Be­treu­ungs­mo­del­le: Re­si­denz­mo­dell & Wech­selm­odell

er­stellt am 20.01.23        von Prof. Dr. Eva Schu­mann       Fa­mi­li­en­recht, Ge­org-Au­gust-Uni­ver­si­tät Göt­tin­gen

Rundes Icon, das für den Inhaltsbereich "Trennung rechtlich durchdenken" steht. Gezeigt werden ein Mann und seine Tochter im Schulalter, die nah beieinander stehend auf ein Waage- und ein Paragraphensymbol blicken.

Welche Betreuungsmodelle gibt es?

Das deut­sche Recht sieht bis­lang kei­ne de­tail­lier­te Aus­ge­stal­tung der ein­zel­nen Be­treu­ungs­mo­del­le vor. Im Fol­gen­den stel­len wir Ih­nen die ge­setz­li­chen und sich in der Pra­xis ent­wi­ckel­ten Be­treu­ungs­mo­del­le vor.

Vor­weg ist wich­tig zu wis­sen, dass die Ent­schei­dung für ein be­stimm­tes Be­treu­ungs­mo­dell nicht da­von ab­hängt, ob bei­de El­tern sor­ge­be­rech­tigt sind oder nur ei­nem El­tern­teil die el­ter­li­che Sor­ge zu­steht. Viel­mehr soll­ten Sie sich un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Wün­sche und Vor­stel­lun­gen Ih­res ge­mein­sa­men Kin­des für das Be­treu­ungs­mo­dell ent­schei­den, das dem Kin­des­wohl am bes­ten ent­spricht. Be­ach­ten Sie da­bei, dass sich die Ent­schei­dung für ein be­stimm­tes Be­treu­ungs­mo­dell bzw. der Um­fang der Mit­be­treu­ung oder des Um­gangs auch fi­nan­zi­ell aus­wir­ken kann (z. B. auf die Hö­he des Kin­des­un­ter­halts oder den Be­zug von staat­li­chen Leis­tun­gen).

Schau­bild zu ver­schie­de­nen recht­lich re­le­van­ten Be­treu­ungs­mo­del­len
Das Schaubild zeigt die verschiedenen Arten von Betreuungmodellen mit jeweils einer kurzen Beschreibung. Zum einen das Reidenzmodell, auf der anderen Seite die geteilte Betreuung, die unterteilt wird in paritätisches und asymmetrisches Wechselmodell.
Icon, das ein weißes Haus mit Personenumrissen auf türkisem Hintergrund zeigt. Symbolisiert wird das Residenzmodell.

Re­si­denz­mo­dell

Ei­ni­ge ge­setz­li­che Re­ge­lun­gen set­zen das Re­si­denz­mo­dell vor­aus, bei dem das Kind ganz über­wie­gend bei ei­nem El­tern­teil lebt (haupt­be­treu­en­der El­tern­teil) und mit dem an­de­ren El­tern­teil re­gel­mä­ßig Um­gang hat (Um­gangs­el­tern­teil). Von die­sem Mo­dell spricht man auch dann, wenn ein El­tern­teil deut­lich mehr Um­gangs­kon­tak­te als üb­lich hat (sog. „er­wei­ter­ter Um­gang“).

Ein Icon besteht aus einem Vogelnest mit drei Eiern auf türkisem Hintergrund. Symbolisiert wird das Nestmodell.

Son­der­fall:
Nestm­odell

Beim Nest­mo­dell wech­selt nicht das Kind das Zu­hau­se, son­dern die El­tern. So kann bei­spiels­wei­se das Kind nach ei­ner Tren­nung über­gangs­wei­se in der ehe­ma­li­gen Fa­mi­li­en­woh­nung woh­nen blei­ben und dort von den El­tern im Wech­sel be­treut wer­den. Ty­pi­scher­wei­se liegt dann auch ei­ne ge­teil­te Be­treu­ung vor, das Mo­dell kann aber auch im Re­si­denz­mo­dell (mit ei­nem haupt­be­treu­en­den El­tern­teil und ei­nem Um­gangs­el­tern­teil) prak­ti­ziert wer­den. Das Nest­mo­dell wird auf­grund des fi­nan­zi­el­len Auf­wan­des für die El­tern, die je­weils ei­ne ei­ge­ne Woh­nung bzw. ei­ne Aus­weich­mög­lich­keit (Woh­nen bei Drit­ten) be­nö­ti­gen, nur sel­ten (meist als Über­gangs­lö­sung) prak­ti­ziert. In wel­chen Fäl­len ein Nest­mo­dell sinn­voll sein kann, er­fah­ren Sie hier:

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Die Eltern gehen mit dem Kind, das beide an der Hand halten, in eine gemeinsame Richtung.

