Krise - und jetzt?
aktualisiert am 31.01.24 von Prof. Dr. Beate Ditzen | Prof. Dr. Melanie Fischer Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Heidelberg | Familienpsychologie und -therapie, Philipps-Universität Marburg
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Was sollte ich über Beziehungskrisen wissen?
Partnerschaftskrise...
Viele Paare durchleben Zeiten mit Problemen in der Partnerschaft. Ob diese Probleme zu einer Trennung oder Scheidung führen, hängt von unterschiedlichen und sehr individuellen Faktoren ab.
Beziehungskrisen können mit viel Streit, also sehr laut und deutlich erkennbar, ablaufen. Genauso können sie aber auch leise vor sich hin schwelen, bis eine scheinbar unüberbrückbare Distanz entstanden ist.
Konflikte und Krisen in der Partnerschaft haben in der Regel erhebliche Folgen für die Gesundheit und das Wohlbefinden der betroffenen Paare und deren Kinder. Umso wichtiger ist es zu wissen, wo man in solchen schwierigen Zeiten Hilfe und Unterstützung finden kann und was überhaupt hilfreich ist.
Viele Paare sagen im Nachhinein, dass sie sich wünschen würden, sie hätten sich schon früher Hilfe gesucht. So hätte manches in der Krise vielleicht anders und besser laufen können.
Cartoon von Renate Alf "Stürmische Zeiten"
LGBTQIA+
Die Informationen und Tipps auf dieser Webseite richten sich explizit auch an Personen aus der LGBTQIA+ Community. Es handelt sich um grundlegende Erkenntnisse der Paar- und Kommunikationsforschung, welche unabhängig von der spezifischen Situationen, sozialen Hintergründen, dem Geschlecht, der sexuellen Identität oder der sexuellen Orientierung wichtig für glückliche Paarbeziehungen sind.
Zahlen und Fakten zu Beziehungskrisen
Scheidungszahlen
- In Deutschland wird aktuell ca. ein Drittel der Paare innerhalb von 25 Jahren nach Eheschließung wieder geschieden
- In Städten liegt die Scheidungsrate höher als auf dem Land
Auswirkungen von Scheidungen
- Für 80 % der von Scheidung betroffenen Paare stellt diese ein schwerwiegendes Lebensereignis dar
- Nach einer Scheidung können vermehrt gesundheitliche Probleme auftreten
- Dazu gehören z.B.: Psychische Erkrankungen, Schlafstörungen, gesteigerter Alkoholkonsum, Gewichtsprobleme, vermehrte Verkehrsunfälle und ein geschwächtes Immunsystem
Krisen bewältigen
- Die meisten Paare erleben im Verlauf der Partnerschaft auch schwierige Phasen und es kann (manchmal mit etwas Hilfe) durchaus gelingen, diese Probleme gemeinsam zu bewältigen und sich gemeinsam weiterzuentwickeln
Wunsch nach lebenslangem Beziehungsglück
- 80 % der Jugendlichen geben in Umfragen auch heute noch an, dass sie sich eine stabile und lebenslange Partnerschaft wünschen
- Ca. 95 % der erwachsenen Bevölkerung gehen im Verlauf ihres Lebens eine feste Partnerschaft ein in der Hoffnung, zusammenzubleiben
Nutzen von Hilfsangeboten
- 80 - 90 % der Paare, die eine schwere Krise erleben und sich scheiden lassen, nehmen keine Hilfe in Form von Paarberatung oder Paartherapie in Anspruch
Wirksamkeit von Paartherapie
- Je früher eine Paartherapie in Anspruch genommen wird, desto höher sind die Erfolgsaussichten
- Paare, die vorbeugende (präventive) Angebote nutzen, haben eine deutlich geringere Scheidungsrate
- Aber auch wenn es zur Trennung kommt, kann eine Beratung die negativen Folgen für das Paar und die Kinder reduzieren
Was führt zu einer Trennung / Scheidung?
