Nicht endende Konflikte
aktualisiert am 31.01.24 von Stefanie Amberg, Prof. Dr. Heinz Kindler und Dr. Janin Zimmermann Entwicklungs- und Familienpsychologie, Deutsches Jugendinstitut und Ludwig-Maximilians-Universität München
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Hier finden Sie Anworten auf die folgenden Fragen:
- Wie findet man Entlastung bei nicht endenden Konflikten?
- Wie kann man Kinder vor Belastungen durch nicht endende Konflikte schützen?
- Wie findet man einen Ausweg aus nicht endenden Konflikten?
Wie findet man Entlastung bei nicht endenden Konflikten?
Jedes Mal, wenn ich einen Brief von der Anwältin meines Ex im Briefkasten habe, bekomme ich Panik, was jetzt wieder kommt.
Ich bin von den ganzen Konflikten so erschöpft, dass ich manchmal gar keine Energie mehr habe, um mit meinen Kindern etwas zu unternehmen.
Ich kann seit Wochen nicht mehr richtig schlafen. Ich mache mir so viele Sorgen, was das Ganze mit den Kindern macht.
Drei Wege aus dem Konflikt
Nicht endende Elternkonflikte können ganz unterschiedlich Gründe haben. In den meisten Fällen schaffen sie eine Lebenssituation, die Kindern wie Eltern schadet. Deshalb ist es wichtig, einen Weg aus dieser Situation zu finden. Am besten gelingt dies, wenn Sie drei Strategien miteinander verbinden, die Sie und Ihre Kinder entlasten:
- Für sich selbst sorgen, um mit der Situation gelassener umgehen zu können
- Die eigene Beziehung zu den Kindern stärken und sie vor dem Einbezug in die elterlichen Konflikte schützen
- Das eigene Verhalten im Konflikt verändern
Wie Sie dies umsetzen können, erfahren Sie auf dieser Seite.
Welche Folgen haben nicht endende Konflikte für Eltern?
Was Konflikte auf Dauer mit uns machen
Einige Eltern erleben in den Monaten und Jahren nach der Trennung, dass eine Einigung über grundsätzliche Regelungen für die Kinder ausbleibt, ständig neue Streitpunkte aufkommen und sich der Streit immer weiter verhärtet. Oft gab es schon viele Versuche, die Fragen mit der Unterstützung von Beratungsstellen und Mediation oder im Zuge (wiederholter) Gerichtsverfahren zu lösen, die jedoch alle erfolglos geblieben sind.
Streitende Mutter
Insbesondere wenn sich der Streit um Betreuungs- und Kontaktregelungen dreht, empfinden manche Eltern eine große Angst. Sie fürchten etwa, den Kontakt zu ihren Kindern zu verlieren und keine Rolle mehr in ihrem Leben spielen zu können. Andere Eltern fürchten, ungeeignete oder gefährliche Einflüsse des anderen Elternteils auf die Kinder. Betroffene Eltern haben deshalb den Eindruck, mit vollem Einsatz um ihre Kinder kämpfen zu müssen. Die Konflikte werden entsprechend sehr emotional geführt und sind geprägt von gegenseitigen Vorwürfen, Verletzungen und Kränkungen. Dabei haben meist beide Elternteile das Gefühl, der Situation hilflos ausgesetzt zu sein, und beide fühlen sich gezwungen, immer wieder auf Handlungen des anderen reagieren zu müssen. Dadurch setzten sich die Konflikte immer weiter fort.
Streitender Vater
Die Kosten dieser sogenannten „Hochkonflikthaftigkeit“ sind sowohl für Kinder als auch für Eltern enorm. Anhaltende Konflikte verschlingen häufig viel Zeit und bei gerichtlichen Auseinandersetzungen auch viel Geld. Hinzu kommt die hohe emotionale Belastung. Das Gefühl, ständig kämpfen zu müssen und auf keinen Fall nachgeben zu dürfen, erfordert viel Kraft und bringt manche Eltern an den Rand ihrer Belastbarkeit.
Die hohe emotionale Belastung kann sich ganz unterschiedlich äußern. Viele Eltern, die von nicht endenden Konflikten betroffen sind, berichten z. B., dass sie starke Ängste und Sorgen erleben, sich verbittert und verzweifelt fühlen und Lebensfreude eingebüßt haben, sie nur noch wenig Kontakt zu Freunden haben, bei Schwierigkeiten im Job oder anstrengenden Situationen mit den Kindern schnell wütend und ärgerlich werden, oder unter Schlafproblemen, Konzentrationsschwierigkeiten und Leistungseinbrüchen oder körperlichen Beschwerden, wie Verspannungen und Verdauungsproblemen leiden.
Erschöpfte Mutter
Was bringt Entlastung bei nicht endenden Konflikten?
Es gibt einige Dinge, die Ihnen helfen können, gelassener mit der Situation umzugehen.
Dem Konflikt weniger Zeit einräumen
Haben Sie das Gefühl, dass sich Ihr Leben nur noch um die Konflikte mit dem anderen Elternteil dreht? Räumen Sie dem Konflikt nicht mehr so viel Zeit ein. Reagieren Sie (mit Ausnahme von Notfällen) nicht mehr sofort auf Nachrichten des anderen Elternteils (was aber nicht heißen soll, sämtliche Nachrichten des anderen Elternteils zu ignorieren). Legen Sie sich bestimmte Zeitfenster fest, die für den Austausch mit dem anderen Elternteil bestimmt sind. Lesen Sie außerhalb dieses Zeitfensters keine Nachrichten mehr vom anderen Elternteil oder Schreiben, die mit den Konflikten zu tun haben (z.B. Anwaltsschreiben). Nehmen Sie sich bewusst Auszeiten vom Konflikt, um sich wieder zu erholen.