Eine gute Eltern-Kind-Beziehung ist bei allen Betreuungsmodellen möglich

Icon, das weiße Wechselpfeile zeigt auf türkisem Hintergrund. Symbolisiert wird das Wechselmodell.

Ge­teil­te
Be­treu­ung

Un­ter dem Ober­be­griff „ge­teil­te Be­treu­ung“ wer­den das pa­ri­tä­ti­sche und das asym­me­tri­sche Wech­selm­odell zu­sam­men­ge­fasst.

  1. Pa­ri­tä­ti­sches Wech­selm­odell
    Die ge­trennt­le­ben­den El­tern be­treu­en das Kind zu glei­chen An­tei­len bei sich zu Hau­se im Wech­sel, bei­spiels­wei­se ist das Kind ab­wech­selnd je­weils ei­ne Wo­che bei ei­nem El­tern­teil.
  2. Asym­me­tri­sches Wech­selm­odell
    Die ge­trennt­le­ben­den El­tern be­treu­en das Kind zu un­glei­chen An­tei­len bei sich zu Hau­se im Wech­sel, bei­spiels­wei­se be­treut ein El­tern­teil das Kind an vier Ta­gen und der an­de­re an drei Ta­gen in der Wo­che. Es gibt un­ter­schied­li­che Auf­fas­sun­gen da­zu, wie um­fang­reich der Mit­be­treu­ungs­an­teil sein muss, da­mit von ei­ner ge­teil­ten Be­treu­ung ge­spro­chen wer­den kann. Wir emp­feh­len, be­reits ab ei­nem Mit­be­treu­ungs­an­teil von 33 % von ei­nem asym­me­tri­schen Wech­selm­odell aus­zu­ge­hen. Die­se Be­treu­ungs­quo­te wird auch bei ver­schie­de­nen staat­li­chen Leis­tun­gen als re­le­vant an­ge­se­hen.

Aus­wir­kun­gen hat die Un­ter­schei­dung zwi­schen pa­ri­tä­ti­schem und asym­me­tri­schem Wech­selm­odell nur im Be­reich des Kin­des­un­ter­halts.

Im Über­blick: Wann liegt ei­ne ge­teil­te Be­treu­ung vor?
 
  • Mit­be­treu­ungs­an­teil von min­des­tens 33 %   
  • bei­de El­tern sind für das Kind im All­tag ver­ant­wort­lich (Haus­auf­ga­ben­be­treu­ung, Arzt­be­su­che, Frei­zeit­ge­stal­tung usw.)
  • das Kind hat bei bei­den El­tern ein Zu­hau­se (kind­ge­rech­te Aus­stat­tung der Woh­nung so­wie Ge­fühl des Kin­des von „Zu­hau­se-Sein“ bei bei­den El­tern)

Welches Betreuungsmodell passt am besten zu uns?

Es gibt kein idea­les Mo­dell für al­le Tren­nungs­fa­mi­li­en!

Wich­tig ist viel­mehr, dass Sie als El­tern zu­nächst klä­ren, wel­ches Be­treu­ungs­mo­dell dem Wohl des Kin­des am bes­ten dient und zu Ih­rer Le­bens­si­tua­ti­on am bes­ten passt. An die­sem Klä­rungs­pro­zess soll­ten Sie Ihr Kind altersgerecht beteiligen und sei­ne Wün­sche und Be­dürf­nis­se be­rück­sich­ti­gen. Für Kin­der ist wich­tig, dass sie sta­bi­le und gu­te Be­zie­hun­gen zu bei­den El­tern ha­ben. Dies ist im Rah­men ei­nes Re­si­denz­mo­dells mit ei­nem haupt­be­treu­en­den El­tern­teil und üb­li­chem Um­gang des an­de­ren El­tern­teils ge­nau­so gut wie bei ei­ner ge­teil­ten Be­treu­ung mög­lich. Denn die Qua­li­tät der El­tern-Kind-Be­zie­hung ist wich­ti­ger als die Häu­fig­keit des Kon­takts. Wel­che Vor- und Nach­tei­le die ver­schie­de­nen Be­treu­ungs­mo­del­le aus Sicht der El­tern und Kin­der ha­ben, er­fah­ren Sie hier:

