Kin­des­wohl und Kin­des­wil­le

ak­tua­li­siert am 31.01.24        von Prof. Dr. Eva Schu­mann      Fa­mi­li­en­recht, Ge­org-Au­gust-Uni­ver­si­tät Göt­tin­gen

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Welche Bedeutung haben Kindeswohl und Kindeswille bei Entscheidungen getrenntlebender Eltern?

Kin­des­wohl und Kin­des­wil­le im­mer be­acht­lich

Als El­tern sol­lten Sie bei al­len Ent­schei­dun­gen im Be­reich der el­ter­li­chen Sor­ge, der Be­treu­ung und des Um­gangs das Kin­des­wohl und den Kin­des­wil­len be­ach­ten. Schließ­lich tref­fen Sie da­bei wich­ti­ge Ent­schei­dun­gen, die prä­gend für das Le­ben Ih­res Kin­des sind. Kin­der möch­ten zu­dem bei wich­ti­gen Ent­schei­dun­gen, die ihr Le­ben be­tref­fen, ein­be­zo­gen wer­den. Da­her ist der Kin­des­wil­le auch ein wich­ti­ges Kri­te­ri­um zur Be­stim­mung des Kin­des­wohls. Kin­des­wohl und Kin­des­wil­le müs­sen aber kei­nes­wegs im­mer über­ein­stim­men.

Kin­des­wohl und Kin­des­wil­le sind nicht nur im Fa­mi­li­en­recht, son­dern auch im Grund­ge­setz und in in­ter­na­tio­na­len Über­ein­kom­men wie der UN-Kin­der­rechts­kon­ven­ti­on ge­schützt. Das Kin­des­wohl um­fasst das ge­sam­te Wohl­er­ge­hen des Kin­des, ins­be­son­de­re

  • das kör­per­li­che, geis­ti­ge und see­li­sche Wohl des Kin­des
  • die Mög­lich­keit, sich zu ei­ner selbst­stän­di­gen und ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ten Per­son ent­wi­ckeln zu kön­nen
  • die Nei­gun­gen und Bin­dun­gen des Kin­des
  • die Wün­sche des Kin­des (Kin­des­wil­le)
El­tern-Tipp:
Paar­kon­flik­te und El­tern­ver­ant­wor­tung klar tren­nen!

Egal, wie stark Ih­re Kon­flik­te un­ter­ein­an­der sind, soll­ten Sie für al­le wich­ti­gen An­ge­le­gen­hei­ten, die Ihr Kind be­tref­fen, ge­mein­sam Lö­sun­gen fin­den. Da­bei soll­ten nicht Ih­re In­ter­es­sen im Vor­der­grund ste­hen, son­dern die Be­dürf­nis­se und Wün­sche des Kin­des.

Rundes Icon, das für den Inhaltsbereich "Fair trennen und gemeinsam erziehen" steht. Gezeigt wird eine Familie in Halbfrontalansicht. Mutter und Vater blicken mit sorgenvoller Mimik, ihr Sohn im Vordergrund zeigt einen traurigen Gesichtsausdruck.

Im Be­reich "Fair tren­nen & ge­mein­sam er­zie­hen" fin­den Sie aus­führ­li­che In­for­ma­tio­nen zum Ein­be­zug kind­li­cher Wün­sche bei Ent­schei­dun­gen zu Um­gangs- und Be­treu­ungs­re­ge­lun­gen.

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Leit­bil­der zur Aus­übung der El­tern­ver­ant­wor­tung

Im Fa­mi­li­en­recht fin­den sich Leit­bil­der zur Aus­übung der El­tern­ver­ant­wor­tung, die das Kin­des­wohl und den Kin­des­wil­len bei Ent­schei­dun­gen zur el­ter­li­chen Sor­ge und zum Um­gang be­son­ders her­vor­he­ben.