Zeitfenster
Auf der Seite „Schriftliche Kommunikation“ finden Sie Tipps, wie die schriftliche Kommunikation mit dem anderen Elternteil sachlich erfolgen und auf das Notwendige begrenzt werden kann. Zudem finden Sie dort Empfehlungen für Apps, die den schriftlichen Austausch und die Organisation des Alltags mit dem anderen Elternteil erleichtern können.
Sich Inseln im Stressmeer schaffen
Anhaltende Konflikte führen dazu, dass man sich im Dauerstress befindet. Das kostet nicht nur Kraft, Menschen sind auch nicht gut darin, in einem solchen Zustand vernünftige Lösungen für Probleme zu finden.
Auf der Seite „Mit Stress umgehen“ können Sie erfahren, warum Stresserleben und Konflikte sich gegenseitig verstärken und wie man diesen Kreislauf durchbrechen kann. Zudem finden Sie Tipps und Techniken, die Ihnen helfen können, sich im Alltag Erholungspausen zu schaffen, den Stresspegel zu senken und Ihre Batterien wieder aufzuladen.
Abstand gewinnen und sich neu orientieren
Haben Sie manchmal das Gefühl, dass Sie aufgrund der Konflikte genau so viel Zeit mit dem anderen Elternteil verbringen wie vor der Trennung? Nach einer Trennung wünschen sich die meisten Menschen erst einmal Abstand vom anderen, um die Trennung in Ruhe zu verarbeiten. Bei gemeinsamen Kindern ist das oft aber gar nicht so einfach. Vor allem, wenn die Konflikte immer wieder hochkochen, fällt es besonders schwer, loszulassen und die Paarbeziehung hinter sich zu lassen. Um gelassener mit Konflikten umgehen zu können, hilft es oft, Dinge, die einen am anderen stören, zu akzeptieren und sich vom anderen abzugrenzen. Nehmen Sie sich hierfür bewusst Zeit.
Auf der Seite „Die Trennung bewältigen“ erfahren Sie, was dabei helfen kann, mit der Beziehung abzuschließen und sich im Leben neu zu orientieren.
Abstand gewinnen
Fachliche Unterstützung in Anspruch nehmen
Vater bei Therapiegespräch
Es kann wichtig sein, in dieser schwierigen Situation, eine neutrale Person zu haben, mit der man über die Belastungen und Probleme sprechen kann und die dabei helfen kann, sich von den Konflikten und dem anderen Elternteil abzugrenzen und wieder Kraft zu tanken. Spätestens wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen alles zu viel wird, Sie den Eindruck haben, aufgrund der ständigen Konflikte und Belastungen den Alltag nicht mehr angemessen bewältigen zu können, oder feststellen, dass Ihre Beziehung zu Ihren Kindern unter der Situation leidet, sollten Sie nicht länger zögern, und sich fachliche Hilfe und Unterstützung für sich selbst suchen.
Möchten Sie sich über Unterstützungsangebote informieren und Kontaktadressen für Anlaufstellen finden?
Wie kann man Kinder vor Belastungen durch nicht endende Konflikte schützen?
Ich erzähle meiner Mama nichts mehr davon, was ich bei meinem Papa gemacht habe, weil sie sich eh immer nur aufregt.
Ich versteh mich mit meinem Papa gerade nicht so gut. Er sagt oft gemeine Sachen über die Mama. Außerdem wird er voll schnell sauer, wenn ich nicht mache, was er sagt.
Die Mama spielt gar nicht mehr mit uns. Sie muss ständig noch irgendwas fürs Gericht aufschreiben oder ist zu müde.
Wie erleben Kinder nicht endende Konflikte?
Wenn Konflikte zwischen den Eltern immer wieder auftreten, ohne dass eine Lösung gefunden werden kann, und sie von den Eltern negativ ausgetragen werden (z. B. mit feindseligen oder unversöhnlichen Äußerungen), ist dies für Kinder sehr belastend. Dabei bedeutet nicht nur das direkte Miterleben von Streit für Kinder großen Stress. Oft leidet auch die Zusammenarbeit der Eltern, sodass Absprachen für die Kinder nicht verlässlich eingehalten werden oder sich Eltern gar nicht mehr miteinander abstimmen. Manche Kinder übernehmen dann selbst viel Verantwortung, indem sie z. B. Nachrichten zwischen den Eltern übermitteln oder sich immer wieder auf sehr unterschiedliche Regeln und Abläufe bei beiden Elternteilen einstellen, was sie jedoch überfordern kann.
Kind erlebt Streit mit
Bei anhaltendem Elternstreit erleben Kinder einen Verlust an emotionaler Sicherheit und Geborgenheit. Kinder wenden dann manchmal verschiedene Strategien an, um wieder mehr Geborgenheit zu erlangen. Manche Kinder zeigen sich anhänglicher und suchen viel Nähe, andere versuchen auch, mehr Aufmerksamkeit und Zuneigung von ihren Eltern zu erlangen, indem sie sich über den anderen Elternteil beklagen.
Nicht endende Konflikte können zudem dazu führen, dass Kinder sich zerrissen fühlen und in sogenannte Loyalitätskonflikte geraten. Viele Kinder berichten in solchen Situationen, dass sie das Gefühl haben, dass beide Elternteile von ihnen erwarten, dass sie sie lieber haben als den anderen oder im Konflikt auf ihrer Seite stehen. Diese Kinder haben oft Angst, dass ein Elternteil böse auf sie sein könnte, wenn sie zeigen, dass sie den anderen Elternteil weiterhin gerne mögen und Zeit mit ihm verbringen wollen. Für Kinder ist es sehr verunsichernd, wenn sie sich der Zuneigung ihrer Eltern nicht mehr sicher sind. Teilweise fühlen sich Kinder auch schuldig, wenn sie über einen Elternteil etwas Negatives geäußert haben, um vom anderen Elternteil Nähe zu bekommen.