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Abgebildet werden zwei Eltern und ihr Kind in der Mitte. Alle drei sprechen von einem anderen Betreuungsmodell. Diese sind durch Symbole abgebildet.
Ent­schei­dungs­fak­to­ren

Bei Ih­rer Ent­schei­dung für ein be­stimm­tes Be­treu­ungs­mo­dell soll­ten Sie be­rück­sich­ti­gen, dass es Fak­to­ren gibt, die eher für das ei­ne oder das an­de­re Mo­dell spre­chen. Oft zei­gen sich die Vor- und Nach­tei­le ei­nes Mo­dells auch erst bei der „Er­pro­bung“. Da­her kann es sich an­bie­ten, nach der Tren­nung ein Be­treu­ungs­mo­dell zu­nächst für meh­re­re Mo­na­te „aus­zu­pro­bie­ren“ und nach Ab­lauf der Pro­be­zeit die kon­kre­te Aus­ge­stal­tung des Mo­dells noch­mals mit­ein­an­der und mit dem Kind zu be­spre­chen. Manch­mal kön­nen schon klei­ne An­pas­sun­gen da­zu bei­tra­gen, dass die Aus­übung des je­wei­li­gen Be­treu­ungs­mo­dells bes­ser funk­tio­niert. Ei­ne Check­lis­te, die Ih­nen bei Ih­rer Ent­schei­dung für ein Be­treu­ungs­mo­dell hel­fen kann, fin­den Sie hier:


CHECKLISTE HERUNTERLADEN

Mög­li­che Ent­schei­dungs­kri­te­ri­en
Kri­te­ri­en bei der Ent­schei­dung für ein be­stimm­tes Be­treu­ungs­mo­dell kön­nen sein...
  • Kon­ti­nui­tät in der Be­treu­ung
  • Ent­fer­nung der El­tern­woh­nun­gen
  • Ko­ope­ra­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­be­reit­schaft der El­tern
  • Wün­sche und Be­dürf­nis­se des Kin­des

Sie wün­schen sich Un­ter­süt­zung bei der Wahl ei­nes Be­treu­ungs­mo­dells? Nut­zen Sie die STARK-Ein­schät­zungs­hil­fe!

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Aus­ge­stal­tung der ge­teil­ten Be­treu­ung in ei­ner El­tern­ver­ein­ba­rung

Ein­zel­hei­ten zur Aus­ge­stal­tung der ge­teil­ten Be­treu­ung kön­nen Sie in ei­ner El­tern­ver­ein­ba­rung nie­der­le­gen. In ei­ner El­tern­ver­ein­ba­rung kann auch ei­ne Pro­be­zeit fest­ge­legt wer­den. Zu­dem kön­nen Sie auch fest­le­gen, wie die je­wei­li­gen Be­treu­ungs­an­tei­le er­mit­telt wer­den sol­len. Dies soll­te mög­lichst un­kom­pli­ziert er­fol­gen, z. B. durch das Zäh­len von Über­nach­tun­gen oder das Zäh­len der Ka­len­der­ta­ge, an de­nen sich das Kind mehr als zwölf Stun­den bei ei­nem El­tern­teil auf­hält.

Möch­ten Sie wei­te­re In­for­ma­tio­nen zu El­tern­ver­ein­ba­run­gen, z. B. zur Bin­dungs­wir­kung sol­cher Ver­ein­ba­run­gen er­hal­ten?

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Hier fin­den Sie hilf­rei­che Tipps zur Aus­ge­stal­tung und Aus­übung der Be­treu­ung:

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In­halt ei­ner Be­treu­ungs­ver­ein­ba­rung im Wech­selm­odell
In ei­ner Be­treu­ungs­ver­ein­ba­rung kön­nen fol­gen­de Punk­te ge­re­gelt wer­den:
  • Wie soll die Be­treu­ung auf­ge­teilt wer­den? Wann fin­den die Wech­sel von ei­nem zum an­de­ren El­tern­teil statt?
  • Wie wird die „Über­ga­be“ des Kin­des or­ga­ni­siert?
  • Wie sol­len Fei­er- und Ge­burts­ta­ge so­wie die Fe­ri­en­zei­ten auf­ge­teilt wer­den?
  • Wie sol­len Kon­tak­te au­ßer­halb der Be­treu­ungs­zei­ten er­fol­gen?