In Leit­bil­dern spie­geln sich die Ide­al­vor­stel­lun­gen des Ge­setz­ge­bers wi­der. Es han­delt sich al­so nicht um ver­pflich­ten­de Vor­ga­ben, son­dern um Ori­en­tie­rungs­hil­fen für das ei­ge­ne Han­deln. In ei­nem Ver­fah­ren vor dem Fa­mi­li­en­ge­richt kann es aber durch­aus ei­ne Rol­le spie­len, in wel­chem Ma­ße Sie in der La­ge sind, die In­ter­es­sen Ih­res Kin­des zu be­rück­sich­ti­gen.

Bei­spie­le zu Leit­bil­dern im Fa­mi­li­en­recht: 

§ 1627 BGB legt aus­drück­lich fest, dass die El­tern die Sor­ge in ge­gen­sei­ti­gem Ein­ver­neh­men zum Wohl des Kin­des aus­üben und sich bei Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten ei­ni­gen sol­len. Die Norm gilt auch für ge­trennt­le­ben­de El­tern mit ge­mein­sa­mer Sor­ge, et­wa bei der Ent­schei­dung über das Be­treu­ungs­mo­dell oder den Um­fang des Um­gangs. In Be­tracht kommt, dass das Kind bei ei­nem El­tern­teil lebt und mit dem an­de­ren El­tern­teil re­gel­mä­ßig Um­gang hat (so­ge­nann­tes Re­si­denz­mo­dell), oder dass bei­de El­tern im Wech­sel das Kind be­treu­en (so­ge­nann­te ge­teil­te Be­treu­ung). Bei der kon­kre­ten Aus­ge­stal­tung der Be­treu­ung oder des Um­gangs, aber auch bei el­ter­li­chen Ent­schei­dun­gen zu ein­zel­nen wich­ti­gen An­ge­le­gen­hei­ten des Kin­des, wie et­wa der Schul­wahl, soll­en das Kin­des­wohl und der Kin­des­wil­le stets be­rück­sich­tigt wer­den.

§ 1626 Absatz 2 BGB gibt den El­tern aus­drück­lich vor, bei der Pfle­ge und Er­zie­hung „die wach­sen­de Fä­hig­keit und das wach­sen­de Be­dürf­nis des Kin­des zu selb­stän­di­gem ver­ant­wor­tungs­be­wuss­tem Han­deln“ zu be­rück­sich­ti­gen. Das be­deu­tet, dass El­tern wich­ti­ge Fra­gen der el­ter­li­chen Sor­ge mit dem Kind al­ters­ge­recht be­spre­chen und mit die­sem ge­mein­sam ei­ne Lö­sung ent­wi­ckeln sol­len. Die Wün­sche des Kin­des sind ernst zu neh­men und der Kin­des­wil­le ist als wich­ti­ges Kri­te­ri­um in die Ent­schei­dung der El­tern ein­zu­be­zie­hen. Dies gilt ge­ra­de für Ent­schei­dun­gen zur Be­treu­ung des Kin­des oder zum Um­gang, die das Le­ben des Kin­des un­mit­tel­bar be­tref­fen und sich auf sei­ne wei­te­re Ent­wick­lung stark aus­wir­ken kön­nen. Be­reits mit Kin­dern ab drei bis vier Jah­ren kann die kon­kre­te Aus­ge­stal­tung der Be­treu­ung oder des Um­gangs al­ters­ge­recht be­spro­chen wer­den. Grund­sätz­lich gilt für al­le Ent­schei­dun­gen, die für das Kind von er­heb­li­cher Be­deu­tung sind, dass die­se nicht ge­gen den Wil­len des Kin­des ge­trof­fen und um­ge­setzt wer­den soll­ten.