Viele Kinder empfinden zudem auch große Wut, wenn sich ein Elternteil abwertend über den anderen äußert. Sie wollen den anderen Elternteil in Schutz nehmen und fühlen sich oft auch selbst abgewertet und verletzt. Manche Kinder berichten auch, dass ihre Eltern anders mit ihnen umgehen, seit sie ständig streiten, z. B. seltener mit ihnen spielen oder ständig gereizt sind und häufig mit ihnen schimpfen. Kindern bekommen in diesen Situationen den Eindruck, dass ihre Eltern nur noch mit sich selbst beschäftigt sind und keine Zeit mehr für sie haben.
Welche Folgen haben nicht endende Konflikte für die Beziehung der Kinder zu ihren Eltern und ihre Entwicklung?
Verunsichertes Mädchen
Für Kinder sind nicht endende Konflikte zwischen ihren Eltern verunsichernd und überfordernd. Häufig leiden dann die Beziehungen der Kinder zu beiden Elternteilen. Dabei kann es durchaus auch passieren, dass Kinder sich zeitweise vermehrt einem Elternteil zuwenden und Kontakte zum anderen ablehnen. Der Abstand von einem Elternteil kann für manche Kinder eine Art Notlösung darstellen, um den Belastungen durch den Elternkonflikt weniger ausgesetzt zu sein und sich die Zuneigung wenigstens eines Elternteils zu sichern. Mit zunehmendem Alter distanzieren sich Kinder und Jugendliche, die von nicht endenden Konflikten betroffen sind, jedoch oft von beiden Elternteilen.
Auf der Seite „Eltern ohne Kontakt“ finden Sie weitere Informationen zur Situation, wenn ein Kind den Kontakt zu einem Elternteil ablehnt.
Eltern-Tipp
Bei nicht endenden Konflikten kann es manchmal sinnvoll sein, dass entweder der Kontakt zu einem Elternteil oder die Übergaben eine Weile von einer Fachkraft begleitet werden. Dies kann Kinder vor dem Einbezug in die Konflikte der Eltern schützen und ihnen helfen, eine Beziehung zu beiden Elternteilen aufrechtzuerhalten, ohne dass sie durch Loyalitätskonflikte belastet werden. Ziel einer solchen Hilfe ist es, dass Eltern langfristig darin gestärkt werden, ihren Kindern trotz der Konflikte unbelastete Kontakte mit beiden Eltern zu ermöglichen.
Sie wünschen sich weitere Informationen über den "Begleiteten Umgang"?
Belasteter Junge
Das Zusammenspiel aus starker emotionaler Belastung und Problemen in den Beziehungen zu den Eltern kann dazu beitragen, dass Kindern die Anpassung an die Trennung schwerfällt. Studien zeigen, dass nicht endende Konflikte bedeutsam das Risiko erhöhen, dass Kinder nach der Trennung emotionale Probleme, Verhaltensauffälligkeiten, Auffälligkeiten in der Entwicklung oder Lernprobleme entwickeln.
Sie möchten mehr über mögliche Trennungsfolgen bei Kindern erfahren?
Wie kann man Kinder vor den Belastungen durch nicht endende Konflikte schützen?
Ganz unabhängig davon, wie sich der andere Elternteil verhält, können Sie selbst einiges tun, um Ihre Kinder in einem ansonsten angespannten Umfeld zu entlasten.
Hier können Sie sich die Dos und Don'ts als PDF herunterladen.
Top 5 Don'ts
Hier finden Sie die fünf wichtigsten Dinge, die Sie auf jeden Fall vermeiden sollten.
Beziehen Sie Ihre Kinder nicht in die elterlichen Konflikte ein
Die größte Entlastung können Sie für Ihre Kinder erreichen, wenn Sie die Augen und Ohren Ihrer Kinder aus den Konflikten heraushalten. Das bedeutet, dass Sie sich mit dem anderen Elternteil nicht streiten, wenn die Kinder mithören können - auch nicht am Telefon oder wenn die Kinder vermeintlich schlafen.
Sie können ein gutes Vorbild für Ihre Kinder sein, wenn Sie es schaffen, rechtzeitig die Bremse zu ziehen, um Eskalationen zu verhindern. Falls es zu einem Konflikt kommt, bemühen Sie sich, ruhig zu bleiben, und schlagen Sie dem anderen Elternteil vor, zu einem anderen Zeitpunkt weiterzusprechen, wenn die Kinder nicht dabei sind. Nutzen Sie die Zwischenzeit, um wieder Kontrolle über Ihre Gefühle zu bekommen. Das hilft, sich beim Gespräch auf das Ziel zu fokussieren. Auf den Seiten „Mit Stress umgehen“ und „Konfliktlösung und Deeskalation“ erfahren Sie, wie man bei schwierigen Gesprächen mit dem andern Elternteil ruhig bleiben und Eskalationen verhindern kann.
Falls aktuell ein Gerichtsverfahren läuft, sollten Sie Ihren Kindern zudem keine genauen Informationen über die familiengerichtlichen Auseinandersetzungen mitteilen (z. B. keine Anwaltsschreiben vorlesen oder offen liegen lassen) oder versuchen, sie von Ihrer Sichtweise zu überzeugen. Diskutieren Sie die Konfliktthemen auch nicht mit anderen in Anwesenheit der Kinder. Wenn Ihre Kinder Sie auf das Gerichtsverfahren ansprechen versuchen Sie, sie zu beruhigen und zuversichtlich zu stimmen, indem Sie ihnen versichern, dass Sie und der andere Elternteil mit Hilfe des Gerichts eine gute Lösung finden werden.