Hier fin­den Sie ein ent­spre­chen­des Mus­ter für ei­ne Be­treu­ungs­ver­ein­ba­rung bei ge­teil­ter Be­treu­ung:

STARK-MUSTERVEREINBARUNG

Welche rechtlichen Auswirkungen hat das Residenzmodell?

Das Re­si­denz­mo­dell wird in ei­ni­gen ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen be­rück­sich­tigt. De­tails zu den Vor­aus­set­zun­gen und Wir­kun­gen die­ser Re­ge­lun­gen wer­den bei den ein­zel­nen The­men­kom­ple­xen nä­her er­läu­tert. Hier fin­den Sie zur Ori­en­tie­rung einen ers­ten Über­blick.

Aus­übung der el­ter­li­chen Sor­ge
  • Be­steht ei­ne ge­mein­sa­me el­ter­li­che Sor­ge, dann re­gelt § 1687 BGB die Sor­ge­be­fug­nis­se der ge­trennt­le­ben­den El­tern.

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  • Hat der haupt­be­treu­en­de El­tern­teil hin­ge­gen die Al­lein­sor­ge in­ne, dann be­schrän­ken sich die Ent­schei­dungs­be­fug­nis­se des Um­gangs­el­tern­teils auf An­ge­le­gen­hei­ten der tat­säch­li­chen Be­treu­ung.
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Kin­des­un­ter­halt
  • Nach § 1606 Ab­satz 3 Satz 2 BGB gilt die Re­gel, dass der haupt­be­treu­en­de El­tern­teil kei­nen Barunterhalt für das Kind zah­len muss, da er das Kind be­treut. Bar­un­ter­halt schul­det nur der Um­gangs­el­tern­teil.
  • Die Hö­he des Un­ter­halts rich­tet sich nach der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le. Ein er­wei­ter­ter Um­gang kann bei der Hö­he des Kin­des­un­ter­halts be­rück­sich­tigt wer­den.
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Un­ter­halts­vor­schuss
  • Das Kind hat einen An­spruch auf Un­ter­halts­vor­schuss (§ 1 UVG ), wenn der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil den Kin­des­un­ter­halt nicht (re­gel­mä­ßig) zahlt.
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Kin­der­geld
  • Das Kin­der­geld er­hält in der Re­gel der haupt­be­treu­en­de El­tern­teil. Die Hälf­te des Kin­der­gel­des wird aber auf den Bar­un­ter­halt, den der an­de­re El­tern­teil be­zahlt, an­ge­rech­net.
  • Den Kin­der­zu­schlag er­hält eben­falls der haupt­be­treu­en­de (kin­der­geld­be­rech­tig­te) El­tern­teil.
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Be­treu­ungs­un­ter­halt
  • Nur der haupt­be­treu­en­de El­tern­teil kann un­ter Um­stän­den einen An­spruch auf Be­treu­ungs­un­ter­halt ha­ben.
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Ent­las­tungs­be­trag Al­lein­er­zie­hen­de
  • Nach § 24b EStG steht der Ent­las­tungs­be­trag für Al­lein­er­zie­hen­de dem haupt­be­treu­en­den El­tern­teil zu, wenn das Kind bei ihm ge­mel­det bzw. er kin­der­geld­be­rech­tigt ist.
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Wohn­geld
  • Da der haupt­be­treu­en­de El­tern­teil und das Kind ei­ne Haus­halts­ge­mein­schaft im Sin­ne des § 4 WoGG bil­den, er­höht das Kind als Haus­halts­mit­glied den Wohn­geldan­spruch des haupt­be­treu­en­den El­tern­teils.
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Bür­ger­geld
  • Bür­ger­geld für das Kind (§ 19 Ab­satz 1 SGB II ) steht je­dem El­tern­teil (auch dem Um­gangs­el­tern­teil) an­tei­lig für die Ta­ge zu, an de­nen sich das Kind bei ihm auf­hält.
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Mehr­be­dar­fe
  • Der Mehr­be­darf für Al­lein­er­zie­hen­de steht nur dem haupt­be­treu­en­den El­tern­teil zu.
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  • Der Um­gangs­el­tern­teil kann je­doch Fahrt­kos­ten zur Aus­übung des Um­gangs als so­zi­al­recht­li­chen Mehr­be­darf so­wie die durch den Um­gang aus­ge­lös­ten er­höh­ten Wohn­kos­ten als zu­sätz­li­chen Wohn­be­darf gel­tend ma­chen.
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Welche rechtlichen Auswirkungen hat das Wechselmodell?