Natürlich sind die Hintergründe von Konflikten und Krisen in der Partnerschaft so individuell wie die Menschen, die davon betroffen sind! Es gibt jedoch einige Ursachen, beeinflussende Faktoren und Auslöser, die häufig eine Rolle spielen.
1
Scheidungsursachen
- Ursächliche Bedingungen, welche bereits früh in der Partnerschaft oder auch im Verlauf zum Scheitern der Beziehung führen
- Die häufigsten Ursachen für den Zerfall einer Beziehung sind gering ausgeprägte Fertigkeiten in Kommunikation und Problemlösefähigkeiten, unzureichendes gemeinsames Stress-Coping ( dyadisches Coping ) sowie psychische Belastungen einer oder beider Personen
2
Scheidungserleichternde Faktoren
- Innere und äußere Bedingungen, die eine Scheidung wahrscheinlicher machen
- Die am häufigsten genannten scheidungserleichternden Faktoren sind Alternativen (z.B. Gibt es eine neue Partnerin oder einen neuen Partner?), die soziale Akzeptanz durch nahestehende Menschen im Umfeld (Akzeptiert das soziale Umfeld eine Trennung?) sowie eine durch die Scheidungsursachen entstandene Entfremdung von der Partnerin oder von dem Partner
3
Scheidungserschwerende Faktoren
- Innere und äußere Bedingungen, die eine Scheidung unwahrscheinlicher werden lassen
- Die am häufigsten genannten scheidungserschwerenden Faktoren sind moralisch-religiöse Bedenken, ein mangelndes Selbstwertgefühl, finanzielle Probleme im Falle einer Scheidung, der Verlust von Status und Prestige im Falle einer Scheidung und die Verantwortung für die Kinder
4
Scheidungsauslöser
- Auslösende Faktoren, welche eine Trennung letztendlich anstoßen (jedoch nicht mit den eigentlichen Ursachen zu verwechseln sind)
- Die häufigsten Auslöser für Trennungen sind einschneidende Ereignisse im Leben oder in der Partnerschaft wie z.B. ein Umzug, der Wiedereinstieg der Partnerin oder des Partners ins Berufsleben, der Auszug der Kinder, Arbeitslosigkeit, schwere Erkrankungen oder Untreue der Partnerin oder des Partners
Und jetzt?
Was finde ich auf dieser Website und was nicht?
Dieser Teil der Website bietet eine erste Anlaufstelle für Paare in der Krise. Unabhängig davon, ob Sie sich die Inhalte allein oder gemeinsam mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner anschauen, finden Sie hier erste Informationen zu Partnerschaftsproblemen und Möglichkeiten, mit diesen umzugehen. Neben Hinweisen zum Umgang mit den eigenen Kindern während der Krise finden Sie in diesem Abschnitt Anregungen zur Selbst- und Beziehungsfürsorge, grundlegende Kommunikations-Fertigkeiten und Tipps zum Umgang mit Beziehungsunsicherheit. Darüber hinaus bieten wir Ihnen die Möglichkeit, an einem Online-Coaching Programm teilzunehmen, in dem Sie die einzelnen Themen vertiefen und je nach individuellen Bedürfnissen weitere Themen bearbeiten können. Das gesamte Angebot ist kostenlos. Bitte beachten Sie, dass wir Ihnen hier nur eine erste Anlaufstelle bieten und auch das Online-Coaching Programm nicht den Kontakt zu einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten ersetzen kann. Wenn Sie also eine schwerwiegende Krise erleben oder es bei Ihnen z.B. zu häuslicher Gewalt kommt, wenden Sie sich bitte an eine entsprechende Beratungsstelle. In den anderen Abschnitten dieser Website finden Sie rechtliche und wirtschaftliche Informationen rund um das Thema Trennung, Tipps zur gemeinsamen Kindererziehung nach einer Trennung und Informationen für Kinder, deren Eltern sich trennen.