Äußern Sie sich nicht abwertend über den anderen Elternteil in Anwesenheit der Kinder
Auch wenn Sie sehr wütend auf den anderen Elternteil sind, weil dieser z. B. wieder zu wenig Unterhalt gezahlt, übermäßig teure Geschenke gekauft oder Termine nicht eingehalten hat: Verkneifen Sie es sich, negative Bemerkungen über den anderen Elternteil gegenüber den Kindern zu machen. Suchen Sie bei Problemen stattdessen direkt das Gespräch mit dem anderen Elternteil oder holen Sie sich fachliche Unterstützung.
Es ist auch völlig verständlich, dass Sie bei Problemen mit dem anderen Elternteil mit Freunden und Bekannten darüber sprechen wollen, um Ihren Ärger loszuwerden. Achten Sie aber auch hierbei darauf, dass Ihre Kinder die Gespräche nicht mithören, und bitten Sie auch Ihre Verwandten und Bekannten darum, dies zu berücksichtigen.
Konkurrieren Sie nicht mit dem anderen Elternteil um die Zuneigung Ihrer Kinder
Wenn bei Eltern aufgrund der Konflikte Ängste entstanden sind, dass sie die Kinder verlieren könnten, empfinden viele den Drang, sich die Zuneigung ihrer Kinder zu sichern, indem sie z. B. keine Grenzen mehr setzen oder versuchen, den anderen Elternteil mit teuren Geschenken oder spektakuläreren Unternehmungen zu überbieten. Kurzfristig finden das viele Kinder sicherlich toll, langfristig führt dies jedoch zwangsläufig zu Enttäuschungen bei den Kindern und Erziehungsproblemen, unter denen die Beziehung letztendlich leidet.
Eine positive Beziehung zu Ihren Kindern können Sie vielmehr dann aufbauen und erhalten, wenn Sie sich Zeit für Ihre Kinder nehmen, sich für ihren Alltag interessieren, für sie da sind, wenn sie Kummer und Probleme haben, und eine konsequente Erziehung aufrechterhalten. Dazu gehört auch, die Erziehung des anderen Elternteils zu akzeptieren und dessen Erziehung nicht zu erschweren, indem man dessen Erziehungsbemühungen untergräbt.
Sie möchten mehr dazu erfahren, wie Sie trotz Konflikten nach der Trennung mit dem anderen Elternteil gut zusammenarbeiten können?
Lassen Sie Ihre Kinder keine Botschaften an den anderen Elternteil übermitteln
Bei nicht endenden Konflikten kommt es häufig dazu, dass Eltern überhaupt nicht mehr persönlich miteinander sprechen, oft aus Sorge, dass es beim nächsten Gespräch wieder eskaliert. Manchmal findet ein Austausch zwischen den Eltern nur noch über Anwaltsbriefe statt. In einer solchen Situation geraten Kinder schnell in eine Übermittlerrolle, d.h. dass sie Informationen zwischen den Eltern hin- und hertragen. Diese Aufgabe kann Kinder überfordern. Zudem bekommen Kinder oft auch die negativen Reaktionen ihrer Eltern ab, die eigentlich dem anderen Elternteil gelten, was für sie sehr belastend ist.
Tipps und Hilfestellungen, wie Sie trotz Konflikten sachlich mit dem anderen Elternteil kommunizieren können, finden Sie auf den Seiten „Kommunikation mit dem anderen Elternteil“ und „Schriftlich kommunizieren“ .
Suchen Sie keine emotionale Unterstützung bei Ihren Kindern
Nicht endende Konflikte sind für jeden extrem belastend. Achten Sie aber darauf, Ihr Herz nicht bei Ihren Kindern auszuschütten. Sie können Ihren Kindern natürlich sagen, wenn es Ihnen gerade nicht gut geht und Sie vielleicht etwas Zeit für sich brauchen. Vermeiden Sie es aber, mit den Kindern zu besprechen, wie sehr Sie unter den Konflikten mit dem anderen Elternteil leiden. Dies bringt Kinder nämlich in eine schwierige Situation. Kinder wollen in der Regel trösten und helfen, wenn es ihren Eltern schlecht geht. Diese Aufgabe kann Kinder allerdings überfordern und sich negativ auf die Beziehung zu dem zu tröstenden Elternteil auswirken. Kinder trauen sich dann oft nicht mehr, mit ihren eigenen Sorgen zu dem Elternteil zu kommen, um ihn nicht zusätzlich zu belasten. Zudem fördert es die Entstehung von Loyalitätskonflikten. Kinder bekommen ein schlechtes Gewissen und trauen sich nicht mehr zu sagen, dass sie den Elternteil gernhaben, wenn sie den Eindruck haben, dass er dem anderen Elternteil Leid zufügt. Besprechen Sie Ihre Sorgen stattdessen mit anderen Erwachsenen (in Abwesenheit der Kinder) oder suchen Sie sich fachliche Unterstützung.
Sie möchten wissen, wohin Sie sich bei starker Belastung wenden können, um fachliche Unterstützung zu bekommen?
Top 5 Dos
Hier finden sie die fünf wichtigsten Dinge, die Sie tun können, um Ihre Kinder bei nicht endenden Konflikten zu unterstützen.
Verbringen Sie „Quality-Time“ mit Ihren Kindern
Ganz unabhängig davon, wie belastend die Beziehung zum anderen Elternteil gerade ist oder wie der andere Elternteil sich verhält, können Sie die Beziehung zu Ihren Kindern stärken. Schenken Sie Ihren Kindern regelmäßig Momente der vollen Aufmerksamkeit, sogenannte „Quality-Time“, ohne dass Sie nebenher Dinge erledigen. Dafür können 30 Minuten schon ausreichen. Lassen Sie Ihre Kinder (mit-)bestimmen, was sie zusammen machen.
Suchen Sie Ideen, wie Sie die Zeit mit Ihrem Kind positiv gestalten können?
