver­ur­sach­ten Mehr­kos­ten (z. B. Fahrt­kos­ten) kön­nen als so­zi­al­recht­li­cher Mehr­be­darf (§ 21 Absatz 6 SGB II ) und die er­höh­ten Wohn­kos­ten als zu­sätz­li­cher Wohn­be­darf gel­tend ge­macht wer­den.
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Welche Auswirkungen hat das Betreuungsmodell auf den Hauptwohnsitz des Kindes?

Haupt­wohn­sitz des Kin­des vom Be­treu­ungs­mo­dell ab­hän­gig

Nach § 22 des Bundesmel­de­ge­setzes ist der Haupt­wohn­sitz des Kin­des in der Woh­nung des El­tern­teils, bei dem das Kind über­wie­gend lebt. Die Woh­nung des an­de­ren El­tern­teils, bei dem sich das Kind we­ni­ger als 50 % der Zeit auf­hält, kann als Ne­ben­wohn­sitz ge­mel­det wer­den.

Die Be­stim­mung des Haupt­wohn­sit­zes des Kin­des hängt vom ge­wähl­ten Be­treu­ungs­mo­dell ab.

Die Be­stim­mung des Haupt­wohn­sit­zes be­rei­tet beim Re­si­denz­mo­dell und beim asym­me­tri­schen Wech­selm­odell kei­ne Pro­ble­me. Bleibt das Kind nach der Tren­nung der El­tern mit dem über­wie­gend be­treu­en­den El­tern­teil in der Fa­mi­li­en­woh­nung, dann än­dert sich nichts am Haupt­wohn­sitz des Kin­des.

Ver­lässt der haupt­be­treu­en­de El­tern­teil mit dem Kind die Fa­mi­li­en­woh­nung, dann kann er in der Re­gel al­lein das Kind am neu­en Wohn­sitz an­mel­den, wenn der an­de­re sor­ge­be­rech­tig­te El­tern­teil mit dem Um­zug ein­ver­stan­den ist. Die Un­ter­schrift von bei­den sor­ge­be­rech­tig­ten El­tern­tei­len auf dem Mel­de­schein ist so­mit nicht zwin­gend er­for­der­lich.

Bei ei­nem pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell wohnt das Kind hin­ge­gen zu glei­chen Tei­len ab­wech­selnd in den bei­den El­tern­woh­nun­gen, so dass es im Grun­de gar kei­nen Haupt­wohn­sitz des Kin­des gibt. Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts müs­sen die sor­ge­be­rech­tig­ten El­tern in die­sem Fall durch ge­mein­sa­me Er­klä­rung ge­gen­über der Mel­de­be­hör­de einen Haupt­wohn­sitz des Kin­des be­stim­men.

Haus, in dessen Mitte ein großes Herz ist

Das Kind kann nur einen Haupt­wohn­sitz ha­ben, aber zwei Zuhau­se

Kei­ne Ei­ni­gung im pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell

Kön­nen sich die El­tern bei ei­nem pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell nicht über die Fest­le­gung des Haupt­wohn­sit­zes des Kin­des ei­ni­gen, so ist um­strit­ten, ob zur Ent­schei­dung die­ser Fra­ge ein Ge­richt an­ge­ru­fen wer­den kann. Ei­ne fa­mi­li­en­ge­richt­li­che Ent­schei­dung die­ser An­ge­le­gen­heit kann nur dann er­fol­gen, wenn die Fest­le­gung des Haupt­wohn­sit­zes für das Kind von er­heb­li­cher Be­deu­tung ist, z. B. wenn die Wahl der Grund­schu­le vom Haupt­wohn­sitz des Kin­des da­von ab­hängt. In der Pra­xis las­sen sich aber zur Lö­sung die­ses Pro­blems meist prag­ma­ti­sche Lö­sun­gen mit den Schu­len fin­den.

El­tern-Tipp:
In­for­mie­ren Sie sich bei der Schu­le!

Fra­gen Sie früh­zei­tig bei der Schu­le bzw. der zu­stän­di­gen Schul­be­hör­de an, ob Ihr Kind die Schu­le auch dann be­su­chen kann, wenn sein Haupt­wohn­sitz in ei­nem an­de­ren Schul­be­zirk liegt.