Was Sie hier finden
- Wissenschaftlich fundierte Anregungen zum Umgang mit Beziehungskrisen
- Möglichkeit zur vertiefenden Bearbeitung einzelner Themen
- Kontaktinformationen verschiedener Beratungsstellen
Was Sie hier nicht finden
- Psychotherapie bzw. Paartherapie
- Hilfe bei häuslicher Gewalt
- Hilfe bei psychischen Störungen im Zusammenhang mit der Paarbeziehung
Wo stehe ich in meiner Partnerschaft?
Test zu Partnerschaftszufriedenheit
(Couples Satisfaction Index - CSI)
Rechtlicher Hinweis: Die Inhalte dieses interaktiven Elements wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Gewissen erstellt. Dennoch übernehmen die Anbietenden der Webseite keine Gewähr für die Aktualität, Vollständigkeit und Richtigkeit der bereitgestellten Inhalte und der Ergebnisse, die nur einer ersten Information dienen.
Welche Anliegen haben Sie?
Wir reden nur noch aneinander vorbei!
Miteinander reden ist nicht immer so einfach, wie es klingt...
Informationen und Tipps zum Thema Kommunikation in der Partnerschaft finden Sie auf der Unterseite Miteinander reden.
Ich fühle mich die ganze Zeit gestresst und komme auch Zuhause nicht zur Ruhe!
Fürsorge muss sich nicht immer auf andere beziehen - tun Sie sich selbst etwas Gutes.
Genauso wie Sie andere umsorgen oder an Ihrer Beziehung arbeiten, dürfen Sie auch sich selbst verwöhnen.
Auf der Seite Was brauche ich? Was brauchen wir? finden Sie Informationen und Tipps zum Thema Selbst- und Beziehungsfürsorge.
Bekommt unser Kind die Konflikte zwischen mir und meiner Partnerin bzw. meinem Partner mit?
Kinder haben in der Regel sehr "sensible Antennen" für Streit und Konflikte zwischen den Eltern.
Es ist daher schlichtweg nicht möglich, Konflikte vor den Kindern komplett zu verbergen. Das ist aber auch nicht nötig. Viel wichtiger ist es, die Kinder kindgerecht und an den Bedürfnissen der Kinder orientiert zu informieren. Mehr Informationen und Tipps zu der Frage, was für Kinder in Zeiten von Partnerschaftskrisen ihrer Eltern hilfreich ist, finden Sie unter Was braucht mein Kind?
Woran merke ich, ob mein Kind durch unsere partnerschaftlichen Konflikte belastet ist?
Kinder reagieren auf Stress und Belastung teilweise sehr unterschiedlich. Nicht immer ist die Belastung leicht zu erkennen.
Es ist toll, dass Sie sich trotz Ihrer eigenen Sorgen und den belastenden Zeiten Gedanken um Ihre Liebsten machen! Welche Warnsignale bei Kindern auftreten können, finden Sie auf der Seite Was braucht mein Kind?
Ich fühle mich von meiner Partnerin bzw. meinem Partner nicht verstanden!
Verstehen und verstanden werden - um sich in einem Gespräch wohlzufühlen und gegenseitiges Verständnis für die Partnerin oder den Partner zu zeigen ist mehr nötig, als nur zu sprechen.
Auf der Seite Miteinander reden finden Sie Informationen und Tipps, wie Gespräche gut gelingen können. Ihre Bedürfnisse als Paar und auch als Einzelperson können Sie auf der Seite Was brauche ich, was brauchen wir? genauer unter die Lupe nehmen.
Viele unserer Gespräche enden im Streit!
Man ist nicht immer einer Meinung und muss das auch gar nicht sein. Aber wie kann man ein heftiges Hochschaukeln des Streits verhindern?