Zum Wohl des Kin­des ge­hört in der Re­gel der Um­gang mit bei­den El­tern (§ 1626 Absatz 3 Satz 1 BGB ). Auch wenn es viel­leicht im Ein­zel­fall schwie­rig ist, den Um­gang um­zu­set­zen, et­wa weil die El­tern­woh­nun­gen nach ei­ner Tren­nung sehr weit aus­ein­an­der­lie­gen, soll­te al­les ver­sucht wer­den, um ei­ne gu­te Lö­sung für das Kind und bei­de El­tern zu fin­den. Die kon­kre­te Aus­ge­stal­tung des Um­gangs soll­te die Be­dürf­nis­se und Wün­sche des Kin­des be­rück­sich­ti­gen. So kann es für das Kind sehr an­stren­gend sein, wenn es re­gel­mä­ßig ei­ne län­ge­re Stre­cke zwi­schen den El­tern­häu­sern auf sich neh­men muss. In die­sem Fall kann es sich zum Wohl des Kin­des an­bie­ten, dass das Kind den Um­gangs­el­tern­teil in grö­ße­ren Ab­stän­den be­sucht, da­für aber län­ge­re Zeit dort­bleibt. Aber auch das Al­ter und die in­di­vi­du­el­len In­ter­es­sen des Kin­des sind bei der Aus­ge­stal­tung des Um­gangs an­ge­mes­sen zu be­rück­sich­ti­gen. De­ment­spre­chend kön­nen im Ver­lauf der Kind­heit die Kon­tak­te mal in klei­ne­ren oder grö­ße­ren Ab­stän­den so­wie über kür­ze­re oder län­ge­re Zei­ten aus­ge­stal­tet wer­den.

Cartoon von Renate Alf. Getrenntes Elternpaar steht sich an Schaukel gegenüber. Sie schubsen ihre beiden lachenden Kinder, die in der Schaukel sitzen an. Darüber steht: Eltern bleiben Eltern.

Wie verhalten sich Kindeswohl und Kindeswille zueinander und zu den Rechten der Eltern?

Ver­hält­nis von El­tern­rech­ten zum Kin­des­wohl und Kin­des­wil­len

El­tern dür­fen ih­re Kin­der grund­sätz­lich frei von staat­li­cher Ein­mi­schung er­zie­hen und die el­ter­li­che Sor­ge und den Um­gang nach ih­ren ei­ge­nen Vor­stel­lun­gen aus­ge­stal­ten. Die­ser Vor­rang der El­tern­ver­ant­wor­tung ist im Grund­ge­setz nie­der­ge­legt und gilt, so­lan­ge die El­tern das Wohl ih­res Kin­des nicht ge­fähr­den (Art. 6 Absatz 2 GG ).

Mit zu­neh­men­dem Al­ter des Kin­des ha­ben die El­tern den Wil­len des Kin­des bei ih­ren Ent­schei­dun­gen stär­ker zu be­rück­sich­ti­gen und ih­re ei­ge­nen In­ter­es­sen zu­rück­zu­stel­len. Das Grund­ge­setz schützt näm­lich auch das Selbst­be­stim­mungs­recht des Kin­des (Art. 2 Absatz 1 GG und Art. 1 Absatz 1 GG ). Ge­ra­de bei Ent­schei­dun­gen im höchst­per­sön­li­chen Be­reich, wie z. B. dem Um­gang mit ei­nem El­tern­teil oder mit Drit­ten, ist es da­her be­son­ders wich­tig, den Kin­des­wil­len zu be­rück­sich­ti­gen.

El­tern­ver­ant­wor­tung soll dem Wohl des Kin­des die­nen

Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt be­grün­det den Vor­rang der El­tern­ver­ant­wor­tung da­mit, dass „in al­ler Re­gel El­tern das Wohl des Kin­des mehr am Her­zen liegt als ir­gend­ei­ner an­de­ren Per­son oder In­sti­tu­ti­on“. Da­mit ver­bun­den ist aber auch die Er­war­tung, dass El­tern bei al­len das Kind be­tref­fen­den Ent­schei­dun­gen die In­ter­es­sen ih­res Kin­des best­mög­lich ver­wirk­li­chen und ge­mein­sam zum Woh­le des Kin­des han­deln.