Die ge­teil­te Be­treu­ung ist bis­lang kaum ge­setz­lich ge­re­gelt. Da­her ist auch vie­les um­strit­ten. Ein­zel­ne Fra­gen sind in­zwi­schen von der Recht­spre­chung ent­schie­den. De­tails hier­zu wer­den bei den ein­zel­nen The­men­kom­ple­xen nä­her er­läu­tert. Im Fol­gen­den wird ein ers­ter Über­blick ge­bo­ten.

Aus­übung der el­ter­li­chen Sor­ge
  • Bei der ge­teil­ten Be­treu­ung ist um­strit­ten, ob An­ge­le­gen­hei­ten des täg­li­chen Le­bens (All­tags­sor­ge) von bei­den El­tern ein­ver­nehm­lich ent­schie­den wer­den müs­sen oder von dem El­tern­teil al­lein ent­schie­den wer­den kön­nen, der das Kind ge­ra­de be­treut.
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Kin­des­un­ter­halt
  • Der Bun­des­ge­richts­hof hat für das pa­ri­tä­ti­sche Wech­selm­odell ent­schie­den, dass bei­de El­tern dem Kind Bar­un­ter­halt schul­den. Die Hö­he der an­tei­li­gen Un­ter­halts­pflicht je­des El­tern­teils be­stimmt sich nach der Hö­he des je­wei­li­gen Ein­kom­mens.
  • Beim asym­me­tri­schen Wech­selm­odell schul­det der­zeit nur der El­tern­teil mit dem ge­rin­ge­ren Be­treu­ungs­an­teil Bar­un­ter­halt, al­ler­dings min­dert die Mit­be­treu­ung die Hö­he des Bar­un­ter­halts.
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Un­ter­halts­vor­schuss
  • Die Re­ge­lung zum Un­ter­halts­vor­schuss (§ 1 UVG ) ist auf das Re­si­denz­mo­dell zu­ge­schnit­ten. Beim pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell hat das Kind kei­nen An­spruch auf Un­ter­halts­vor­schuss.
  • Bei ei­nem asym­me­tri­schen Wech­selm­odell mit ei­ner Auf­tei­lung der Be­treu­ungs­zei­ten zwi­schen den El­tern von ei­nem Drit­tel und zwei Drit­teln be­steht ein An­spruch auf Un­ter­halts­vor­schuss, wenn der El­tern­teil mit dem ge­rin­ge­ren Be­treu­ungs­an­teil den Kin­des­un­ter­halt nicht (re­gel­mä­ßig) zahlt.
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Kin­der­geld
  • Das Kin­der­geld kann nach den ge­setz­li­chen Vor­ga­ben nur an einen El­tern­teil aus­ge­zahlt wer­den. Die El­tern kön­nen sich aber ei­ni­gen, wer das Kin­der­geld be­zieht und dann in­tern einen Aus­gleich vor­neh­men.
  • Den Kin­der­zu­schlag er­hält der El­tern­teil, der das Kin­der­geld be­zieht.

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Be­treu­ungs­un­ter­halt
  • Über­wie­gend wird da­von aus­ge­gan­gen, dass bei ei­ner ge­teil­ten Be­treu­ung bei­de El­tern­tei­le ver­pflich­tet sind, zu ar­bei­ten, so dass nur in Aus­nah­me­fäl­len Un­ter­halts­an­sprü­che zwi­schen den El­tern ent­ste­hen kön­nen.
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Ent­las­tungs­be­trag für Al­lein­er­zie­hen­de
  • Der Ent­las­tungs­be­trag für Al­lein­er­zie­hen­de nach § 24b EStG kann nicht zwi­schen den El­tern auf­ge­teilt wer­den. Die El­tern kön­nen aber be­stim­men, wer den Ent­las­tungs­be­trag er­hal­ten soll.