Lassen Sie die Zuneigung Ihrer Kinder zum anderen Elternteil zu
Beziehen Sie bei wichtigen Entscheidungen die Wünsche Ihrer Kinder ein
Für Kinder ist es wichtig, dass sie bei wichtigen Entscheidungen, die sie selbst betreffen, einbezogen werden. Um Kinder damit nicht zu überfordern und in Loyalitätskonflikte zu bringen, sind v. a. drei Dinge wichtig:
- Versichern Sie Ihren Kindern, dass Sie ihre Wünsche hören und einbeziehen wollen, am Ende aber die Erwachsenen die Entscheidung treffen und die Verantwortung tragen.
- Üben Sie keinen Druck auf Ihre Kinder aus, um sie von ihren eigenen Vorstellungen zu überzeugen.
- Akzeptieren Sie es, wenn ihr Kind sich nicht äußern möchte.
Möchten Sie mehr darüber erfahren, wie Sie die Wünsche Ihrer Kinder einbeziehen können?
Was tun bei Beeinflussungen durch den anderen Elternteil?
Vor allem im Rahmen familiengerichtlicher Verfahren, bei denen die Kinder auch durch das Gericht zu ihren Wünschen und Vorstellungen befragt werden, haben viele Eltern die Sorge, dass ihre Kinder vom anderen Elternteil beeinflusst werden und nur das wiedergeben, was der andere Elternteil ihnen vorgesagt hat. Manche Eltern fühlen sich dann dazu hingerissen, (ebenfalls) den Kindern genau zu erklären, was die eigene Meinung ist, und ihnen vorzugeben, was sie sagen sollen. Allerdings belastet dies die Eltern-Kind-Beziehung erheblich, es kann die Situation zwischen den Eltern noch verfahrener machen und kann auch im Gerichtsverfahren negativ bewertet werden.
Lesen Sie hier, wie Sie mit der Situation am besten umgehen können:
Sorgen Sie für sich selbst
Nicht endende Konflikte zehren an den Kräften. Um sich gut um die Kinder kümmern zu können und sie bei der Bewältigung der Trennung unterstützen zu können, ist es wichtig, dass es einem selbst gut geht. Sorgen Sie deshalb gut für sich selbst. Denken Sie an die Situation im Flugzeug: Hier müssen Sie bei einem Druckabfall auch zuerst sich selbst die Atemmaske aufsetzten, um dann Ihren Kindern zu helfen.
Auf der Seite „Mit Stress umgehen“ finden Sie Tipps, wie Sie Kraft tanken können.
Nehmen Sie bei Anzeichen von Belastung bei Ihren Kindern frühzeitig fachliche Hilfe in Anspruch
Auf der Seite „Begleitung bei der Trennungsbewältigung“ finden Sie Tipps, wie Sie zunächst selbst Ihre Kinder im Umgang mit der Trennung und elterlichen Konflikten gut unterstützen können. Wenn Sie Ihr Kind allerdings als stark belastet erleben oder Sie bedeutsame Verhaltensprobleme bei Ihrem Kind wahrnehmen, ist es sinnvoll, fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, z. B. bei niedergelassenen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und -therapeuten oder einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Sie möchten sich über Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche informieren?
Wie findet man einen Ausweg aus nicht endenden Konflikten?
Die Hilflosigkeit überwinden
Bei nicht endenden Konflikten haben die meisten Eltern das Gefühl, der Situation hilflos ausgeliefert zu sein. Man ist eigentlich nur noch am Reagieren, um den nächsten Vorwurf abzuwehren. Oft merkt man dabei gar nicht, wie man aus Frust und Wut selbst immer mehr von den Verhaltensweisen zeigt, die einen beim anderen so ärgern und den Konflikt weiter anheizen. Sich eigene Anteile am Konflikt einzugestehen, ist schwer, es bietet aber auch eine große Chance. Denn das Verhalten des anderen Elternteils können Sie nicht ändern, Ihr eigenes Verhalten aber schon. Wenn Sie bereit sind, genauer bei sich selbst hinzusehen, werden Sie merken, dass Sie der Situation gar nicht so hilflos ausgeliefert sind, wie Sie denken. Wenn Sie Möglichkeiten haben, den Konflikt weiter eskalieren zu lassen, heißt das im Umkehrschluss auch, dass Sie Spielräume haben, um die Situation zum Guten zu verändern.
Hilflosigkeit überwinden
Schlimmer geht immer...
Im Folgenden finden Sie eine Liste an Verhaltensweisen, die dazu beitragen können, dass Konflikte nicht gelöst werden oder sogar eskalieren. Die Liste soll Ihnen helfen, eigene ungünstige Verhaltensweisen im Konflikt zu erkennen, die Ihnen bislang vielleicht gar nicht bewusst waren. Dies eröffnet Ihnen die Möglichkeit, sich bewusst anders zu verhalten.
Ganz ohne den anderen Elternteil wird es natürlich nicht gehen. Wenn Sie allerdings die Stärke aufbringen, die ersten Schritte zu gehen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch der andere Elternteil allmählich sein Verhalten verändert und Sie aus der Spirale immer weiterer Eskalationen ausbrechen können.
Wenn die Konflikte schon sehr lange anhalten und sehr festgefahren sind, kann es sein, dass es eine Weile dauert, bis Sie erste Veränderungen bemerken, oder es auch immer mal wieder zu Rückschlägen kommt. Lassen Sie sich dadurch nicht entmutigen! Suchen Sie sich am besten fachliche Unterstützung, die Sie bei diesem Prozess begleiten kann. Selbst wenn der andere Elternteil sein Verhalten nicht ändert, profitieren Ihre Kinder davon, wenn Konflikte nicht immer weiter eskalieren.