Aus­ein­an­der­fal­len von Kin­des­wohl und Kin­des­wil­le

Schwie­rig wird es dann, wenn die Wün­sche des Kin­des aus Sicht der El­tern nicht dem Wohl des Kin­des ent­spre­chen. So kann es sein, dass das Kind an­de­re Vor­stel­lun­gen als die El­tern über die kon­kre­te Aus­ge­stal­tung der Be­treu­ung oder des Um­gangs hat. Hier gilt: Je äl­ter das Kind, de­sto wich­ti­ger ist die Be­rück­sich­ti­gung des Kin­des­wil­lens. In der Pra­xis kommt es sel­ten vor, dass sich im El­tern­kon­flikt ein El­tern­teil auf das Wohl des Kin­des be­ruft und der an­de­re auf den Wil­len des Kin­des – bei­spiels­wei­se, wenn es um den Um­fang des Um­gangs mit dem Kind geht. Auch hier kön­nen oft im ge­mein­sa­men Ge­spräch mit dem Kind Kom­pro­mis­se ge­fun­den wer­den. In je­dem Fall soll­ten Sie aber ver­mei­den, den Kin­des­wil­len zur Durch­set­zung Ih­rer ei­ge­nen In­ter­es­sen zu be­ein­flus­sen oder gar zu ma­ni­pu­lie­ren. Ei­ne sol­che In­stru­men­ta­li­sie­rung des Kin­des kann näm­lich des­sen Wohl ge­fähr­den und sich in ei­nem spä­te­ren Sor­ge­rechts- oder Um­gangs­ver­fah­ren vor Ge­richt für Sie ne­ga­tiv aus­wir­ken.

Zwischen einer Mutter und ihrem Kind ist eine Wippe, die auf Seiten der Mutter nach unten und auf Seiten des Kindes nach oben geneigt ist. Zwei große Pfeile zeigen in die jeweilige Schwungrichtung der Wippe.
Kon­flik­te ge­mein­sam lö­sen und da­bei die Be­lan­ge des Kin­des be­rück­sich­ti­gen


Ent­schei­dun­gen über die Aus­übung der el­ter­li­chen Sor­ge, für ein be­stimm­tes Be­treu­ungs­mo­dell oder über den Um­fang des Um­gangs be­tref­fen un­mit­tel­bar die Be­zie­hung zu Ih­rem Kind und kön­nen sich auf die wei­te­re Ent­wick­lung des Kin­des stark aus­wir­ken. Ver­su­chen Sie bei Kon­flik­ten, nicht nur Ih­re In­ter­es­sen, son­dern auch das Wohl und den Wil­len Ih­res Kin­des so­weit wie mög­lich zu be­rück­sich­ti­gen. Ziel soll­te es sein, zum Woh­le des Kin­des ei­ne ein­ver­nehm­li­che Lö­sung zu fin­den und Kom­pro­mis­se ein­zu­ge­hen, z. B. durch ei­ne An­pas­sung der kon­kre­ten Aus­ge­stal­tung der Be­treu­ung oder des Um­gangs. Sie soll­ten es in je­dem Fall ver­mei­den, den Wil­len Ih­res Kin­des zu über­ge­hen oder zu bre­chen, denn auch dies kann sein Wohl ge­fähr­den.

Hil­fe & Un­ter­stüt­zung an­neh­men


Die kos­ten­lo­sen Be­ra­tungs- und Un­ter­stüt­zungs­an­ge­bo­te des Jugendamtes oder von Erziehungs- und Familienberatungsstellen kön­nen Ih­nen da­bei hel­fen, Lö­sun­gen zu fin­den, bei de­nen Wohl und Wil­le Ih­res Kin­des an­ge­mes­sen be­rück­sich­tigt wer­den.