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Wohn­geld
  • Für den Wohn­geldan­spruch sieht § 5 Ab­satz 4 WoGG vor, dass bei ei­ner Be­treu­ung des Kin­des im Wech­sel, die ab ei­nem Mit­be­treu­ungs­an­teil von 33 % an­ge­nom­men wird, das Kind bei bei­den El­tern Haus­halts­mit­glied ist und da­mit bei der Hö­he des Wohn­gelds bei bei­den El­tern be­rück­sich­tigt wird.
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Bür­ger­geld
  • Bür­ger­geld für das Kind (§ 19 Ab­satz 1 SGB II ) steht je­dem El­tern­teil an­tei­lig für die Ta­ge zu, an de­nen sich das Kind beim ihm auf­hält.
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Mehr­be­dar­fe
  • Der Mehr­be­darf für Al­lein­er­zie­hen­de ist beim pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell zwi­schen den El­tern hälf­tig auf­zu­tei­len. Beim asym­me­tri­schen Wech­selm­odell steht der Mehr­be­darf nur dem über­wie­gend be­treu­en­den El­tern­teil zu.
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  • Die durch das Wech­selm­odell ver­ur­sach­ten Mehr­kos­ten (z. B. Fahrt­kos­ten) kön­nen als so­zi­al­recht­li­cher Mehr­be­darf und die er­höh­ten Wohn­kos­ten als zu­sätz­li­cher Wohn­be­darf gel­tend ge­macht wer­den.
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Kann ein Wechselmodell gegen den Willen des anderen Elternteils gerichtlich angeordnet werden?

An­ord­nung ei­ner ge­teil­ten Be­treu­ung als Um­gangs­re­ge­lung

Die ge­teil­te Be­treu­ung ist ge­setz­lich nicht ge­re­gelt. Des­halb war lan­ge um­strit­ten, ob und ge­ge­be­nen­falls un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen ei­ne ge­teil­te Be­treu­ung vor Ge­richt durch­ge­setzt wer­den kann. 2017 hat der Bun­des­ge­richts­hof ent­schie­den , dass ei­ne ge­teil­te Be­treu­ung bis hin zum pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell als Um­gangs­re­ge­lung an­ge­ord­net wer­den kann.

Möch­te sich ein El­tern­teil mit dem an­de­ren El­tern­teil die Be­treu­ung des Kin­des im Wech­sel tei­len und ist die­ser nicht da­mit ein­ver­stan­den, dann kann ei­ne ge­richt­li­che Ent­schei­dung be­an­tragt wer­den.

Familie Abadi vor dem Familiengericht

Kri­te­ri­en für die ge­richt­li­che An­ord­nung ei­ner ge­teil­ten Be­treu­ung

Bei Vor­lie­gen der fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen wird das Fa­mi­li­en­ge­richt in der Re­gel ei­ne ge­teil­te Be­treu­ung an­ord­nen.

  • ge­mein­sa­me Sor­ge der El­tern (die al­ler­dings kei­ne zwin­gen­de Vor­aus­set­zung für ei­ne ge­teil­te Be­treu­ung ist)
  • ent­spricht dem Kin­des­wohl und Kin­des­wil­len
  • Kon­ti­nui­tät in der Be­treu­ung, d. h. das Kind wur­de schon bis­lang von bei­den El­tern be­treut
  • Er­zie­hungs­eig­nung bei­der El­tern
  • Fä­hig­keit der El­tern zu ge­gen­sei­ti­ger Ko­ope­ra­ti­on und Kom­mu­ni­ka­ti­on, um den er­höh­ten Ab­stim­mungs­be­darf im All­tag des Kin­des zu be­wäl­ti­gen
  • Kom­pro­miss­be­reit­schaft beim Um­gang mit Kon­flik­ten
  • sta­bi­le Be­zie­hun­gen des Kin­des zu bei­den El­tern
  • rä­um­li­che Nä­he der El­tern­woh­nun­gen

 Zu be­ach­ten ist, dass das Fa­mi­li­en­ge­richt im­mer ei­ne Ein­zel­fall­ent­schei­dung tref­fen wird, bei der noch wei­te­re Fak­to­ren ei­ne Rol­le spie­len kön­nen.