Sie möchten sich über Anlaufstellen und Hilfen informieren?
Achtung
Wenn es in der Partnerschaft oder nach der Trennung zu Gewalt des anderen Elternteils Ihnen gegenüber gekommen ist, liegt eine besondere Situation vor. Unter Umständen kann es wichtig sein, sich klar gegenüber dem anderen Elternteil abzugrenzen. Ihre Sicherheit und die Ihrer Kinder müssen im Vordergrund stehen.
Sie möchten mehr zur Situation bei Partnerschaftsgewalt erfahren?
Verhaltensweisen, die Konflikte verlängern und das Risiko für Eskalationen erhöhen
Hier finden Sie eine Liste von Verhaltensweisen, die häufig dazu beitragen, dass Konflikte nicht enden, sowie Vorschläge, wie man sich stattdessen verhalten kann, um die Konfliktspirale zu durchbrechen.
Nicht mehr mit dem anderen sprechen
Viele Eltern vermeiden Gespräche mit dem anderen Elternteil aus Angst vor erneuten Eskalationen. Ohne Austausch können jedoch notwendige Vereinbarungen nicht getroffen werden, worunter die Kinder leiden. Fehlender Austausch kann zudem zu einem wachsenden Misstrauen zwischen Eltern beitragen. Wenn Kinder sich z. B. mal negativ über den anderen Elternteil äußern, die Situation mit dem anderen Elternteil allerdings nicht geklärt werden kann, kann es leicht zu ungerechtfertigten Vorwürfen und vorschnellen Reaktionen kommen, die den Konflikt erheblich verstärken können. (Weitere Informationen, wie Sie damit umgehen können, wenn Ihr Kind belastet vom Umgang kommt, finden Sie auf der Seite „Kontakt und Übergaben gestalten“ .)
Eltern-Tipp
Nehmen Sie fachliche Hilfe in Anspruch, um wieder in den Austausch miteinander zu kommen. Schildern Sie mögliche Sorgen bezüglich erneuter Eskalationen. Oft können Beratungsstellen auch Einzelgespräche anbieten oder für gemeinsame Gespräche zwei Fachkräfte bereitstellen, um die Situation gut strukturieren und auf die Bedürfnisse beider Eltern eingehen zu können. Wenn der andere Elternteil aktuell zu Beratungsgesprächen nicht bereit ist, kann es auch helfen, wenn Sie nur für sich Unterstützung holen. Kinder profitieren auch schon, wenn sich nur ein Elternteil um eine Verbesserung der Situation bemüht.
Informieren Sie sich außerdem auf den Seiten, „Kommunikation mit dem anderen Elternteil“ , „Schriftliche Kommunikation“ und „Konfliktlösung und Deeskalation“ , wie ein sachlicher Austausch gelingen und Eskalationen vermieden werden können.
Laut werden oder drohen
Oft ist die Situation so angespannt, dass es nicht viel braucht, bis einem der Kragen platzt, man laut wird, verletzende Dinge sagt oder dem anderen sogar droht. Unabhängig davon, wer an dem Konflikt möglicherweise Schuld trägt – solche wütenden Reaktionen belasten die Beziehung zum anderen Elternteil erheblich und kurbeln die Konfliktspirale weiter an.
Eltern-Tipp
Informieren Sie sich auf den Seiten „Konfliktlösung und Deeskalation“ und „Mit Stress umgehen“ , wie Sie sich auf schwierige Gespräche mit dem anderen Elternteil gut vorbereiten können und es Ihnen besser gelingen kann, ruhig und sachlich zu bleiben.
Böse Absichten unterstellen
Dauern die Konflikte an, bekommen viele Eltern den Eindruck, dass der andere Elternteil ein böser Mensch ist, der absichtlich handelt, nur um einem selbst zu schaden. Eine solche Haltung wirkt sich allerdings ungünstig auf das eigene Verhalten im Konflikt aus, da man das Gefühl hat, ständig gegen den anderen ankämpfen und sich verteidigen zu müssen. Kennen Sie „Die Geschichte mit dem Hammer“ von dem Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawik? Sie veranschaulicht diese Problematik überspitzt, was Sie in diesem PDF nachlesen können:
Können Sie sich an eine Situationen erinnern, in der es Ihnen mit dem anderen Elternteil ähnlich ergangen ist?
Die Vorstellung, dass der andere einfach böse ist, lässt einen ziemlich hilflos zurück, da dann nicht mehr mit einer Veränderung zu rechnen ist. Es mag natürlich Fälle geben, in denen der andere tatsächlich aus Rache oder egoistischen Zielen heraus handelt. In der Regel wünschen sich allerdings beide Elternteile das Beste für ihre Kinder und wollen nach der Trennung weiterhin die Möglichkeit haben, als Elternteil für sie da zu sein.
Eltern-Tipp
Verändern Sie Ihre innere Haltung zum anderen Elternteil. Versuchen Sie sein Verhalten vor dem Hintergrund zu verstehen, dass auch er sich das Beste für Ihre Kinder wünscht. Versetzen Sie sich in die Lage des anderen Elternteils und denken Sie darüber nach, wie Sie in der Situation handeln würden. Ein Verständnis für die Lage des anderen ermöglicht es häufig, aus dem „Kampfmodus“ auszubrechen, erleichtert einen sachlichen Austausch und schafft Spielraum für eine gemeinsame Lösung des Problems.
Auf jeden Vorwurf mit einem Gegenvorwurf reagieren
Kennen Sie das? Der andere Elternteil ist unzufrieden, wie eine Situation abgelaufen ist, und macht Ihnen Vorwürfe. Sie ärgern sich und möchten dies natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Sie rechtfertigen sich und machen dem anderen Elternteil im Gegenzug Vorwürfe zu Verhaltensweisen, die Sie an ihm stören, die aber (wenn Sie ehrlich zu sich sind), nur sehr entfernt etwas mit dem aktuellen Problem zu tun haben. Der andere Elternteil reagiert ebenfalls mit Rechtfertigungen und Gegenvorwürfen und schnell ist die Situation wieder hochgekocht und das eigentliche Problem ist nicht geklärt.