Schlich­tung des El­tern­kon­flikts durch das Fa­mi­li­en­ge­richt

Ge­lingt ei­ne Lö­sung des Kon­flikts trotz Be­ra­tung und Un­ter­stüt­zung nicht, dann kön­nen Sie sich an das Fa­mi­li­en­ge­richt wer­den. Die­ses wird zu­nächst dar­auf hin­wir­ken, dass Sie sich ei­ni­gen. Ge­lingt dies nicht, dann ent­schei­det das Ge­richt nach ei­ner An­hö­rung des Kin­des. Es trifft da­bei die Ent­schei­dung, die un­ter Be­rück­sich­ti­gung der be­rech­tig­ten In­ter­es­sen der El­tern dem Wohl des Kin­des am bes­ten ent­spricht.

El­tern-Tipp:
Vor­ge­hen im Kon­flikt­fall

Das Schaubild zeigt das Vorgehen im Konfliktfall in drei Schritten: 1. Konflikt durch Kommunikation lösen, 2. Beratung und Unterstützung einholen, 3. das Familiengericht zur Klärung hinzuziehen.

Wie berücksichtigt das Familiengericht Kindeswohl und Kindeswille bei seinen Entscheidungen zur Sorge und zum Umgang?

Strei­ten sich die El­tern vor Ge­richt über die Aus­übung der el­ter­li­chen Sor­ge, die Aus­ge­stal­tung der Be­treu­ung oder den Um­fang des Um­gangs, dann ist das Kin­des­wohl das zen­tra­le Kri­te­ri­um für die Ent­schei­dung des Fa­mi­li­en­ge­richts.

Ein wich­ti­ges Kri­te­ri­um des Kin­des­wohls ist der Kin­des­wil­le

Die Fa­mi­li­en­ge­rich­te zie­hen bei Ent­schei­dun­gen zur el­ter­li­chen Sor­ge und zum Um­gang meh­re­re Kri­te­ri­en her­an, um das Kin­des­wohl zu be­stim­men. Da­zu ge­hö­ren bei­spiels­wei­se die Bin­dun­gen des Kin­des zu den El­tern und Ge­schwis­tern oder die Eig­nung ei­nes El­tern­teils zur Er­zie­hung und För­de­rung des Kin­des. Der Wil­le des Kin­des ist da­bei ein be­son­ders wich­ti­ges Kri­te­ri­um zur Be­stim­mung des Kin­des­wohls und kann mit zu­neh­men­dem Al­ter des Kin­des so­gar aus­schlag­ge­bend sein. Aber auch bei jün­ge­ren Kin­dern kann der Wil­le ent­schei­dend sein, ins­be­son­de­re wenn ein Nicht­be­ach­ten des Kin­des­wil­lens das Wohl des Kin­des ge­fähr­den wür­de.

Kin­des­wohl und Kin­des­wil­le stim­men häu­fig über­ein, kön­nen aber auch aus­ein­an­der­fal­len

So kann es z. B. sein, dass ein El­tern­teil ob­jek­tiv zur Er­zie­hung und För­de­rung des Kin­des et­was bes­ser als der an­de­re El­tern­teil ge­eig­net ist, das Kind aber lie­ber bei dem an­de­ren El­tern­teil le­ben möch­te. Zu be­ach­ten ist da­bei, dass der Kin­des­wil­le kei­nes­wegs im­mer „ver­nünf­tig“ sein muss, denn er ist häu­fig auch emo­tio­nal be­stimmt und wird von den Bin­dun­gen des Kin­des be­ein­flusst.

Er­mitt­lung des Kin­des­wil­lens durch das Fa­mi­li­en­ge­richt

Um den Kin­des­wil­len zu er­mit­teln und bei der Ent­schei­dung be­rück­sich­ti­gen zu kön­nen, hört das Fa­mi­li­en­ge­richt das Kind an. Die Kin­des­an­hö­rung hat da­bei zwei Funk­tio­nen: Die Äu­ße­rung des Kin­des­wil­lens ist zum einen Aus­druck der Selbst­be­stim­mung des Kin­des und gibt dem Ge­richt zum an­de­ren die Mög­lich­keit, Er­kennt­nis­se zu den Nei­gun­gen und Bin­dun­gen des Kin­des zu er­lan­gen. Da­her kann auch ein durch einen El­tern­teil be­ein­flus­s­ter Kin­des­wil­le be­acht­lich sein, wenn er Aus­druck schüt­zens­wer­ter Bin­dun­gen des Kin­des ist, wie z. B. der be­son­de­ren Ver­bun­den­heit des Kin­des zu die­sem El­tern­teil.