Be­rück­sich­ti­gung von Kin­des­wohl und Kin­des­wil­len

Ge­gen den Wil­len des Kin­des wird das Fa­mi­li­en­ge­richt in der Re­gel kei­ne ge­teil­te Be­treu­ung an­ord­nen. Dies gilt ins­be­son­de­re, wenn äl­te­re Kin­der und Ju­gend­li­che die stän­di­gen Wech­sel z. B. im Hin­blick auf ih­re ei­ge­nen so­zia­len Kon­tak­te als be­las­tend wahr­neh­men und da­her ab­leh­nen. Das Ge­richt wird ei­ne ge­teil­te Be­treu­ung zu­dem nur dann an­ord­nen, wenn die­se dem Kin­des­wohl (im Ver­hält­nis zum Re­si­denz­mo­dell) am bes­ten ent­spricht. Da­bei kann es auch auf die kon­kre­ten Mo­da­li­tä­ten der Aus­ge­stal­tung der ge­teil­ten Be­treu­ung an­kom­men. So wird bei­spiels­wei­se ein Wech­selm­odell, bei dem Ge­schwis­ter im Wech­sel so be­treut wer­den, dass sie ein­an­der nicht se­hen, nicht dem Wohl der Kin­der ent­spre­chen.
Zur Er­mitt­lung des Kin­des­wohls und des Kin­des­wil­lens wird im fa­mi­li­en­ge­richt­li­chen Ver­fah­ren ei­ne per­sön­li­che An­hö­rung des Kin­des statt­fin­den.

Möch­ten Sie mehr über das Ver­fah­ren vor dem Fa­mi­li­en­ge­richt er­fah­ren?

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Wo hat das Kind nach einer Trennung der Eltern seinen Hauptwohnsitz?

Haupt­wohn­sitz des Kin­des von Be­treu­ungs­mo­dell ab­hän­gig

Nach § 22 des Bundesmel­de­ge­setzes ist der Haupt­wohn­sitz des Kin­des in der Woh­nung des El­tern­teils, bei dem das Kind über­wie­gend lebt. Die Woh­nung des an­de­ren El­tern­teils, bei dem sich das Kind we­ni­ger als 50 % der Zeit auf­hält, kann als Ne­ben­wohn­sitz ge­mel­det wer­den.

Die Be­stim­mung des Haupt­wohn­sit­zes des Kin­des hängt vom ge­wähl­ten Be­treu­ungs­mo­dell ab.

Die Be­stim­mung des Haupt­wohn­sit­zes be­rei­tet beim und beim kei­ne Pro­ble­me. Bleibt das Kind nach der Tren­nung der El­tern mit dem über­wie­gend be­treu­en­den El­tern­teil in der Fa­mi­li­en­woh­nung, dann än­dert sich nichts am Haupt­wohn­sitz des Kin­des.

Ver­lässt der haupt­be­treu­en­de El­tern­teil mit dem Kind die Fa­mi­li­en­woh­nung, dann kann er in der Re­gel das Kind al­lei­ne am neu­en Wohn­sitz an­mel­den, wenn der an­de­re sor­ge­be­rech­tig­te El­tern­teil mit dem Um­zug ein­ver­stan­den ist. Die Un­ter­schrift von bei­den sor­ge­be­rech­tig­ten El­tern­tei­len auf dem Mel­de­schein ist so­mit nicht zwin­gend er­for­der­lich.

Bei ei­nem wohnt das Kind hin­ge­gen zu glei­chen Tei­len ab­wech­selnd in den bei­den El­tern­woh­nun­gen, so dass es im Grun­de gar kei­nen Haupt­wohn­sitz des Kin­des gibt. Nach der müs­sen die sor­ge­be­rech­tig­ten El­tern in die­sem Fall durch ge­mein­sa­me Er­klä­rung ge­gen­über der Mel­de­be­hör­de einen Haupt­wohn­sitz des Kin­des be­stim­men.