Eltern-Tipp
Üben Sie sich darin, auf Vorwürfe des anderen Elternteils, ruhig und gelassen zu reagieren. Empfehlungen, wie das leichter gelingen kann, finden Sie auf der Seite „Mit Stress umgehen“ . Auf der Seite „Kommunikation mit dem anderen Elternteil“ finden Sie zudem Informationen, wie es Ihnen besser gelingen kann, beim eigentlichen Thema zu bleiben. Hören Sie mit Ihrem „Sach-Ohr“ hin, statt mit Ihrem „Beziehungs-Ohr“. Schulen Sie sich darin, Vorwürfe des anderen weniger als persönlichen Angriff gegen Sie zu werten, sondern eher als (ungeschickten) Ausdruck eines Bedürfnisses. Fragen Sie sich, welchen Wunsch oder welches Bedürfnis der andere Ihnen eigentlich mitteilen wollte. Verzichten Sie auf Rechtfertigungen und Gegenvorwürfen. Erkundigen Sie sich stattdessen beim anderen Elternteil, ob er einen Vorschlag hat, wie man die Situation in Zukunft besser regeln könnte, oder bringen Sie selbst einen Lösungsvorschlag ein.
Auf keine Bitten und Vorschläge mehr eingehen
Eltern mit nicht endenden Konflikten schildern häufig, dass sie sich vom anderen ungerecht behandelt und benachteiligt fühlen. Der Wunsch, Gerechtigkeit herzustellen, führt manchmal dazu, dass Eltern sehr starr auf ihrer Haltung beharren und nicht mehr bereit sind, auf den anderen zuzugehen und nach Lösungen und Kompromissen zu suchen, die für beide annehmbar sind. Manche Eltern nehmen sogar negative Konsequenzen für sich oder die Kinder in Kauf, nur um nicht nachzugeben.
Eltern-Tipp
Rechnen Sie Vergangenes nicht gegeneinander auf. Konzentrieren Sie sich stattdessen darauf, wie Sie für die jetzige Situation eine gute Lösung finden können. Lehnen Sie Wünsche und Vorschläge des anderen Elternteils nicht pauschal ab, sondern setzen Sie sich mit diesen offen auseinander.
Möglichweise überschreitet eine Forderung bei Ihnen eine Grenze, sodass Sie nicht zustimmen können. Dann ist es wichtig, dem anderen Elternteil die Gründe für Ihre Haltung sachlich zu erklären. Vielleicht ist der Vorschlag aber auch gar nicht so schlecht oder das Thema gar nicht so wichtig, dass es sich überhaupt lohnt, darüber zu streiten. Vielleicht können Sie dem anderen auch einen Schritt entgegenkommen und einen Kompromiss vorschlagen. Auch wenn das Ergebnis nicht ganz Ihren Vorstellungen entspricht, ist ein Kompromiss für Sie und die Kinder in dieser Situation vielleicht immer noch besser, als sich immer weiter zu streiten. Oft kann es aber auch sinnvoll sein, sich fachliche Unterstützung zu suchen, um Lösungen zu finden.
Um die Schuldfrage kreisen
Bei nicht endenden Konflikten neigen viele Eltern dazu, um die Frage zu kreisen, wer eigentlich die Schuld an der jetzigen Situation oder einem bestimmten Problem trägt. Es kommt zu Vorwürfen, man fühlt sich ungerecht behandelt und will sich verteidigen, es kommt zu Gegenvorwürfen ... Das eigentliche Thema verliert man dabei zunehmend aus dem Blick und die Chance auf eine gemeinsame Lösung schwindet.
Eltern-Tipp
Verzichten Sie auf die Klärung der Schuldfrage. Gehen Sie auf mögliche Vorwürfe des anderen nicht ein, auch wenn es schwerfällt. Bereiten Sie sich mit dem Leitfaden auf schwierige Gespräche mit dem anderen Elternteil vor. Dies hilft dabei, sich auf das Ziel des Gesprächs zu konzentrieren.
PDF Herunterladen„Kuhhandel“ vorschlagen
Manche Eltern geraten im Laufe nicht endender Konflikte in einen Schlagabtausch aus gegenseitigen Forderungen, z. B. „du darfst Amir nur sehen, wenn du mehr Unterhalt zahlst“, „ich bringe Lilly dienstags nur zum Schwimmen, wenn du endlich meiner Forderung nach mehr Umgang zustimmst.“ Für den anderen fühlt sich das wie Erpressung an, führt meist zu viel Ärger und selten zu stabilen Lösungen. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Erfüllung Ihrer nächsten Bitte, vom anderen Elternteil ebenfalls an Bedingungen geknüpft wird.
Eltern-Tipp
Betrachten Sie jedes Problem für sich und versuchen Sie dafür eine Lösung zu finden, die zu den Bedürfnissen Ihrer Kinder passt. Setzen Sie Ihre Kinder niemals als Druckmittel ein, um Forderungen beim anderen durchzusetzen. Fragen Sie sich immer: Was ist für meine Kinder gerade die beste Lösung?
Dem anderen die Fähigkeit absprechen, sich um die Kinder zu kümmern
Bei manchen Eltern entwickelt sich im Zuge nicht endender Konflikte die Sorge, dass der andere Elternteil sich nicht nur ihnen, sondern auch den Kindern gegenüber in herausfordernden Situationen negativ verhalten könnte. Manche Eltern können sich die Verhaltensweisen des anderen im Konflikt nur noch durch das Vorliegen einer psychischen Erkrankung oder Persönlichkeitsstörung erklären. Solche Vorwürfe können für den anderen Elternteil allerdings extrem verletzend sein und können die Angst schüren, dass der andere ihm den Kontakt zu den Kindern verbieten will, was den Konflikt meist erheblich anfacht.