Aus­nah­men von der Be­rück­sich­ti­gung des Kin­des­wil­lens

Nur aus­nahms­wei­se wird das Ge­richt den Kin­des­wil­len nicht maß­geb­lich be­rück­sich­ti­gen, ins­be­son­de­re wenn...

  • ein ma­ni­pu­lier­ter Kin­des­wil­le vor­liegt und die Äu­ße­run­gen des Kin­des nicht sei­nen wirk­li­chen Bin­dun­gen ent­spre­chen, oder
  • der Kin­des­wil­le das Wohl des Kin­des ge­fähr­det

Hier fin­den Sie wei­te­re wich­ti­ge Ge­richts­ent­schei­dun­gen zur Be­rück­sich­ti­gung von Kin­des­wohl und Kin­des­wil­le in Um­gangs- und Sor­ge­rechts­ver­fah­ren:

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Vor­ge­hen des Fa­mi­li­en­ge­richts in Sor­ge- und Um­gangs­ver­fah­ren

Das Schaubild zeigt das Vorgehen des Familiengerichts. Kann keine einvernehnmliche Lösung gefunden werden, trifft es selbst die Entscheidung, indem es sich der Position anschließt, die mit den Interessen des Kindes stärker übereinstimmt.

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Quellen

Mehr zum The­ma

Hier fin­den Sie In­for­ma­tio­nen zu Quel­len der In­hal­te die­ser Sei­te.

Als Quel­len wur­den un­ter an­de­rem ver­wen­det:

Iva­nits, N. (2012). Die Stel­lung des Kin­des in auf Ein­ver­neh­men zie­len­den ge­richt­li­chen und au­ßer­ge­richt­li­chen Ver­fah­ren in Kind­schafts­sa­chen. Pe­ter Lang.

Schnei­der, S. (2021). Be­din­gun­gen für die kin­des­wohl­di­en­li­che Prak­ti­zie­rung des Wech­selm­odells. Ei­ne in­ter­dis­zi­pli­näre Be­trach­tung de le­ge la­ta und de le­ge fe­ren­da. Wolf­gang Metz­ner Ver­lag.

Schu­mann, E. (2018). Ge­mein­sam ge­tra­ge­ne El­tern­ver­ant­wor­tung nach Tren­nung und Schei­dung – Re­form­be­darf im Sor­ge-, Um­gangs- und Un­ter­halts­recht? in: Ver­hand­lun­gen zum 72. Deut­schen Ju­ris­ten­tag, hrsg. von der Stän­di­gen De­pu­ta­ti­on des Deut­schen Ju­ris­ten­ta­ges, Bd. 1. C.H.Beck.

Wich­ti­ge Ge­richts­ent­schei­dun­gen: 

BVerfG 8.3.2005 – 1 BvR 1986/04 (Be­ach­tung von Kin­des­wohl und Kin­des­wil­len bei Ent­schei­dung über das Um­gangs­recht) 

BVerfG 3.11.1982 - 1 BvL 25/80 (Ge­mein­sa­me el­ter­li­che Sor­ge)

 

Wün­sche der Kin­der ein­be­zie­hen
Der Kin­des­wil­le ist al­ters­ge­recht zu be­rück­sich­ti­gen

Grün­de da­für, warum Sie ihr Kind in Ent­schei­dun­gen ein­be­zie­hen soll­ten, die das Kind be­tref­fen und Vor­schlä­ge, wie das um­ge­setzt wer­den kann, fin­den Sie auf der fol­gen­den Un­ter­sei­te.

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