Haus, in dessen Mitte ein großes Herz ist

Das Kind kann nur einen Haupt­wohn­sitz ha­ben, aber zwei Zuhau­se

Kei­ne Ei­ni­gung im pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell

Kön­nen sich die El­tern bei ei­nem pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell nicht über die Fest­le­gung des Haupt­wohn­sit­zes des Kin­des ei­ni­gen, so ist um­strit­ten, ob zur Ent­schei­dung die­ser Fra­ge ein Ge­richt an­ge­ru­fen wer­den kann. Ei­ne ge­richt­li­che Ent­schei­dung die­ser An­ge­le­gen­heit kann nur dann er­fol­gen, wenn die­se für das Kind von er­heb­li­cher Be­deu­tung ist, z. B. wenn die Wahl der Grund­schu­le vom Haupt­wohn­sitz des Kin­des ab­hän­gig ist. In der Pra­xis las­sen sich aber zur Lö­sung die­ses Pro­blems meist prag­ma­ti­sche Lö­sun­gen mit den Schu­len fin­den.

El­tern-Tipp:
In­for­mie­ren Sie sich bei der Schu­le!

Fra­gen Sie früh­zei­tig bei der Schu­le bzw. der zu­stän­di­gen Schul­be­hör­de an, ob Ihr Kind die Schu­le auch dann be­su­chen kann, wenn sein Haupt­wohn­sitz in ei­nem an­de­ren Schul­be­zirk liegt.

Quellen & Links

Mehr zum The­ma

Hier fin­den Sie In­for­ma­tio­nen zu Quel­len der In­hal­te die­ser Sei­te und Links zu ver­tie­fen­den In­for­ma­tio­nen.

Als Quel­len wur­den un­ter an­de­rem ver­wen­det:

Daml­ja­no­vic, D. (2016). Das Wech­selm­odell. Gel­ten­des Recht und Re­form­be­darf. Pe­ter Lang.

Mat­thä­us, T., Lüt­ke­haus, I. (2021). Um­gang im Wech­selm­odell. Ei­ne Fa­mi­lie, zwei Zu­hau­se: Gleich­be­rech­tig­te El­tern blei­ben nach Tren­nung und Schei­dung. dtv.

Schnei­der, S. (2021). Be­din­gun­gen für die kin­des­wohl­di­en­li­che Prak­ti­zie­rung des Wech­selm­odells. Ei­ne in­ter­dis­zi­pli­näre Be­trach­tung de le­ge la­ta und de le­ge fe­ren­da. Wolf­gang Metz­ner Ver­lag.

Schu­mann, E. (2018). Ge­mein­sam ge­tra­ge­ne El­tern­ver­ant­wor­tung nach Tren­nung und Schei­dung – Re­form­be­darf im Sor­ge-, Um­angs- und Un­ter­halts­recht? in: Ver­hand­lun­gen zum 72. Deut­schen Ju­ris­ten­tag, hrsg. von der Stän­di­gen De­pu­ta­ti­on des Deut­schen Ju­ris­ten­ta­ges, Bd. 1. C.H. Beck.

Wis­sen­schaft­li­cher Bei­rat für Fa­mi­li­en­fra­gen (2021). Ge­mein­sam ge­trennt er­zie­hen.

Wich­ti­ge Ge­richts­ent­schei­dun­gen: 

BGH 27.11.2019 – XII ZB 512/18 (kei­ne ge­richt­li­che An­ord­nung ei­nes pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odells bei star­kem Lo­ya­li­täts­kon­flikt zwi­schen den El­tern) 

BGH 1.2.2017 - XII ZB 601/15 (Kri­te­ri­en zur ge­richt­li­chen An­ord­nung ei­nes pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odells als Um­gangs­re­ge­lung)

BVerwG 30.9.2015 - 6 C 38.14 (Haupt­wohn­sitz des Kin­des bei Wech­selm­odell)

 

Links zum The­ma:

Familienportal des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit FAQs zu ge­trenn­t er­zie­hend & al­lein­er­zie­hend

Monitor Familienforschung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zum The­ma Al­lein- oder ge­trenn­ter­zie­hen - Le­bens­si­tua­ti­on, Über­gän­ge und Her­aus­for­de­run­gen (Stand: 2021)

Kin­des­wohl & Kin­des­wil­le
Ber­ück­sich­ti­gung von Kin­des­wohl & Kin­des­wil­len bei Ent­schei­dung für ein Be­treu­ungs­mo­dell

Bei der Ent­schei­dung für ein Be­treu­ungs­mo­dell soll­ten El­tern das Wohl und den Wil­len des ge­mein­sa­men Kin­des be­rück­sich­ti­gen. Wor­auf Sie als El­tern da­bei ach­ten soll­ten, er­fah­ren Sie auf der fol­gen­den Un­ter­sei­te.

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