Eltern-Tipp
Wenn Sie keine konkreten Hinweise auf negative Verhaltensweisen des anderen Elternteils gegenüber den Kindern haben, ist es ratsam, sich mit entsprechenden Vorwürfen zurückhalten, ebenso wie mit der Zuschreibung von „Diagnosen“. Sehen Sie tatsächlich konkrete Hinweise dafür, dass der andere Elternteil Schwierigkeiten hat, die Zeit mit den Kindern angemessen zu gestalten, ist es dennoch ratsam, dem anderen Elternteil nicht pauschal seine Fähigkeit als Elternteil abzusprechen. Soweit ein Austausch mit dem anderen Elternteil möglich ist, sollten Sie ihn auf konkrete Situationen ansprechen und mitteilen, was Sie stattdessen erwarten. Zudem ist es sinnvoll, sich ans Jugendamt oder eine Beratungsstelle zu wenden, um eine fachliche Einschätzung der Situation einzuholen und sich über Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren.
Die Erziehung des anderen unterlaufen
Manche Eltern geraten immer wieder in Konflikte, weil sie unterschiedliche Vorstellungen von der Erziehung ihrer Kinder haben. In diesen Situationen kommt es häufig dazu, dass Eltern den jeweils anderen Elternteil immer wieder für sein Erziehungsverhalten (auch vor den Kindern) kritisieren, das Gefühl haben, ständig „Erziehungsfehler“ beim anderen ausgleichen zu müssen, und Regelungen und Verbote des anderen wieder aufheben und mit eigenen Regelungen ersetzen. Eltern behindern sich damit gegenseitig in der Erziehung ihrer Kinder und unterlaufen gegenseitig ihre Autorität. Dadurch fehlt es den Kindern zunehmend an Orientierung und die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Verhaltensproblemen steigt. Die Situation führt folglich bei allen Familienmitgliedern zu erheblichen Belastungen und hält die Konflikte am Laufen.
Eltern-Tipp
Trotz Meinungsverschiedenheiten ist es wichtig, einen Weg zu finden, in der Erziehung mit dem anderen Elternteil zusammen, statt gegeneinander zu arbeiten. Ein „paralleles Elternmodell“ kann bei der Umsetzung helfen. Das bedeutet, dass man die persönliche Kommunikation auf ein Mindestmaß beschränkt, während man für wichtig Regelungen schriftliche Vereinbarungen trifft. Damit dies funktioniert, ist es wichtig, dass Sie akzeptieren, dass der andere Elternteil manche Dinge in der Erziehung anders macht als Sie. In der Regel kommen Kinder gut mit gewissen Unterschieden bei den Eltern zurecht. Sie treffen auch sonst in ihrem Alltag oft auf unterschiedliche Erziehungsstile, z. B. in Kindergarten, Schule, Hort oder bei den Großeltern. Gestalten Sie die Zeit mit Ihren Kindern nach Ihren Vorstellungen und gestehen Sie dies auch dem anderen Elternteil zu.
Wenn Sie mit dem anderen Elternteil schriftliche Vereinbarungen treffen möchten, finden Sie im Bereich „Trennung rechtlich durchdenken“ Vorlagen zum Ausdrucken
Lagerbildung Freund vs. Feind
Wenn man durch nicht endende Konflikte belastet ist, ist es wohltuend und hilfreich, wenn man Rückhalt durch Freunde, Familie oder Fachkräfte erfährt. Dabei kommt es allerdings manchmal dazu, dass man von Personen, die einen unterstützen möchten, aber nur die eigene Sichtweise kennen, immer weiter in der eigenen negativen Haltung und ungünstigen Verhaltensweisen bestärkt wird. Auf der anderen Seite neigt man dazu, Personen, die mitunter Verständnis für Bedürfnisse und Wünsche des anderen Elternteils äußern und versuchen zu vermitteln, schnell Unverständnis oder einen Vertrauensbruch zu unterstellen. Mit der Zeit teilt man so sein Umfeld immer mehr in ein „Lager von Freunden“ auf, von denen man Bestätigung erhält, und ein „Lager von Feinden“. In einer solchen Situation ist jedoch meist nur noch wenig Veränderung möglich.
Eltern-Tipp
Personen im Umfeld, mit denen man über die Belastungen durch die Konflikte sprechen kann, sind eine wichtige Stütze. Wenn Sie sich ein Ende der Konflikte wünschen, ist es allerdings auch wichtig, dass Sie weiterhin offen bleiben für Stimmen, die auch die Sichtweise des anderen Elternteils einbeziehen, versuchen zu vermitteln und nicht nur das Verhalten des anderen Elternteils, sondern auch Ihr Verhalten kritisch hinterfragen. Fassen Sie solche Hinweise nicht als Kritik an Ihrer Person auf, sondern als Hilfestellung, um langfristig einen Weg aus den belastenden Konflikten herauszufinden.
Eltern-Tipp
Beobachten Sie sich selbst im Alltag!
- Nehmen Sie sich nach Konflikten mit dem anderen Elternteil die Zeit, die Situation im Kopf noch einmal durchzugehen.
- Überprüfen Sie mit der oben stehenden Liste, ob Sie selbst sich konfliktverschärfend verhalten haben.
- Versetzen Sie sich in die Lage des anderen und fragen Sie sich, was das Verhalten beim anderen ausgelöst haben könnte.
- Machen Sie sich einen Plan, wie Sie sich beim nächsten Mal in dieser Situation verhalten wollen.
Quellen & Links
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Quellen
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