Quellen & Links

Mehr zum The­ma

Hier fin­den Sie In­for­ma­tio­nen zu Quel­len der In­hal­te die­ser Sei­te und Links zu ver­tie­fen­den In­for­ma­tio­nen.

Als Quel­len wur­den un­ter an­de­rem ver­wen­det:

Daml­ja­no­vic, D. (2016). Das Wech­selm­odell. Gel­ten­des Recht und Re­form­be­darf. Pe­ter Lang.

Mat­thä­us, T., Lüt­ke­haus, I. (2021). Um­gang im Wech­selm­odell. Ei­ne Fa­mi­lie, zwei Zu­hau­se: Gleich­be­rech­tig­te El­tern blei­ben nach Tren­nung und Schei­dung. dtv.

Schnei­der, S. (2021). Be­din­gun­gen für die kin­des­wohl­di­en­li­che Prak­ti­zie­rung des Wech­selm­odells. Ei­ne in­ter­dis­zi­pli­näre Be­trach­tung de le­ge la­ta und de le­ge fe­ren­da. Wolf­gang Metz­ner Ver­lag.

Schu­mann, E. (2018). Ge­mein­sam ge­tra­ge­ne El­tern­ver­ant­wor­tung nach Tren­nung und Schei­dung – Re­form­be­darf im Sor­ge-, Um­gangs- und Un­ter­halts­recht? in: Ver­hand­lun­gen zum 72. Deut­schen Ju­ris­ten­tag, hrsg. von der Stän­di­gen De­pu­ta­ti­on des Deut­schen Ju­ris­ten­ta­ges, Bd. 1., C.H. Beck.

Wis­sen­schaft­li­cher Bei­rat für Fa­mi­li­en­fra­gen (2021). Ge­mein­sam ge­trennt er­zie­hen.

Wich­ti­ge Ge­richts­ent­schei­dun­gen: 

BGH 27.11.2019 – XII ZB 512/18 (kei­ne ge­richt­li­che An­ord­nung ei­nes pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odells bei star­kem Lo­ya­li­täts­kon­flikt zwi­schen den El­tern) 

BGH 1.2.2017 - XII ZB 601/15 (Kri­te­ri­en zur ge­richt­li­chen An­ord­nung ei­nes pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odells als Um­gangs­re­ge­lung)

BVerwG 30.9.2015 - 6 C 38.14 (Haupt­wohn­sitz des Kin­des bei Wech­selm­odell)

 

Links zum The­ma:

Familienportal des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit FAQs zu ge­trenn­t er­zie­hend & al­lein­er­zie­hend

Monitor Familienforschung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zum The­ma Al­lein- oder ge­trenn­ter­zie­hen - Le­bens­si­tua­ti­on, Über­gän­ge und Her­aus­for­de­run­gen (Stand: 2021)

Kin­des­wohl & Kin­des­wil­le
Ber­ück­sich­ti­gung von Kin­des­wohl & Kin­des­wil­len bei Ent­schei­dung für ein Be­treu­ungs­mo­dell

Bei der Ent­schei­dung für ein Be­treu­ungs­mo­dell soll­ten El­tern das Wohl und den Wil­len des ge­mein­sa­men Kin­des be­rück­sich­ti­gen. Wor­auf Sie als El­tern da­bei ach­ten soll­ten, er­fah­ren Sie auf der fol­gen­den Un­ter­sei­te.

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Kin­des­un­ter­halt
Das Be­treu­ungs­mo­dell be­ein­flusst die Pflicht zur Zah­lung von Kin­des­un­ter­halt

Das ge­wähl­te Be­treu­ungs­mo­dell hat er­heb­li­che Aus­wir­kun­gen auf die Be­rech­nung des Kin­des­un­ter­halts. Wis­sens­wer­tes da­zu er­fah­ren Sie auf der fol­gen­den Un­ter­sei­te.

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Wahl des Be­treu­ungs­mo­del­ls
Un­ter­stüt­zung bei der Ent­schei­dung für ein Be­treu­ungs­mo­dell

Auf der fol­gen­den Sei­te fin­den Sie aus­führ­li­che In­for­ma­tio­nen zu den Vor- und Nach­tei­len der un­ter­schied­li­chen Be­treu­ungs­mo­del­le so­wie die STARK-Ent­schei­dungs­hil­fe, die Sie bei der Wahl Ih­res Be­treu­ungs­mo­dells un­ter­stützt.

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