Um mit Konflikten besser umgehen zu können, helfen Ihnen vielleicht die Informationen auf der Seite Miteinander reden. Insbesondere die Time-Out Methode eignet sich, um mit Meinungsverschiedenheiten und erhitzten Gemütern umzugehen und weiteren Schaden an der Beziehung abzuwenden.
Wir verbringen kaum noch Zeit miteinander!
Hat sich der Alltag eingeschlichen? Eine gewohnte Routine ausgebreitet? Oder gibt es noch ganz andere Gründe dafür, dass Sie wenig Zeit miteinander verbringen?
Auf der Seite Was brauche ich, was brauchen wir? finden Sie Informationen dazu, warum Beziehungspflege so wichtig ist und wie diese im Alltag besser gelingen kann, um die Beziehung langfristig frisch und lebendig zu erhalten.
Wie kann es mit uns weitergehen? Sollten wir uns trennen?
Die Frage nach der Zukunft der eigenen Beziehung ist nie einfach - und natürlich gibt es auch keine einfache Antwort darauf...
Mit den Informationen und Tipps auf der Seite Gehen oder bleiben? möchten wir Sie bestmöglich bei dieser weitreichenden Entscheidung unterstützen. Letztendlich kann natürlich niemand außer Ihnen selbst die Entscheidung zum Gehen oder Bleiben treffen.
Welche Unterstützung kann mir jetzt noch weiterhelfen?
Würde uns eine Paartherapie helfen? Aber was ist, wenn meine Partnerin oder mein Partner dies gar nicht möchte? Wo finde ich Anlaufstellen in der Nähe meines Wohnortes?
Informationen und Tipps zu Paartherapie und Paarberatung sowie Anlaufstellen bei verschiedenen Anliegen finden Sie auf der Seite Anlaufstellen & Hilfen.
Quellen
Mehr zum Thema
Hier finden Sie Informationen zu Quellen der Inhalte dieser Seite.
Quellen
Bodenmann, G. (2008). Dyadisches Coping Inventar (DCI). Huber, Hogrefe.
Bodenmann, G. (2013). Lehrbuch Klinische Paar- und Familienpsychologie. Huber, Hogrefe.
Baucom, D.H., Fischer, M.S., Corrie, S., Worrell, M., & Boeding, S.E. (2020). Treating relationship distress and psychopathology in couples. A cognitive-behavioral approach. Routledge.
Funk, J. L., & Rogge, R. D. (2007). Testing the ruler with item response theory: increasing precision of measurement for relationship satisfaction with the Couple Satisfaction Index. Journal of family psychology, 21(4), 572. https://doi.org/10.1037/0893-3200.21.4.572
Heinrichs, N., Bodenmann, G., & Hahlweg, K. (2008). Prävention bei Paaren und Familien. Hogrefe.
Schindler, L., Hahlweg, K., Revenstorf, D. (2019). Bedeutung von Partnerschaft. In Partnerschaftsprobleme: Diagnose und Therapie. Psychotherapie: Praxis. Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-642-11729-9_1
Schneider, N. (1990). Woran scheitern Partnerschaften?: Subjektive Trennungsgründe und Belastungsfaktoren bei Ehepaaren und nichtehelichen Lebensgemeinschaften. Zeitschrift für Soziologie, 19(6), 458-470. https://doi.org/10.1515/zfsoz-1990-0605
Wendt, E.-V., Schaer, M., Schmahl, F., Thönnissen, C., & Walper, S. (2010). Partnerschaften in der 1. Welle des Beziehungs- und Familienentwicklungspanels (pairfam): Bericht aus der Münchner Arbeitsgruppe. (Arbeitspapier des Beziehungs- und Familienpanels (pairfam), 18). München: pairfam - Das Beziehungs- und Familienpanel. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-369563
Wirtz, M.A. (o.J.). Krise. In Dorsch. Lexikon der Psychologie. Abgerufen am 08. Juli 2022, von https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/krise
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